In Zeiten, in denen es in alternativer Musik immer öfter darum geht, noch bombastischer und größer, noch innovativer, noch abgefahrener zu klingen, ist es schön, dass es noch Bands gibt, die ihre Musik auf das Wesentliche reduzieren und dieses Minimum so präsentieren, dass es dennoch packend und mitreißend wirkt. ZEUS! aus Italien sind eine dieser Bands, die lediglich Schlagzeug, Bass und ein zugegebenermaßen recht beeindruckendes Effektboard benötigen und ihren repetitiven, treibenden Noiserock gelegentlich durch wüstes Geschrei anreichern. Klingt simpel? Sicher, aber im Endergebnis liefern die beiden Italiener mit ihrem dritten Album „Motomonotono“ ein über weite Stellen überzeugendes, minimalistisches Stück Musik ab.
Wer Abwechslung sucht, ist hier falsch. ZEUS! erinnern an Bands wie Lightning Bolt, die in monotoner Weise ein vertracktes Schlagzeug durch die Gegend holpern lassen, abgehackte Basstöne darüber klatschen und diese immer wieder mit Effekten in nahezu an Synthies erinnernde Höhen verzerren. Das vorherrschende Midtempo entlädt sich immer wieder eruptiv in kurze Schreieinlagen von Luca am Bass, und wenn im zweiten Track „Colon Hell“ das monotone Bass-Schlagzeug-Wechselspiel durch einen wüst nach vorne preschenden und klanglich nahezu an Bands wie The Locust erinnernden Teil aufgebrochen wird, schaltet man als Zuhörer die Anlage entweder genervt aus oder sitzt wild headbangend vor selbiger. Nicht umsonst ist Mastermind Justin Pearson derjenige, der ZEUS! auf seinem renommierten Label Three One G einen Platz angeboten hat.
Dennoch gelingt nicht alles: Die gelegentlichen Ausflüge in so etwas wie atmosphärische Bereiche, wenn einzelne, schiefe Synthietöne Stimmung kreieren, bevor endlich wieder vertrackte Rhythmen und Geballer über den Hörer hereinbrechen, wirken unnötig, da sie leider keine Stimmung erzeugen und meistens zu konzeptlos und regelrecht billig wirken. Dies findet im Steve Reich gewidmeten „Panta Reich“ seine negativste Ausprägung, auch wenn dieses gegen Ende immerhin noch ein wenig Atmosphäre aufkommen lässt. Der Kontrast zu dem, was ZEUS! wirklich beherrschen, wird durch das nachfolgende, direkt durch die Wand donnernde „All You Grind Is Love“ noch einmal besonders deutlich.
Das Bild der zwei aufeinander zu rennenden Böcke auf dem Cover ist auch in seiner Momentaufnahme kurz vor dem Aufschlag bezeichnend für das, was musikalisch auf „Motomonotono“ passiert: Immer wieder zögern ZEUS! durch ihr repetitives Songwriting den großen Knall heraus, man ist sich aber stets sicher, dass dieser kommen wird. Wenn es scheppert, dann scheppert es richtig, wenn ein Song einfach mittendrin abbricht, wirkt dies dennoch schlüssig und steigert die permanente Anspannung, die diese Musik ausmacht, nur noch mehr. Dass es dann nach knapp 45 Minuten auch gut ist und ZEUS! nicht in jedem Moment vollständig überzeugen können, ist wohl auch dem Konzept dieser Musik geschuldet, die am besten live funktioniert. Und laut. Sehr laut.
Wertung: 7 / 10