Funeral Doom Metal ist auf seine Weise ein sehr dankbares Genre: Gelingt es einem, ein paar bedächtige Akkorde aneinanderzureihen, gelegentlich auf einer geraden Zählzeit abwechselnd die Bassdrum zu bedienen und ausdrucksstark auf möglichst viele Becken gleichzeitig zu schlagen und über all das mit viel Hall und Leid in der Stimme zu growlen, kann eigentlich kaum noch etwas schief gehen. Ein Paradebeispiel dafür sind TYRANNY.
Stolze zehn Jahre nach dem Debüt „Tides of Awakening“ legen diese mit „Aeons In Tectonic Interment“ nun ihr zweites Album vor. Dabei machen TYRANNY vieles richtig, oder zumindest: wenig falsch. Der Sound ist druckvoll, die Songs klingen so mächtig wie düster und der Gesang von Lauri Lindqvist lässt die Bassbox beben. Selbst an getragenen, traurigen Melodieführungen mangelt es „Aeons In Tectonic Interment“ nicht. Was sich zunächst gut liest, ist jedoch nur die halbe Miete – denn allen guten Vorzeichen zum Trotz gelingt es Finnen mit „Aeons In Tectonic Interment“ nicht so recht, den Hörer voll und ganz mitzureißen. Die Ursache ist schnell ausgemacht: Uninspirierter Songaufbau.
Während sich die Stücke von Genre-Musterschülern wie Ahab oder Colosseum bei aller Langsamkeit dennoch entwickeln und oft gar eine klassische Spannungskurve aufweisen, verzichten TYRANNY auf dergleichen komplett: Nach durchweg gelungenem Einstieg stagnieren die Kompositionen stets recht bald auf gutem, aber nicht überdurchschnittlichem Level. Statt dann durch eine dramaturgische Wendung und einen elegant eingeleiteten Höhepunkt den Deckel drauf zu machen, treten die Finnen so ein ums andere Mal auf der Stelle und verspielen so über die Gesamtspielzeit von 50 Minuten einen nicht unerheblichen Teil der bereits gewonnene Gunst des Hörers durch Monotonie und kompositorische Stagnation. Das ist gerade insofern schade, als die initialen Ideen der Songs durchweg gut sind und auch gekonnt umgesetzt wurden.
TYRANNY wissen definitiv, wie Funeral Doom zu klingen hat und haben auch das dafür benötigte Handwerkszeug parat. Allein, ein Werkzeug macht noch keinen Meister. So lässt sich an den einzelnen Komponenten zwar wenig herummäkeln, auch ist die Idee hinter der Musik klar. Denndoch mangelt es den Songs schlussendlich an Spannung und, mag der Begriff im Kontext Doom Metal zunächst auch befremdlich wirken, Dynamik.
Wertung: 6.5 / 10