Review Nyx – Home

  • Label: Agonia
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

Schon beim Blick auf die Besetzung der deutschen Black-Metal-Newcomer NYX fallen einem zwei Dinge auf. Zum Einen besteht die Truppe lediglich aus zwei Mitgliedern, was bei Metal-Bands eine ziemliche Seltenheit darstellt, zum anderen sind beide weiblichen Geschlechts. Angela Gossow (ehem. Arch Enemy) hat es bereits gezeigt, auch Frauen können Extreme Metal spielen und das auch noch verdammt gut. Bei den zwei Damen von NYX ist es nicht anders.

Der Opener „Beyond“ bricht von der ersten Sekunde an mit unbarmherziger Härte auf den Hörer herab. Hier wird kein schwülstiger Gothic- oder Symphonic Metal gespielt, das hier ist tiefschwarzer Black Metal, nur hin und wieder durch melodische Einsprengsel aufgelockert, die manchmal fast in Post-Black-Metal-Gefilde vordringen. Unheimlich bösartige Screams, die so manch bekanntere Band in den Schatten stellen, wechseln sich mit eiskalten Cleans ab, die hin und wieder zwar noch etwas ungeübt klingen, aber auf ihre Weise durchaus ausdrucksstark sind. So klingen die hallenden Gesänge im erwähnten Opener auf erhabene Weise verachtungsvoll, während sie im schleppend schwermütigen „Deep“ geradezu verzweifelt ertönen.
Die Riffs schwanken zwischen urgewaltigen Tremolo-Ausbrüchen und stimmungsvollen Melodien, ein Beispiel für letztere ist das melancholische Intro von „Going On“. Besonders positiv stechen jedoch das ungewöhnliche Solo in „Chaos Pt. 38“ und das extrem epische Riffing im Titeltrack heraus. Der rhythmisch ansprechendste Song dürfte wohl „S.ave O.ur S.ouls“ sein, das mit seinem leichten Black’n’Roll-Einschlag ein wenig an Selbstentleibung erinnert. Außerdem sind die Double-Bass-Drums hier ganz besonders druckvoll. Doch auch auf den anderen Nummern weiß das Drumming genauso zu gefallen wie das Saitenspiel. Mal gemächlich, mal wütend inklusive Blast-Beat-Gewitter fehlt es hier wirklich an nichts.
Auf Spielereien und Kinkerlitzchen verzichten NYX weitgehend, sodass man auf „Home“ in erster Linie rohen Black Metal zu hören bekommt. Dem ganzen kommt außerdem eine meisterhafte Produktion zugute, die einerseits klar genug ist, um alles heraushören zu können, andererseits aber so rau und kantig ausfällt, dass sie der ohnehin schon aggressiven Musik zusätzliche Härte verleiht. Lediglich der Abschlusstitel „Swallowed Screaming“ verzichtet zugunsten akustischer Gitarren auf deren elektrische Pendants und weitgehend auch auf gutturalen Gesang, erzeugt dabei das Gefühl einer tristen Reise ins Ungewisse.

Angesichts der Überzeugungskraft ihrer Musik, kann man nur hoffen, dass diese Reise NYX in eine erfolgreiche Zukunft führt. „Home“ ist ein bemerkenswertes Album im wahrsten Sinne des Wortes. Ein wenig mehr Eingängigkeit könnte dem noch die Krone aufsetzen, aber nach ein paar Durchläufen setzt sich die Musik schließlich doch noch in der Gehörgängen fest – und wird dort wohlwollend willkommen geheißen.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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