NEXT TO NONE sind die wohl jüngste Prog-Band aller Zeiten: Bei den Aufnahmen ihres Debütalbums waren die vier Jungs gerade einmal 15 bzw. 16 Jahre alt. Wer die Besetzungsliste studiert, wird schnell über den nicht gänzlich unbekannten Namen „Portnoy“ stolpern. Max Portnoy ist der Sohn von Schlagzeuglegende Mike Portnoy (The Winery Dogs, Transatlantic, ex-Dream Theater). Da verwundert es kaum, dass die Band ihren Erstling direkt auf dem Prog-Vorzeigelabel InsideOut veröffentlicht, zumal „Papa Portnoy“ das Album auch produziert hat.
Für das Songwriting zeichnet sich das Quartett allerdings gänzlich allein verantwortlich. Schon im Alter von zwölf Jahren begannen die Vier, ihre ersten eigenen Songs zu schreiben – und so klingen NEXT TO NONE auf „A Light In The Dark“ deutlich komplexer, als man vielleicht erwarten mag.
Was die Musik betrifft, so könnte man sich beinahe zu einem „Wie der Vater, so der Sohn“ hinreißen lassen. Schon im neunminütigen Opener „The Edge Of Sanity“ fahren NEXT TO NONE die volle Progmetal-Breitseite auf. Rasante Riffs und haufenweise irrwitzige Instrumentalpassagen mit vielen lustigen Einfällen wecken sofort Erinnerungen an Dream Theater – die Band, in der Mike Portnoy viele Jahre gespielt hat. Es verwundert nicht, dass der Sohnemann diese Einflüsse aufgesaugt und mit seiner eigenen Combo verarbeitet hat. Gott sei dank haben die vier Jungs aber noch mehr zu bieten: Viele Nummern werden mit Modern-Metal-Einflüssen, Growls und Core-Gebrüll angereichert. Dieser Mix ist zwar nicht neu, macht die Musik aber doch recht eigenständig.
Es ist schon äußerst beeindruckend, mit welcher Kompromisslosigkeit und Virtuosität die Herren schon in jungen Jahren ihre Instrumente bearbeiten. Hut ab! Auch der Gesang von Keyboarder Thomas Cuce ist durchaus reif. Seine Growls klingen allerdings erwachsener als der Klargesang.
Dennoch weiß mich „A Light In The Dark“ nicht mitzureißen. Das hat zwei Gründe: Das Songwriting und die Produktion. Leider verlieren NEXT TO NONE vor lauter technischer Kabinettstückchen und Spielwitz viel zu oft den eigentlichen Song aus den Augen. Am ehesten zündet eine Uptempo-Nummer wie „Runaway“ oder die Ballade „A Lonely Walk“. Nach dem Hören hat man den Eindruck, einer einstündigen Riffsammlung gelauscht zu haben – ohne, dass etwas hängengeblieben ist. Weniger wäre hier mehr gewesen, aber vermutlich wurden die Jungs einfach von ihrem eigenen Können dazu beflügelt, immer komplexere Sachen zu spielen und zu komponieren.
Darüber hinaus ist leider auch die Produktion der Platte nur Mittelmaß: Insgesamt klingt die Aufnahme recht roh und ungestüm, beinahe ein wenig nach „Garage“. Besonders negativ fällt allerdings der viel zu laute Schlagzeug-Sound auf. Es ist zwar löblich von Mike Portnoy, seinen Sohn prominent in Szene setzen zu wollen, aber dem Gesamterlebnis ist es leider nicht zuträglich.
Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass mit Neal Morse (Transatlantic, ex-Spock’s Beard) und Bumblefoot (Guns ‚N‘ Roses) auch zwei bekannte Gastmusiker an Bord sind. Eine unnötige, verkaufsfördernde Maßnahme.
Gemessen am Durchschnitt der Prog-Veröffentlichungen dieses Jahres geht „A Light In The Dark“ leider in der Masse unter. Das ändert aber nichts daran, dass NEXT TO NONE damit, gemessen an ihrem Alter, ein erstaunliches Werk vorlegen, das eine Unmenge an Potenzial erkennen lässt. Wenn sie es mit ihrer nächsten Scheibe schaffen, dieses vollends abzurufen, dürften sie sich in der Szene durchaus einen Namen machen. Man darf gespannt sein!
Wertung: 7 / 10