Bereits der Blick auf das Album-Cover verrät, dass es sich bei UR DRAUGR um eine außergewöhnliche Band handelt: ein kunstvolles, eigentümliches Ölgemälde, dessen Detailreichtum sich erst bei genauerem Hinsehen offenbart. Ersetzt man die Worte „Ölgemälde“ und „Hinsehen“ durch „Album“ und „Hinhören“, hat man zugleich eine sehr treffende Beschreibung der dahintersteckenden Platte. UR DRAUGR spielen auf ihrem Debüt „With Hunger Undying“ eine interessante Mischung aus Death, Black und Doom Metal mit einigen progressiven Ansätzen.
Das Album zeigt jedoch, dass eine solche untypische Herangehensweise sowohl Segen als auch Fluch sein kann. Denn wenngleich die ungewöhnlichen Melodien und das einzigartige Text-Konzept den Australiern hoch anzurechnen sind, so muss man leider anmerken, dass die Musik sich nur sehr schwerlich einprägt. Dass das trotz aller Virtuosität nicht sein muss, beweisen Opeth schon lange. Apropos Opeth, die Growls von Leadsänger Drew Griffiths erinnern ziemlich stark an die von Mikael Åkerfeldt, werden aber öfters durch schwarzmetallische Screams ergänzt. Die Vocals sind leider überhaupt nicht verständlich, zum Teil sind sie auch recht tief im Mix begraben, doch es ist empfehlenswert, sich die Texte dazu durchzulesen.
Die Gitarren werden über weite Strecken im Tremolo-Stil gespielt und das verdammt unheilverkündend, sodass beispielsweise im kurzen, aber heftigen „Rise Of The Thaumaturge“ eine regelrecht furchteinflößende Raserei ertönt. Die doomigen Passagen sind im Gegenzug eher melodiös, aber ebenso bedrohlich. Mit „Solace Within Torpor“ und „Lethe Drinker“ finden sich hingegen zwei Instrumentals, die sich fast ausschließlich auf akustische Gitarren beschränken.
Das Schlagzeug wird ebenso extrem gespielt wie die Gitarren und macht sich eigentlich keiner Kritik schuldig, allerdings sind einige Beats in manchen Tracks wie zum Beispiel in „Seeds Sown In Famine“ seltsam in den Vordergrund gemischt, was dann einfach merkwürdig klingt. Abgesehen davon gibt es an der Produktion jedoch nichts auszusetzen, sie ist modern und doch rau und kleidet die Musik in ein sehr gut passendes Soundgewand. Dass sich UR DRAUGR keinerlei Konventionen unterwerfen, erkennt man unter anderem auch an den Songlängen. Diese schwanken nämlich in den verschiedensten Abständen zwischen drei und neun Minuten, die Gesamtzeit beläuft sich auf eine Dreiviertelstunde.
Alles in allem lässt sich sagen, dass UR DRAUGR auf ihrem Debüt den Stil ihrer ersten EP etwaigen Erwartungen entsprechend fortgeführt haben. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst beantworten, denn die Musik ist zweifelsohne interessant und eigenständig, lässt aber eine gewisse Eingängigkeit vermissen. Somit braucht es jedenfalls mehrere Durchläufe bis überhaupt die Chance besteht, dass etwas davon im Ohr hängen bleibt. Während des Hörens wissen UR DRAUGR aber trotz einiger Mängel gewiss zu gefallen, weshalb es ziemlich schwer ist, deren Schaffen zu bewerten.
Wertung: 6.5 / 10