PLANKS existieren nicht mehr, und trotzdem gibst du gerade in deren Namen ein Interview, erscheint in Kürze ein neues Album. Wie fühlt sich das an?
Ich lebe mittlerweile fast nur noch auf Listen. Etwas von der Liste zu streichen bedeutet kurz durchzuatmen. Das ‚Perished Bodies‘ jetzt endlich veröffentlicht wird tut gut, denn der Prozess hierhin war immens anstrengend. Ich bin gespannt was die Leute so über den Abschluss der acht Jahre PLANKS sagen werden.
Ihr habt euch während der Aufnahmen zu „Perished Bodies“ dazu entschlossen, die Band aufzulösen. Wie kam es dazu?
Es gab eine Menge Gründe es nach den vielen Jahren zu beenden. Nichts wirklich gravierendes, aber wenn sich die Kleinigkeiten kumulieren, dann sollte man die Reißleine ziehen bevor es aufhört Spaß zu machen. Die Band am Leben zu halten wurde immer schwerer, obwohl wir nur drei Leute waren. Jeder von uns arbeitet viel, zwei von uns sind Lehrer. Das ist ein Job der nie wirklich aufhört. Dazu wohnen wir alle in verschiedenen Städten, haben Privat sehr viel um die Ohren. Ein Faktor den ich explizit nennen möchte war, dass wir ständig Shows absagen mussten. Es gab so viele unglaublich tolle Angebote von netten Menschen die uns Rund um den Globus geflogen hätten, doch mussten wir aufgrund von Arbeit ständig absagen. Das war nicht mehr tragbar.
Trotzdem habt ihr euch dazu entschieden, dieses Album noch herauszubringen. Eine Albumproduktion ist ja immer ein sehr intimer, arbeitsintensiver Prozess. Gab es Momente, in denen ihr eure Entscheidung, die Band aufzulösen, bereut habt?
Das mit dem Auflösen bereut glaube ich keiner von uns. Wir haben lange darüber gesprochen und es machte für alle rational Sinn. Es brachte uns die Ruhe, die wir uns gewünscht hatten. Die ‚Szene‘-Landschaft in der wir uns bewegten hat sich in den letzten Jahren zudem sehr verändert, leider in eine Richtung die uns nicht wirklich gefiel. Trotzdem denkt man bei manchen Shows, dass man da gerne mitgespielt hätte. Aber es ist halt wie es ist.
Obwohl feststand, dass PLANKS am Ende sind, habt ihr das Album noch fertig gemacht. Was hat euch diesbezüglich angetrieben?
Die Platte fertig zu machen war für uns wichtig. Es wäre Schade gewesen das Projekt halbfertig im Sande verlaufen zu lassen. Wir haben sehr hart an den Songs gearbeitet und die Band entwickelte sich konstant weiter, dass ist etwas das ich sehr schön fand und wir durch die Veröffentlichung wertschätzen möchten. Wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat und freuen uns, dass es noch Leute gibt die Interesse daran haben diese neuen Songs zu hören. Unser Freund Timo (Golden Antenna) wusste es eigentlich mit als erster, dass wir aufhören werden. Er wollte die Platte aber trotzdem auf jeden Fall rausbringen. Ihn wollten wir auch nicht hängen lassen. Der Prozess die Platte doch noch fertig zu machen war trotzdem für alle Beteiligten sehr hart. Es gab Momente, da hätte ich gerne alles hingeworfen. Aber mit etwas Abstand ging es dann doch weiter.
„She Is Alone“ wartet sogar mit Frauengesang auf. Welche Sängerin konntet ihr hierfür gewinnen?
Das ist Lieblingssong auf der Platte. Ich bin froh diesen Song geschrieben und unsere gute Freundin Leonie von SVFFER dafür gewonnen zu haben. Leonie kennen wir schon etwas länger und haben auch ein paar mal (leider zu selten) mit SVFFER zusammen gespielt. Unglaublich nette Menschen und eine gute Band. Wir haben vor einiger Zeit in der Baracke in Münster gespielt. Beim Frühstück am nächsten Morgen haben Leonie und ich über Stimmprobleme gesprochen Sie meinte dann, sie hätte das mal richtig gelernt und könnte auch richtig singen. Auf Nachfrage bekam ich dann mal Probeaufnahmen von ihrem cleanen Gesang und dachte mir „Das ist es!“.
Ich bin großer Fan von Nick Cave. Auch wenn es ‚der‘ Song ist den jeder kennt, aber „Where The Wild Roses Grow“ mit Kylie Minogue ist immernoch einer der besten Songs aller Zeiten. Wenn Leonie und ich nebeneinander stehen sieht es auch etwa so aus wie Nick neben Kylie. Ein ähnlich dramaturgisch perfektes Lied mit so viel Seele wollte ich auch immer mal geschrieben haben.
