Metal ist zweifelsohne ein Genre der Extreme, doch auf keines der Subgenres trifft das wohl so zu wie auf den Technical Death Metal. Spielerische Virtuosität und kompromisslose Brutalität sind wohl die zwei hervorstechendsten Aspekte ebenjener Musikrichtung. Beides bekommt man auch auf „Laniakea“ geboten, dem Debüt-Album der australischen Newcomer THE RITUAL AURA. Extrem ist auch die Spielzeit der Platte, die mit nur 25 Minuten kürzer ausfällt als so manche EP. Ob man das als beabsichtigt und dadurch passend oder doch als unzureichend betrachten will, bleibt wohl eine Frage der Auslegung, nichtsdestotrotz sollte man sich THE RITUAL AURA zumindest einmal zu Gemüte führen, denn immerhin geht Qualität bekanntlich über Quantität. Ersteres findet man auf „Laniakea“ reichlich.
Nach einem geheimnisvoll klingenden Piano-Intro legt „Ectoplasma“ abrupt mit heftigem Drumming und Überschall-Riffs los. Bereits nach wenigen Sekunden beginnt man sich fast schon zu fragen, ob bei THE RITUAL AURA überhaupt Menschen oder womöglich doch Maschinen am Werk sind, so präzise werden Saiten und Drumkits in Höchstgeschwindigkeit bearbeitet. Es wird geshreddet und geblastet, was die Instrumente hergeben, nur hin und wieder wird der Fuß vom Gaspedal genommen und selbst in diesen Passagen kann die Musik nie wirklich als simpel bezeichnet werden. Die Melodieführung ist überaus ungewöhnlich, mutet oftmals futuristisch an, was durch die spacigen Synthesizer nochmals verstärkt wird. Ebenso untypisch sind die Songstrukturen, wenn man überhaupt von solchen sprechen kann, denn von Strophen und Refrains kann hier nicht die Rede sein.
Der Aufbau und die technische Komplexität sind der Grund dafür, dass es mehrere Anläufe braucht, bis man die Songs einigermaßen im Kopf hat. Einige Stellen bleiben jedoch recht schnell hängen, wie beispielsweise das epische Solo gegen Ende von „Ectoplasma“ und das anfangs orientalisch angehauchte Interlude „Nebulous Opus Pt. I“, das ansonsten wortwörtlich nach Zukunftsmusik klingt. Auffällig ist, dass sich THE RITUAL AURA vorwiegend auf das Instrumentale fokussieren, vier der neun Tracks kommen komplett ohne Vocals aus. Auf den übrigen Songs hört man die Genre-üblichen tiefen Growls und hohen Screams, die oftmals ebenso bemerkenswert schnell eingesetzt werden wie die Instrumente.
„Erased In The Purge“ hebt sich zudem durch schräge Cleans und Vocoder im Stile von Cynic von den anderen Nummern ab. Leider sind die Vocals im Vergleich zur Musik etwas schlecht abgemischt, das ist jedoch nur ein kleiner Minuspunkt, denn ansonsten ist die Produktion messerscharf und klar, was bei einem Debüt-Album keine Selbstverständlichkeit ist. Zu kritisieren ist allenfalls noch, dass die hohen Screams im Vergleich zu den Growls zu selten zum Zug kommen, da hätte etwas mehr Balance nicht schaden können, außerdem sind die Tracks allesamt recht kurz, daher auch die dürftige Gesamtlaufzeit. Positiv fällt hingegen das detaillierte Sci-Fi-Cover auf, das die Stimmung und den Klang der Musik perfekt einfängt. Zum Abschluss beglücken uns THE RITUAL AURA auf dem Titeltrack erneut mit Piano-Klängen, diesmal im Wechselspiel mit jazzigen Gitarren.
Alles in allem zeigen sich THE RITUAL AURA auf ihrem Debüt „Laniakea“ äußerst ambitioniert. Zwar merkt man recht deutlich, welche Bands hier als Vorbild Modell gestanden haben, doch schaffen es die Australier bereits auf ihrem Debüt so mit ihrem Können zu beeindrucken, wie es eine Band dieses stilistischen Sektors tun sollte. Man darf also auf das weitere Schaffen der Band gespannt bleiben.
Wertung: 7.5 / 10