„Mockingjay Part 1“ setzte den Startschuss für das furiose zweiteilige Finale der Reihe um den diktatorischen Staat Panem und die als Abschreckung dienenden Hungerspiele. Die Spiele sind vorerst Geschichte, nachdem Katniss Everdeen die Arena am Ende von „Catching Fire“ zerstörte und das Kapitol ihren Heimatdistrikt dem Erdboden gleichmachte. Die Revolution ist dafür im vollen Gange. Bereits zum dritten Mal konnte JAMES NEWTON HOWARD für den untermalenden Score-Soundtrack gewonnen werden. Doch wie gelingt ihm die Umsetzung im Jahr 2014?
Dass das gesamte Release qualitativ gesehen in einer gehobenen Liga spielt ist weniger überraschend. Was „Mockinjay Part 1“ zum Highlight der Soundtrack-Reihe macht sind die ruhigen Töne, die angeschlagen werden. Die Kompositionen bestehen nämlich größtenteils aus sanften Streicherarrangements, die sich in den entscheidenden Momenten überraschend und in kürzester Zeit in einem dramatischen Soundgewand kleiden. Bisweilen verliert man sich dabei fast in post-tonalen Gefilden, die so verstörend und unheimlich klingen wie das Geschehen der inspirierenden Filmszenen. In den kraftvollen Momenten setzt man verstärkt auf Instrumente aus dem Bereich des klassischen Schlagwerks. Jedoch hat JAMES NEWTON HOWARD das Talent diese Ausbrüche kurz vor der Schmerzgrenze zu stoppen und die eigentliche Grundstimmung wieder aufzunehmen ohne den Fluss seiner Musikstücke zu unterbrechen. Neben dieser Neuerung hat der Soundtrack aber eine weitere Besonderheit zu bieten: Erstmals hat JAMES NEWTON HOWARD einen Song geschrieben, der das Hauptaugenmerk auf den Gesang legt. Als Sängerin hat er sich dafür Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence an Bord geholt. „The Hanging Tree“ selbst muss dabei nicht ausschweifend vorgestellt werden, spielt es doch eine wichtige Rolle in der Buch- bzw. Filmvorlage und konnte in Deutschland bis auf Platz eins der Singlecharts klettern. Der Songtext stammt von Autorin Suzanne Collins. Die Melodie stammt von Jeremiah Fraites und Wesley Schultz, die beide Teil der Band The Lumineers sind. Besonders der Songaufbau mit einsetzendem A-Capella-Gesang, einsetzenden Geigen über einen epochalen Chor bis hin zum Einsetzen des Orchesters macht dieses Stück so spannend und gleichzeitig zum Herzstück dieser Veröffentlichung. Gänsehaut inklusive. Im Anschluss kehrt das Release zum bereits beschriebenen Muster zurück, ohne dabei an Klasse oder Intensität zu verlieren und lässt die 70 Minuten in einem gediegenen Rahmen zu Ende gehen.
MIt „Mockingjay Part 1“ erschafft JAMES NEWTON HOWARD ein in sich stimmiges Score-Release, das die zahlreichen emotionalen Momente dieses dritten Teils höchst professionell und mehr als nur würdig umsetzt. Trotz des melancholisch-ruhigen Untertons wird die Dramatik an den richtigen Stellen in den Mittelpunkt gestellt und mit den passenden Elementen vorangetrieben. „The Hanging Tree“ ist außerdem ein erstklassiges Werk, das in einigen Jahren noch als Referenz für die Soundtracks zu „Die Tribute von Panem“ dienen wird. Die Einwohner von Panem sind bereit für ihre wohlmöglich letzte große Schlacht und mit diesem Release kann man voller Vorfreude auf den vierten Teil blicken.
Wertung: 8.5 / 10