Auf unserer ersten Platte gab es auch schon Gastgesang von unserer Freundin Caro, aber da eben nur Schreigesang. Die Songstruktur für „She Is Alone“ gab es schon länger, ich habe den Text dann extra so umgeschrieben, dass er aus zwei Perspektiven erzählt. Wir haben Leonie dann zu uns eingeladen, es ausprobiert und es war auf Anhieb so wie ich es mir erhofft hatte. Sie konnte sowohl die Melodien als auch das Schreien – es war perfekt. Leonie ist ein wunderbarer Mensch und ich bin sehr froh, dass sie das gemacht hat. Ihre Stimme gibt dem Song so einen unglaublichen Raum!
Wenn man sich das Album anhört, klingt es wie gemacht für eure intensiven Live-Shows. Schmerzt es nicht, dass diese Songs nie Bühnenlicht abbekommen werden?
Tatsächlich haben die meisten Songs viel Bühnenlicht gesehen. Wir haben uns diesmal mehr Zeit gelassen um etwas zu tun, dass wir vorher leider nie wirklich geschafft haben: Songs schreiben, sie live spielen und so reifen lassen. Wir haben, abgesehen von „The Sacrifist, Pt.II (What Does Walking Away Leave Us?)“, fast nichts im Studio entwickelt und insgesamt die Songs auch ohne viele Overdubs und Schnick Schnack eingespielt, genau so wie wir sie auch live spielten oder gespielt hätten.
Songs wie „The Sacrifist, Pt.I (Through Dirge And Death)“, „Only Now“ und „Perished Bodies“ kamen live immer sehr gut an. Es war für mich persönlich das Gütesiegel, wenn nach Konzerten Rückmeldung kam in Richtung „Boah, das ist voll der Hit“ und „Ey, diese Gitarrenmelodie hab ich seit Tagen als Ohrwurm“, also genau so wie ich von Konzerten gehen möchte von Bands die ich mag. Ich versuchte für PLANKS immer Popsongs zu schreiben, die eben nur extrem laut und rau sind.
Im Promoschrieb wird eine interessante Parallele zwischen PLANKS und The Cure, die euch nachhaltig beeinflusst zu haben scheinen, gezogen. Wie wichtig sind The Cure als Inspiration oder Vorbild für PLANKS gewesen?
Für PLANKS nicht so sehr, für mich persönlich unglaublich wichtig. The Cure sind eine meiner drei All-Time-Lieblingsbands die eigentlich nie etwas wirklich falsch gemacht haben. Mit „Pornography“ haben sie die wohl wichtigste Platte in meinem Leben geschrieben. Speziell die Entwicklung im Songwriting ist imposant. Von den kurzen, schnellen, post-punkigen Hits der Anfangstage zu den späteren, überlangen, theatralischen Songs zu kommen, ohne den Wiedererkennungswert als The Cure zu verlieren, dass ist was ich auch bei PLANKS versucht habe. Ich glaube, wenn man unsere erste Platte hört und dann danach „Perished Bodies“ wird man viel finden, was sich an Sound, Ästhetik und Songwriting geändert hat. Trotzdem glaube ich man erkennt sofort, dass es die gleiche Band ist die prägnante Stilmerkmale hat und sie klar als PLANKS auszeichnet.
Robert Smith als Lyrizist ist unvergleichlich. Ich war nie in der Lage, Texte so zu schreiben wie er. Die Texte haben eine sprachlich ganz simple Hülle die aber mit enorm viel Tiefe gefüllt ist. Ich schreibe viel metaphorischer und komplexer. Das liegt aber eventuell auch daran, dass für mich Englisch eine Lingua Franca ist. Aber wie Smith Inhalte verpackt, von den Bildern her, dass prägte mich schon sehr. Und gerade das Musik, Texte und Artwork eine Einheit sein müssen, lernte ich ganz massiv von The Cure.Du selbst bist auch ohne PLANKS weiterhin musikalisch aktiv, und zwar bei ULTHA, deren Debüt ebenfalls erst unlängst erschienen ist. Wie kam es zu der Bandgründung?
