AENEAS mischen mit ihrem als „Epic Rock“ bezeichneten Stil vorrangig die heimische Musikszene Augsburgs auf. Nach einiger Liveerfahrung folgte in diesem Jahr das Debütalbum „New Renaissance“, das dem Quartett den Weg in überregionale Gefilde ebnen soll. Gitarrist Ben Eifert beantwortete uns einige Fragen zur Bandgeschichte und der Enstehung des Albums, wirft aber auch einen Blick auf die Vergangenheit und seine Wünsche bzw. Pläne für die Zukunft.
Mit AENEAS hast du dieses Jahr das erste Album „New Renaissance“ veröffentlicht. Erzähl doch bitte ein bisschen zur Entstehung der Band und der Namensgebung, die ja vermutlich an den Stammvater der Römer angelehnt ist.
Maxx Hertweck (Drums), Stefan Krause (Vocals) und ich (Gitarre, Keyboards) haben uns Ende 2012 kennengelernt und sofort beschlossen, was Musikalisches zusammen zu machen. Wir drei sind auch bis heute der harte Kern der Band geblieben. Im Januar 2014 ist uns dann rein zufällig Giuseppe Puzzo über den Weg gelaufen und als sich herausstellte, dass er ein hervorragender Bassist ist, war er auch schon mit von der Partie. Das war großes Glück! Seit der Gründung der Band haben wir mit zwei verschiedenen Keyboardern gearbeitet, die jeweils ein paar Monate dabei waren und die Band auf der Bühne ergänzt haben. Beide hatten gute Ansätze, konnten aber unsere Erwartungen leider nicht erfüllen, so dass wir uns jetzt letztendlich entschlossen haben, zu viert zu bleiben. Das bedeutet zwar verschärftes Multitasking für mich, da ich live Gitarre und Keyboard abwechselnd spiele, aber wir sind als Quartett wendiger, was die Terminplanung angeht, und auch das Gruppengefühl ist seitdem stimmiger.
Was den Bandnamen angeht, war das meine Idee. Mich haben antike Sagen und Mythen schon als Kind fasziniert und das ist bis heute geblieben. Und ja, du hast Recht, AENEAS ist der Sage nach der Vorfahre der Gründer Roms. Er konnte mit einer Schar Überlebender aus dem brennenden Troja fliehen und begab sich auf eine lange beschwerliche Suche nach einer neuen Heimat. Und wir haben uns auf die beschwerliche Suche nach neuer Musik gemacht, deshalb AENEAS.
Im Klangkosmos von AENEAS vermengt ihr diverse Elemente wie Rockmusik, Electronica oder Orchesterklänge. Als Einflüsse werden unter anderem Muse, Woodkid oder Genesis genannt. Habt ihr bei eurer Ausrichtung auch private Vorlieben einfließen lassen?
Die fließen natürlich immer ein, das kann man gar nicht verhindern. Jeder kreative Musiker schöpft aus einem Erfahrungsschatz, der sich aus allem zusammensetzt, was er in seinem bisherigen Leben gehört hat. Trotzdem achten wir sehr darauf, nicht wie eine Kopie von irgendetwas zu klingen. Als wir die Band gegründet haben, hat Stefan gerade viel mit Orchestersounds experimentiert und so haben wir beschlossen, diese Klänge in unsere Musik einzubinden. Die Ursprungsidee bestand ja erst mal darin, die Genres Filmsoundtrack und Rock miteinander zu verbinden. Daher gefällt uns selbst auch die Bezeichnung „Progressive Rock“ für unseren Sound nicht so gut, weil man damit immer die Rockmusik der 70er assoziiert. Bands wie Yes und eben Genesis, aber so klingen wir ja gar nicht. Aus diesem Grund haben wir uns auch den Namen Epic Rock für unsere Musik ausgedacht.
Vor der Veröffentlichung des Debüts habt ihr ja schon zahlreiche Konzerte gespielt. War das von Anfang an so geplant oder ist es eher spontan entstanden? Hatte es eventuell auch Vorteile für die Aufnahme- und Produktionsarbeiten?
