Von einer Band, die instrumentalen Black-/Industrial-Metal spielt, erhofft man sich wohl vor allem eines: Atmosphäre. In gewisser Weise werden diese Erwartungen von den Franzosen SPEKTR auf ihrem vierten Album „The Art To Disappear“ auch erfüllt, allerdings leider nicht so, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Denn obgleich SPEKTR es darauf tatsächlich schaffen, eine Stimmung mechanisch-präzisen Wahnsinns zu erzeugen, hapert es doch an einigen Stellen, sodass die Platte den Hörer mit eher gemischten Gefühlen zurücklässt.
Zieht man die vorherigen Alben als Vergleich zurate, so springen einem als Erstes das wesentlich hellere Artwork und die etwas kürzere Spielzeit von nicht einmal 40 Minuten ins Auge. Als Nächstes fällt auf, dass SPEKTR diesmal quasi komplett auf Vocals verzichten, anders als noch auf früheren Alben. Man beschränkt sich auf einige mysteriöse Samples („Kill Again“) sowie sporadisch im Hintergrund eingesetzte verstörende Schreie („From The Terrifying To The Fascinating“, „Your Flesh Is A Relic“). Ob man dies als der Stimmung zuträglich empfindet, ist Ansichtssache, grundsätzlich muss es kein Fehler sein.
Musikalisch betrachtet haben SPEKTR sogar einiges zu bieten: die zumeist schnellen und rauen Gitarren knüppeln in feinster Black-Metal-Manier und werden zeitweise geradezu schmerzhaft dissonant gespielt, setzen aber immer wieder komplett aus, um kratzigen, dröhnenden Industrial-Sounds Platz zu machen. Parallel dazu werden die Drumkits entweder gnadenlos brutal oder bedächtig lauernd bearbeitet. Diese Gegensätze werden vermeintlich wahllos abgewechselt, man weiß eigentlich nie so recht, was die nächsten paar Sekunden bereithalten. Bis auf ein paar Wiederholungen von Samples oder Riffs sucht man Strukturen hier vergebens.
Ebenso willkürlich sind die Längen der Songs, die sich grob in kurze Interludes und vergleichsweise lange Tracks gliedern lassen, wobei der abschließende Titeltrack mit seinen gut zehn Minuten der längste ist. Ebenjener Song beendet die Platte, die übrigens sehr auf die Perkussion fokussiert ist, genauso abrupt und unmotiviert. Die erwähnten Merkmale machen die Musik von SPEKTR sehr schwer zugänglich, manchmal wagt sich die Band so weit in den Noise-Bereich vor, dass man die Geräusche kaum noch als Musik wahrnimmt. Unterstrichen wird das ganze nochmal von der lauten, krachenden Produktion, die an sich ja gut zur Musik passt, sofern man damit etwas anfangen kann.
Atmosphärisch ist das Ganze ja schon und auch die metallische Härte kommt keinesfalls zu kurz. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass etwas fehlt, einige Passagen klingen unangenehm „hohl“, was aber womöglich sogar gewollt ist. Es lässt sich also gleichermaßen Positives als auch Negatives über SPEKTR und ihre musikalischen Ergüsse sagen, was bei so unkonventionellen Klängen aber auch weniger verwundert als die Musik selbst. Hörern, die sich in der Schnittstelle zwischen Noise und Black Metal wohlfühlen, könnten durchaus Gefallen an der Platte finden, allen anderen sollten sich einen Blindkauf zweimal überlegen.
Wertung: 5.5 / 10