Die räumliche Distanz bei PLANKS ließ ja nur unregelmäßige Probe- und Showwochenenden zu. Ich muss Musik machen, als Ausgleich zu meinem größtenteils langweiligen „echten“ Leben. Ich wollte wieder etwas haben wie früher: Eine Band in der eigenen Stadt mit der man sich einfach mal Abends trifft und etwas spielt. Zu Beginn war mir auch die Richtung egal. Jens, der andere Gitarrist bei ULTHA, und ich teilen echt ein sehr große Schnittmenge an Musik, die wir mögen. Wir wollten sicher sechs oder sieben stilistisch verschiedene Bands zusammen Gründen. Aber der größte Wunsch war immer endlich mal eine richtige Black-Metal-Band zu haben. Jens und ich sind da sehr ähnlich sozialisiert, so dass keiner von uns beiden so etwas wie dieses unsäglich „Blackened Hardcore“ Zeug machen wollte. Als dann unser gemeinsamer Bekannter und Ausnahmedrummer Manu (ex-Atka / Devil Ate My Son) nach Köln zog, rissen wir ihn uns gleich unter den Nagel. Dann lösten sich auch noch Goldust auf und ich arbeitete an Chris, bei uns einzusteigen. Wir trafen uns alle, die Chemie war auf Anhieb unglaublich gut und es lief von Anfang an extrem gut: Gleiche musikalisch Sozialisation, ähnliche politische Sichtweisen, klares Standing, Banderfahrung und spezieller Humor.
Was verbindest du mit Black Metal?
Als ich 13 war, brannten die Kirchen in Norwegen. Ich war ein junger Death Metaller der Horrorfilme mochte, vor allem okkulte Streifen wie Das Omen und Der Exorzist. Ich sah die Bilder dieser geschminkten Typen mit dieser kalten Ästhetik und diese obertheatralische, hypnotische Musik. Das hat mich nie wieder losgelassen und nachhaltig beeinflusst. Es passte alles. In der Phase, als ich im emotional tiefsten Loch meines Lebens war, schrieb ich die Songs für „The Darkest Of Grays“, unser zweites Album. Da hab ich das erste Mal diesen jahrelangen Einfluss auf eine Band einwirken lassen. Doch PLANKS klangen nie wirklich nach Black Metal. Bei ULTHA kann ich jetzt einfach dem ganzen Einfluss freien Lauf lassen: Super lange Songs, sehr repetetiv, so düster wie es nur geht, voller melancholischer Melodien, aber Riffs und Songs, die gut genug arrangiert sind, so dass sie auch nach 14 Minuten immernoch fesselnd sind.
Wie fühlt es sich an, quasi zeitgleich zwei Alben mit verschiedenen Bands zu veröffentlichen?
Wie gesagt: „One more thing to cross off the list“. Auch bei ULTHA war es schwer, das Album fertig zu bekommen. Arbeit ruiniert alles.
Mit welcher der beiden CDs bist als Musiker zufriedener, welche erfüllt dich mehr mit Stolz?
Schwer bis unmöglich zu sagen. Ich bin in beiden Bands sicher der „schlechteste“ Musiker, aber ich kann halt Songs schreiben. Das Gefühl Stolz kenne ich nicht mehr, aber die PLANKS-Platte liegt sicher näher an meinem Herzen, weil PLANKS immer mein Tagebuch war. Trotzdem denke ich auch, dass die ULTHA-Platte für ein Debut schon sehr gut geworden ist. Ich bin mit beiden Platten zufrieden.
Hörst du privat eher Musik, wie ihr sie mit PLANKS gemacht habt, eher in Richtung ULTHA oder vielleicht auch etwas ganz anderes? Was sind deine derzeit meistgehörten Alben?
Ich höre so unglaublich viel Musik die unterschiedlicher nicht sein könnte. Da ist fast alles mal mit dabei. Allgemein bin ich aber eher weit weg von harter Musik und höre ruhige Sachen, primär Soundtracks. Aber das sind immer Phasen. Derzeit gibt es viele gute neue Platten aus dem härteren Sektor, die mir etwas geben. Am meisten läuft derzeit, alles, was Clint Mansell an Soundtracks gemacht hat. Darunter seit Jahren ständig der „The Fountain“-Soundtrack. Es gibt wenig, was mich in den letzten Jahren so sehr beeindruckt und beeinflusst hat wie dieser Soundtrack. Wenn man mich Fragen würde „Welches Lied soll auf deiner Beerdigung laufen“, dann „The Last Man“ von diesem Soundtrack. Ansonsten aktuell der „Beyond The Black Rainbow“ Soundtrack, Jóhann Jóhannsons „Prisoners“ Soundtrack, diverse John Carpenter Scores, Oneigrogen, viel Killing Joke, die neuen Alben von Chelsea Wolfe, Health, Aelter, Il’Ithill, Mispyrming, Predatory Light, False und im Moment wieder ständig Neurosis „Through Silver In Blood“.
Wird man euch mit ULTHA in absehbarer Zeit live erleben können?
Wir spielen immer mal wieder. Daten findet man auf Facebook.
Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Ist Klischee, aber tatsächlich: Danke für acht Jahre Unterstützung einer Sache, die mir sehr wichtig war.
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Ich bedanke mich für deine Zeit! Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Griechenland: Ja
Black Metal: Ja
Flüchtlinge: Ja
Sommer-Festivals: Nein
Till Schweiger: Nein
PLANKS in 10 Jahren: Nein