Der Grund dafür war schlichtweg der, dass wir uns über die Finanzierung der Albumproduktion noch nicht ganz einig waren. Als das geklärt war, haben wir uns das passende Studio gesucht und losgelegt. Generell war es aber sehr nützlich, alle Songs erst live zu spielen und dann ins Studio zu gehen. So konnten wir die Reaktionen des Publikums auf unsere Musik austesten, bevor wir sie auf einem Album verewigt haben.
Wie waren denn die Arbeiten am ersten Album „New Renaissance“? Wo fanden diese statt und wie lange habt ihr dafür gebraucht?
Die Vorproduktion haben wir in unserem Proberaum gemacht, aufgenommen und gemischt wurde das Album bei „REDCORD YOUR MUSIC“, einem sehr empfehlenswerten kleinen Studio in der Nähe von Freising. Wie lange hat’s gedauert? Tja, die Musik zu schreiben, ging relativ schnell, innerhalb von zwei Monaten hatten wir fast alle Songs des Albums fertig komponiert. Der Longtrack „A Long Way Home“ ist dann ein halbes Jahr später auch innerhalb weniger Wochen entstanden. Was sich dann aber als wirklich zeitaufwändig gestaltet hat, waren die Arrangements. Da wir alle aus dem Rock- und Popbereich kommen, waren die klassischen Orchesterpassagen nahezu komplettes Neuland für uns, da mussten wir viel rumprobieren, da es nicht ganz einfach war, diese Klänge zusammen mit Rockinstrumenten wie Schlagzeug, Bass und Gitarre zum Klingen zu bringen. Da sind einige Überarbeitungen notwendig gewesen, bis wir alle mit dem Ergebnis zufrieden waren.
Die Texte entstanden dann fast gänzlich zum Schluss, als die Musik komplett fertig war. Die Ausnahme macht da „A Long Way Home“, da hatte ich von Anfang an ein festes Konzept im Kopf. Dieser Longtrack war das Ergebnis meiner intensiven Beschäftigung mit dem ersten Weltkrieg, insbesondere mit den Romanen „Im Westen nichts Neues“ und „Der Weg zurück“ von Erich Maria Remarque. Die Lyrics erzählen von der emotionalen Reise eines traumatisierten Kriegsheimkehrers, der sich nicht mehr in sein früheres Leben einfügen kann. Damals bin ich sogar nach Frankreich an die originalen Kriegsschauplätze gefahren. Nach der Lektüre des Romans hat’s mich eiskalt gefroren, als ich mitten in den ehemaligen Schlachtfeldern gestanden bin. Man kann dort fast 100 Jahre später alles noch sehen, die Schützengräben, die Bombentrichter, eben die Schlachtfelder auf denen eine ganze Generation junger Männer verheizt wurde, zum Schluss sogar 16-jährige Jungs. Und viele derer, die das millionenfache Gemetzel überlebt haben, sind als körperliche oder seelische Krüppel heimgekehrt. Persönlich hat mich das für immer zum Pazifisten gemacht. Die künstlerische Verarbeitung davon waren dann die Lyrics von „A Long Way Home“.
Ihr seid ja alle bereits erfahrene Musiker. Kommt man sich da auch mal in die Quere? Wer ist der führende Kopf, wenn es um Songwriting oder Texte geht?
