(Post Hardcore / Black Metal) In wenigen Genres passiert derzeit so viel Spannendes wie im Black Metal. Erweiterungen um Genres wie Shoegaze, Post Rock, Hardcore, Punk und Indie bringen seit einigen Jahre viele neue Variationen dieser Stilrichtung hervor, was Trveness-Verfechtern die Wut in die weiß geschminkten Gesichter treibt. Derartig engstirnige Personen werden diese Review allerdings schon beim Lesen des Schlagwortes „Post Hardcore“ wieder weggeklickt haben. Die (Weiter-)Entwicklung des Black Metal findet derzeit neben den USA vornehmlich in Frankreich statt, wo sich besonders auf dem Label Les Acteurs De L’Ombre in den letzten Jahren einige kreative und innovative Bands hervorgetan haben. Eine dieser Bands ist DÉLUGE, die mit „Æther“ ein Album vorlegen, das versucht, atmosphärischen Black Metal mit verzweifelten Melodien und Post-Hardcore-Elementen zu verbinden. Während die Versatzstücke aus Post Rock und Post Hardcore überzeugen können, ist das Songwriting oft ein wenig zu stückhaft und sind die Black-Metal-Passagen stellenweise arg eindimensional geraten.
„Avalanche“ beginnt dem Titel entsprechend mit einem unerbittlichem Blastbeatgewitter, grooved sich dann kurz ein, bevor Maxim Febvet sein hasserfülltes, heiseres, tiefes Gebrüll über einen weiteren Black-Metal-Teil packt. Nach nicht ganz zwei Minuten Dauerfeuer verstummt das Schlagzeug, einzelne Gitarrentöne wabern verhallt durch den Raum und gemeinsam mit pulsierenden Trommeln arbeitet sich der Song atmosphärisch nach vorne – nur um danach wieder mit wütendem Gebrüll unterlegt ungestüm nach vorne zu preschen. Immer wieder blitzen auf „Æther“ melodische Momente auf, die kurz zum Durchschnaufen einladen, bevor Blastbeats und monotone Riffs übernehmen. „Æther“ weist eine durchgehend verzweifelte, nahezu hoffnungslose Stimmung auf, ohne dabei allerdings gewollt böse zu klingen, was sicherlich auch am eher im Post-Hardcore angesiedelten Gesang und den ruhigen Momenten liegt, die die Songs intensiver und abwechslungsreicher gestalten.
Im verschleppten, nahezu verträumten, dennoch mit tiefen Riffs unterlegten Beginn von „ Mélas | Kholé“ tritt niemand geringerer als Neige von Alcest mit gehauchten Tönen auf, bevor in Black-Metal-Manier gekeift und gegurgelt wird. Die Songs sind dabei allerdings oft zu vollgepackt mit plötzlichen Brüchen, den immer wiederkehrenden Mustern und nicht sonderlich inspirierten Blastbeatspassagen – was in der zweiten des Hälfte des Albums auf einmal Sinn ergibt und gelingt, da hier das Songwriting schlüssiger ist und sich DÉLUGE mehr Zeit für ihre Songs nehmen. „Houle“ ist dabei ein absolutes Highlight, komplett in sich stimmig und kann mit einem epischen Ende aufwarten. Das instrumentale „Klarträumer“ gerät schließlich zu einem wahren Triumphzug, ist schlüssig komponiert und wartet mit einem wunderschönen Klavieroutro auf.
„Æther“ ist ein atmosphärisches Album, und DÉLUGE sind extrem gut darin, langsam vor sich hin walzende Post-Hardcore-Riffs zu schreiben. Wenn es darum geht, diese mit brachialen Black-Metal-Aussbrüchen zu verbinden, spielen sie ein bestimmtes Muster leider zu konsequent durch, was auf die gesamte Dauer des Albums leider etwas ermüdend wirkt. Dennoch zeigen DÉLUGE mit „Æther“, dass sie Potential besitzen, ein wichtiger Teil der derzeitigen Welle zu sein.
Wertung: 7 / 10