Review THEO – The Game Of Ouroboros

THEO, wir fahren nicht nach Lodz! Die progressive Rockband um Frontmann Jim Alfredson, der als Keyboarder des Modern-Jazz-Trios Organissimo bekannt ist, kommt aus Lansing, Michigan und hat mit „The Game Of Ouroboros“ ihr erstes Studioalbum im Gepäck. Inspirieren ließ sich die Band von klassischen Rockbands wie Yes, Emerson, Lake & Palmer, King Crimson, Pink Floyd oder Genesis. Das Album erscheint in Europa unter dem Banner von Generation Prog Records und in den USA über Big O Records.

Das übergreifende Thema des Werks befasst sich damit, wie wir auf Macht reagieren. Manche protestieren oder fordern Veränderung, manche schließen sich den Machthabern an, andere ignorieren es. Jim Alfredson ist der Meinung, dass die politische Aktivität der Musik in den 60er-Jahren lange durch unechte und verkaufbare Rebellion ausgetauscht wurde. Mit diesem Release möchte er progressive Musik zurück zu ihren melodischen Wurzeln und das Keyboard wieder an vorderste Front bringen. Er wollte sich ehrfürchtig vor den klassischen Prog-Gruppen zeigen, aber mit eigener Note und weg vom schweren, gitarrengetriebenen Prog, der aktuell vorherrscht. Ambitionierte Ziele also, die er sich mit seinen drei Kollegen vorgenommen hat. Konnte dieses Ziel erreicht werden oder hat man die eigenen Fähigkeiten am Ende überschätzt?

So eröffnet das Album mit einem Telefongespräch, das Anleitungen zur Handhabung der knappen nächsten Stunde beinhaltet und von aufkeimenden Keyboard-Klangwänden ummantelt wird. Diese bauen sich bedrohlich auf, um den Titelsong in eine entspannte 70er-Jahre-Atmosphäre aus Tastenspielereien, dezenten Gitarren und locker-flockigem Schlagzeug zu geleiten. Wiederholt setzt das Quartett unerwartete Intermezzi des Tempowechsels ein, doch auch der Gesang bekommt seine Momente. Diese werden aber nicht ausufernd, sondern eher akzentsetzend genutzt und bieten somit viel Freiraum für die Entfaltung der Instrumentenfraktion. Das ist insofern logisch, da die leitenden Vocals keine qualitative Meisterleistung darstellen, aber durchaus in Ordnung gehen. Auch die typischen Mehrfachgesänge, die man von Bands wie Yes oder Pink Floyd kennt, dürfen nicht fehlen. Man beweist ebenfalls den Mut alle Elemente soweit zurückzufahren, dass nur eine sanft angeschlagene Akustikgitarre und gesprochene Passagen übrig bleiben, bevor sich ein gefühlvolles und intensives Solo entfaltet, das aber keinesfalls kitschig daherkommt. Jedes der sechs Stücke passiert in seinem Verlauf viele verschiedene Gefühle und Begebenheiten, klingt aber immer unverwechselbar nach THEO und „The Game Of Ouroboros“ wirkt dadurch als geschlossene Einheit.

Meine Herren, den Spirit der frühen progressiven Rockkapellen haben THEO ziemlich unverwechselbar eingefangen und in das Jahr 2015 transportiert. Der Plan sich vor Legenden zu verneigen und trotzdem eigene Elemente einzuweben kann somit als erfüllt angesehen werden. Wer also den als Einflüssen genannten Bands sein Herz geschenkt hat, der sollte unbedingt „The Game Of Ouroboros“ antesten. Man muss sich aber im Klaren sein, dass dieses Album viele elektronische Spielereien beinhaltet und geradlinigen Rockfetischisten wohl nur bedingt zusagen wird. Das Prädikat künstlerisch und hochwertig haben sich die US-Amerikaner aber redlich verdient. Bitte weiter so und mehr davon!

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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