Ob wir uns in die Quere kommen? Du meinst die Schlägereien im Proberaum?! Nein, Spaß beiseite, Klar gibt es Konflikte, aber die gibt es überall, wo Menschen zusammen etwas auf die Beine stellen. Musiker sind ja im Allgemeinen nicht die einfachsten Menschen und da prallen manchmal schon Welten aufeinander. Mit der Zeit haben sich aber Kompetenzbereiche herausgebildet, in denen sich jeder von uns bewegt und sich in die Band einbringen kann. Die Hauptsongwriter sind Stefan und ich. Stefan nimmt immer viele Demos von seinen Ideen auf, manchmal sind das schon fast fertige Songs, oft aber auch nur Fragmente, zu denen jeder noch seine Ideen beisteuert. Viele Songtexte kommen von Maxx, einige von mir. Und wenn alle Songabläufe, alle Gesangsmelodien und alle Drum- und Bassgrooves fertig und alle kreativen Differenzen beigelegt sind, hat meine Wenigkeit die Arschkarte, die endgültige Ausarbeitung in Angriff zu nehmen. Das beinhaltet dann die ganzen Keyboard- und Orchestersounds zu organisieren und ein funktionierendes, klingendes Arrangement
zu erarbeiten. Anschließend muss das dann nochmal etwas abgespeckt und auf diesem Wege livefähig gemacht werden, dass es auch auf der Bühne funktioniert. Das bedeutet erst mal viel Zeit vor dem Computer und wenig Zeit mit der Gitarre, aber das macht auch Spaß!
Kommen wir doch an dieser Stelle etwas genauer auf dich zu sprechen. Deiner Homepage kann man entnehmen, dass du bereits seit deinem fünfzehnten Lebensjahr als Live-Musiker aktiv bist. Welche Bands hast du denn schon in diesem Rahmen unterstützt oder warst dort fester Bestandteil?
Oh, das sind einige, aber (fast) keine davon ist überregional bekannt gewesen. Vor einigen Jahren habe ich in einer Metalband namens „dRaft“ gespielt in der Alexander Göhs hinter dem Mikro gestanden hat. Der singt heute bei der Prog-Metalband „Dante“. Erwähnenswert wäre dann vielleicht noch die Band „Sanction-X“, ebenfalls Metal, bei der ich kurze Zeit als Keyboarder dabei war. Aus dieser Zusammenarbeit ist auch ein Album hervorgegangen, das man erwerben kann. Es heißt „The Last Day“.
Die Gitarre als Instrument begleitet dich schon relativ lange und vor allem bei Konzerten kann man deine Leidenschaft und Passion dafür hören bzw. sehen. Kam für dich jemals ein anderes Instrument in Frage?
Eigentlich sehe ich mich gar nicht so sehr als reinen Gitarristen. Das Komponieren und Produzieren macht mir eigentlich genauso viel Spaß und dann natürlich im Anschluss die Inszenierung der Show mit visuellen Elementen. Die Gitarre ist lediglich das Instrument, das ich dann auf der Bühne spiele und das ich am besten kann. Neben Gitarre spiele ich ja auch noch andere Instrumente wie Bass, Keyboards, Slide-Gitarre und Mandoline und früher habe ich mal ein paar Jahre Saxophon gelernt und mich für verschiedene Perkussionsinstrumente und Violine interessiert. Wenn man weiß, wie die verschiedenen Instrumente „funktionieren“ hilft einem das ungemein beim Komponieren und Arrangieren. Das soll jetzt aber nicht so aussehen, als ob mir Gitarre spielen keinen Spaß macht, natürlich mache ich das für mein Leben gern! Ich bin da nur der Meinung, dass es mehr braucht, als ein einziges Instrument gut zu beherrschen, wenn man interessante Musik machen will.
Neben deinen Bandaktivitäten bist du auch Gitarrenlehrer. War dieser berufliche Weg für dich klar oder gab es eventuell früher einmal andere Vorstellungen?
Nein, eigentlich gab es keine anderen Vorstellungen. Ich habe mit 16 gewusst, was ich im Leben machen will. Der nächste Schritt war dann, einen Weg zu finden, von der Musik zu leben. Der Cover-Mucker, der auf Hochzeiten spielt, kam für mich nie in Frage, weil ich das als kreativen Tod empfinde. Und da mir das Unterrichten viel Spaß macht und ich gerne mit Menschen arbeite, ist es halt das geworden. Nach dem Abi habe ich dann noch ein paar Semester „in der Gegend rumstudiert“, weil meine Eltern mir gesagt haben, ich soll „was Richtiges“ lernen. Das war zu dieser Zeit eher kontraproduktiv für mich, aber Umwege verbessern bekanntermaßen die Ortskenntnis. Heute bin ich da, wo ich hin wollte, und damit bin ich sehr zufrieden.
