Interview mit Julien Rour Chanut von Hangman’s Chair

Was dem Namen nach sehr nach Black Metal der alten Schule klingt, könnte davon musikalisch weiter kaum entfernt sein – musizieren HANGMAN’S CHAIR doch irgendwo in der Übergangszone zwischen Stoner Rock und klassischem Doom Metal. Wie die Franzosen ihr Album verstanden wissen wollen, stellen sie bereits mit dem Albumtitel klar: „This Is Not Supposed To Be Positive“. Alles weitere zum vierten Album erzählte uns Gitarrist Julien Rour Chanut.

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Hallo Julien, vielen Dank für deine Zeit – wie geht es dir ?
Gut, wenn auch noch immer etwas durcheinander aufgrund der Terroranschläge, die hier in Paris unlängst stattgefunden haben.

Das vierte HANGMAN’S-CHAIR-Album, „This Is Not Supposed To Be Positive“, ist dieser Tage erschienen. Wie waren die Resonanzen und was erwartest du dir von dem Album?
Wir haben in der Presse und im Internet hervorragende Kritiken bekommen. Ich hoffe, es kann uns dabei helfen, für 2016 viele Konzerte zu buchen und eine Sprosse der Leiter weiter nach oben zu klettern.

Das Album ist offensichtlich nicht positiv gemeint. Was an dem Album ist so negativ, oder woher rührt der Albumtitel?
PHOTO-PRESSE-HANGMAN1 -®LEO_KSDer Titel stammt aus einem alten Interview mit Ice T, in dem er sagt:
This is not supposed to be positive. This music is negative, because the streets are negative.You know; so.. in the records you’re gonna hear violence, you’re gonna hear aggressive behaviour by individuals that lived that lifestyle out. You know; that’s why I tell them, it’s not like Steven King who makes a horror movie with a happy ending. They don’t have happy endings, it’s a horror movie. It’s supposed to end horrible, you see! And this is what I do, so.. people that are gonna.. that did like me.. Are gonna be.. really shocked when they hear my new record.”

[Übersetzung: “Das soll nicht positive sein. Diese Musik ist negativ, weil die Straßen negativ sind. Weißt du… Auf den Platten wirst du deshalb die Gewalt hören, du wirst das aggressive Verhalten einiger Leute hören, die diesen Lifestyle gelebt haben. Weißt du… Deshalb sage ich euch, dass es nicht wie Stephen King ist, der Horrorfilme mit Happy End macht. Horrorfilme haben kein Happy End. Es soll schrecklich Enden, verstehst du. Und das ist, was ich mache.. die Leute werden wirklich schockiert sein, wenn sie mein neues Album hören.”]

Genau so soll unsere Gefühlslage aussehen!

Worum geht es dann in den Texten?
Um uns. Unser Leben und wie wir die Welt sehen. Wir sprechen über Depression, Selbstzerstörung und Paranoia. Alle unsere Alben sind Konzeptalben, die man sich am Stück anhören sollte.

Hangman's Chair - This Is Not Supposed To Be PositiveDas Cover ist einerseits sehr düster, andererseits sehr farbig gestaltet. Warum habt ihr euch für ein so buntes Bild entschieden?
Das Artwork hat Dave Decat gemacht, der auch schon das für „Hope///Dope///Rope“ entworfen hat. Er ist ein großer Fan von lebendigen Farben wie Magenta, Pink, Violett oder Orange und die meisten seiner Arbeiten sind in solchen Farben gehalten. Ich finde den Kontrast zwischen Anatole Deiblers Guillotine und diesen hellen Farben sehr interessant – das passt perfekt zu unserer Musik.

Wie würdest du die denn jemandem beschreiben, der noch nichts von HANGMAN’S CHAIR gehört hat?
Wir spielen schweren, kalten und langsamen Rock, als würden Type O Negative auf Free treffen.

Hangman's Chair Hope Dope RopeUnd worin liegt der Unterschied zwischen dem neuen Album und seinen Vorgängern?
Unsere vier Werke sind eine Entwicklung. Es gibt einen Unterschied zwischen unserem ersten und dem letzten Album, klar, aber du kannst auch eine Linie erkennen. Wer auf Melancholie und Heavyness stet, wird genau das in unserer Diskographie finden! Der Unterschied zwischen den Alben ist vor allem technisch, wir nehmen nicht bei jeder Recording-Session gleich auf. Daraus resultiert, dass wir heute vielleicht nicht mehr so roh klingen – alles ist präziser und wir achten auf eine runde Atmosphäre.