Was wünscht du dir für die Zukunft? Gibt es eventuell Musiker, mit denen du dir gerne die Bühne teilen würdest oder Ziele, die du erreichen möchtest?
Ein Ziel ist natürlich zusammen mit meinen AENEAS-Jungs noch viel Musik zu schreiben und aufzunehmen und diese dann live zu präsentieren. Außerdem interessiere ich mich dafür, verschiedene Kunstformen wie Musik, Texte und visuelle Elemente miteinander zu verbinden, was wir ja mit AENEAS auf bescheidenem Niveau schon tun. Wenn sich das in Zukunft öfter und mit mehr Budget umsetzen ließe, wäre das toll! Was andere Künstler angeht, faszinieren mich Musiker gar nicht so sehr. Es würde mich sehr reizen, mal in den Bereich Regie hineinzuschnuppern, egal ob beim Film oder im Theater.
Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Dein Lieblingsalbum: Uff, das ist schwierig. Ich habe eine riesige Plattensammlung und tue mir da sehr schwer, mich auf ein einziges Album zu beschränken. Eine Top 5 wäre schon schwierig, aber wenn ich meine Auswahl auf mein Lieblingsalbum der letzten zwei Jahre einschränke, würde ich mich für „The Raven That Refused To Sing“ von Steven Wilson entscheiden. So ein Album kommt alle 20 Jahre mal. Die letzte Platte, die ich im Prog-Bereich so überragend fand, war „Brave“ von Marillion.
Weltall: Da fällt mir ein Album ein, das ich erst neulich gekauft habe, es heißt „Guitar in the Space Age“ und ist vom amerikanischen Jazz-Gitarristen Bill Frisell. Ich bin noch nicht ganz durch, aber was ich bis jetzt gehört habe, klingt großartig!
Angela Merkel: Hab ich keine gute Meinung dazu, wie von (fast) jedem anderen Politiker auch. Meiner Meinung nach sind die meisten Politiker eitle, geltungssüchtige Menschen, die ihr eigenes Gesicht gerne auf Plakaten sehen und den Drang haben, Macht auszuüben. Sie sind nicht besser als jeder von uns, obwohl sie es sein sollten. Einige haben anfänglich eine Vision, unsere Gesellschaft oder gar die Welt besser zu machen, aber die geht mit zunehmender Machtfülle schnell verloren. Letztendlich gehen sie dann Hand in Hand mit großen Wirtschaftsbossen und alles bleibt beim Alten – die Reichen bleiben reich, die Armen bleiben arm, und es werden weiterhin Kriege geführt und unsere Umwelt zerstört. Das klingt jetzt nicht so optimistisch, aber ich glaube da halt nicht mehr an den Weihnachtsmann.
Oktoberfest: Da kann ich nichts dazu sagen, da ich noch nie dort war und mit großer Wahrscheinlichkeit auch nie hingehen werde. Zu viele Menschen auf einem Haufen.
Ben Eifert in 10 Jahren: Hoffentlich erfolgreich mit AENEAS auf Tour, wo wir gerade unser siebtes oder achtes Album vorstellen. Vielleicht bei Live-Shows zusammen mit einem Symphonieorchester. Das wäre großartig!
Ok, dann danke ich dir an dieser Stelle nochmals. Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Kurz und knapp: Leute, wenn euch unsere Musik gefällt, dann kauft unser Album und unterstützt uns bei unserer StartNext-Kampagne, die wir im Januar starten werden, um unsere zweite Scheibe zu finanzieren. Wir machen das bisher alles in Eigenregie und Albumproduktionen kosten eine ganze Stange Geld! Wir werden dann unser Bestes geben und euch 2016 ein zweites cooles AENEAS-Album präsentieren!