Stimmt es, dass Alice In Chains einer eurer Haupteinflüsse sind? Was fasziniert euch an der Band?
Ja, Alice In Chains hatten in der Tat großen Einfluss auf uns. Es gibt ja zwei Alice In Chains, die mit Layne Staley die die ohne ihn. Ich mag beide, aus unterschiedlichen Gründen. Wir sind mit „Dirt“ großgeworden – ich glaube, ich kenne jede einzelne Note dieses Albums. Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Was die zweite Version von Alice In Chains angeht, fasziniert mich einfach, we sie ihre eigene Atmosphäre erzeugen. Ich habe schon Stunden damit verbracht, die ganzen Gitarrenspuren auseinanderzuklamüsern. Das hat mich für Songs wie „Requiem“ definitiv geprägt.

Welche anderen Bands würdest du noch als Inspirationsquelle für eure Musik nennen?
Section 8, Only Living Witness, Starkweather, Neglect, Eyehategod, Temple Of the Dog, Der Blutharsch …

PHOTO-PRESSE-HANGMAN3--®LEO-KS

Einige eurer Songs haben französische Titel. Warum habt ihr euch dafür entschieden, diese Songs in eurer Muttersprache zu benennen?
„Les Enfants Des Monstres Pleurent Leur Désespoir“ [„Die Kinder von Monstern beklagen ihre Verzweiflung“, A.d.Red.] ist ein Satz aus einer Dokumentation über Gérard Depardieu, als er über den Tod seines Sohnes spricht. „Le Rouge Pour Le Sang, Le Bleu Pour La Grâce“ [Rot für das Blut, Blau für die Gnade“, A.d.Red.] war der Farbcode von Anatole Deibler, dem legendären Henker auf dem Albumcover. Es gibt keinen genauen Grund dafür, dass wir diese Titel genommen haben – wir fanden einfach, dass sie auf Französisch gut klingen.

Zu eurem Song „Dripping Low“ habt ihr auch ein Video gedreht. Warum ausgerechnet dieser Song, und was war die Idee hinter dem Video?
“Dripping Low” ist der erste Song auf dem Album und repräsentiert alle Gesichter unserer Musik sehr gut. Was den Stil angeht, das Violett und die Effekte, haben wir uns von Screwed & Chopped inspirieren lassen, vor allem von SpaceGhostPurrp. Die Idee war, bei einer Rollerfahrt durch nächtliche Paris einzufangen.

Also eher Kunst oder eher zwingender Teil der Albumpromotion?
Heutzutage hören viele Leute Musik nur noch auf Youtube, also brauchst du dieses Medium einfach, um dein Album zu bewerben. Aber wenn wir keine gute Idee für ein Video haben, machen wir auch keines. Unsere Musik, unser Bildmaterial und unsere Videos müssen sich gleichwertig sein.

Plant ihr, noch weitere Songs des Albums zu verfilmen?
Ja, vielleicht “Flashback” oder “Cut Up Kids”. Wir brauchen nur noch eine gute Idee und die richtigen Leute, um diese dann auch umzusetzen.

Hangman's Chair

Und wann kann man euch live in Deutschland erleben?
Wir planen derzeit ein paar Shows in Belgien, Holland, Deutschland und Polen für 2016. Dranbleiben!

Zum Abschluss unser traditionelles Brainstorming:
Stoner Rock: Nicht unsere Szene
Flüchtlingskrise: Historisch gesehen waren wir alle irgendwo und irgendwann Flüchtlinge.
Dimebag Darrell: Ich mag Shredding-Gitarristen nicht.
Frankreichs Metalszene: Metal ist definitiv kein Teil der französischen Kultur.
François Hollande: Nicht mein Präsident
Deutschland: Sevilla 1982, Frankreich – Deutschland, Battiston – Schumacher, unvergesslich! (lacht)

Vielen Dank für deine Zeit, die letzten Worte gehören dir:
“This Is Not Supposed To Be Positive” gibt es jetzt auch in Deutschland (via Music Fear Satan / Broken Silence). Vielen Dank!

 

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Foto-Credit: S/W-Bilder – Leo KS

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