Interview mit Flickenmantel der Spielmann von MinnePack

Als mittelalterliche „Nachwuchsband“ den Einstieg in die hiesige Szene zu meistern, stellt viele Musiker vor neue Herausforderungen. Die süddeutschen MINNEPACK haben die ersten Einstiegshürden gemeistert und mit „Von Wegen“ bereits ihr erstes Album in voller Länge unter die Leute gebracht. Was die Musiker in dieser bewegten Zeit alles erlebt haben, wie sie zu ihrem Namen kamen und wie sie sich selbst und die Szene inzwischen wahrnehmen, das verrät uns Sänger Flickenmantel der Spielmann in einem sehr ausführlichen und offenen Gespräch.

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Hallo Flickenmantel! Nach der Veröffentlichung von „Von Wegen“ sind nun einige Monate ins Land gezogen. Wie fühlst du dich als Sänger mit dem Material inzwischen und wie zufrieden seid ihr als Band mit der CD?
Hallo an Dich und die Metal1.info-Leser! Es freut mich sehr, dass Du mich zu dem Interview eingeladen hast! Danke schonmal dafür!

Um gleich in die Vollen zu gehen: Aufgrund energischer Forderungen meiner 2-jährigen Tochter „darf“ ich mir die CD immer noch täglich anhören. Erstaunlicherweise hängen mir die Lieder trotzdem nicht zum Hals heraus. Ist halt wie mit eigenen Kindern, die nerven einen ja auch nicht zwangsläufig, nur weil man sie täglich sieht ;-)
Im Ernst: Mir fällt immer wieder positiv auf, wie abwechslungsreich das Album ist. Ich bin damit wirklich zufrieden. Natürlich muss man berücksichtigen, dass es ein Erstlingswerk ist, das ohne die Finanzkraft eines Labels auskommen musste. Ohne eingebildet klingen zu wollen, mir gefallen aber auch die Lieder an sich richtig, richtig gut.

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Wie waren eure Erfahrungen im Hinblick auf die Livetauglichkeit der einzelnen Songs und wie wollt ihr darauf aufbauend nun weitermachen? Einige neue Lieder gibt es ja bereits zu hören…
In der Retrospektive bin ich mit unseren ersten Live-Auftritten natürlich überhaupt nicht mehr zufrieden. Grad am Anfang waren wir auf der Bühne wie gelähmt, weil wir so nervös waren und uns so konzentrieren mussten. Nach weit über 100 Einzelkonzerten in den letzten drei Jahren hat sich das aber ganz gut gelegt. Irgendwann haben wir aber auch gemerkt, dass unserem Sound etwas fehlt. Da sind wir dann recht schnell auf die Idee gekommen, es mit einem Bass zu probieren. Nach einer gemeinsamen Probe mit Ansgar, unserem jetzigen Bassisten, war klar, dass die bassfreien Tage von MinnePack gezählt sind.

Was hat sich sonst noch verändert?
Früher hatte ich bei Auftritten auch regelrecht Bammel, unsere eigenen Lieder zu spielen, weil ich befürchtete, dass die Leute nur Szeneklassiker hören wollen, die sie mitsingen können, und folglich die Stimmung runtergehen würde. Das hat sich aber zum Glück inzwischen gelegt bzw. fast ins Gegenteil gekehrt. Es ist immer wieder ein Gänsehautmoment, wenn wir mit unserem Konzertopener „Die Flucht der Spielleute“ loslegen und sofort das ganze Publikum mitklatscht und -singt. Und auch unsere restlichen Lieder funktionieren live hervorragend.
Ich denke, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir beim Schreiben der Lieder natürlich auf Livetauglichkeit achten. Immerhin sind wir primär eine Liveband. Da ist es von Vorteil, wenn die Lieder auch live funktionieren. Da wir gewiss niemals eine reine „CD-Band“ werden, wird dieses Konzept auch weiterhin unsere Musik beherrschen. Wir lieben es einfach, live zu spielen.

Wie entwickelt ihr euch als Kollektiv?
Wir verändern uns auch, wie fast jede Band. Unser neues Songmaterial wird, denke ich, sowohl von den Texten, die teilweise düsterer werden, als auch vom Arrangement her, einige überraschen. Ich hoffe wirklich ganz stark, dass wir eine zweite CD aufnehmen werden! Wir haben so tolles neues Material, da wäre es echt schade drum. Du hast davon ja auch schon etwas gehört. „Im Herzen MinnePack“ zum Beispiel hat sich erfreulicherweise sofort zu einem neuen Publikumsliebling entwickelt.

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Für alle, die euch vielleicht nicht kennen: Wie würdest du selbst eure Musik beschreiben?
Ehrlich? Ich habe keine Ahnung! Wir selbst verwenden den Begriff „Mittelalter-Folk“, aber streng genommen hat es mit Mittelalter so wenig zu tun, wie die BILD mit seriösem Journalismus. Die Texte sollen natürlich ein mittelalterliches Flair versprühen, aber musikalisch hat das mit Mittelaltermusik nichts zu tun. Ist aber auch ok. Die ganze Mittelalterszene, jetzt mal vom Reenactment abgesehen, ist doch eine modernisierte, romantisierte Form des Mittelalters. Es geht primär um den Spaß! Und den haben wir und den hat unser Publikum! Da ist es egal, dass die Instrumente und Texte nicht mittelalterlich sind. Wenn jemand echte Mittelaltermusik hören möchte, wird er sicher nicht auf eine Veranstaltung gehen, auf der wir zu finden sind.

Wieso habt ihr euch für den Bandnamen MinnePack und den Albentitel „Von Wegen“ entschieden?
Bei einigen Bands weißt du schon, wenn du den Namen hörst, was dich erwartet. Wir wollten unbedingt vermeiden, gleich aufgrund des Namens in eine zu enge Schublade gesteckt zu werden. Minne weckt klare Assoziationen, Pack auch – aber MinnePack!? Was soll das sein? Deshalb haben wir uns dieses Paradoxon als Namen ausgesucht. Und ich finde, es spiegelt unsere musikalische Bandbreite von romantischen Nummern wie „Die Eine“ bis hin zu lebenslustigen, frechen Sachen sehr gut wider.
Das mit dem Albumtitel war keine leichte Entscheidungsfindung. Wir haben uns unsere Lieder angesehen und versucht, einen gemeinsamen Nenner zu erkennen. Auch hier wollten wir mit dem Albumtitel nicht zu sehr in eine bestimmte Richtung gehen, sondern die ganze Bandbreite des Albums, von romantischen oder fantastischen Sachen bis hin zu Tavernenliedern, auch im Namen rüberbringen. Irgendwann sind wir draufgekommen, dass alle Lieder von unseren bereisten Wegen erzählen. Entweder sind es Geschichten, die wir auf diesen Wegen erlebt haben, oder sie wurden uns dort bei einer Rast am Lagerfeuer erzählt. Die Lieder handeln also von unseren Spielmannswegen.

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Wodurch unterscheidet ihr euch von anderen Bands aus eurem Genre?
Oh, das ist schwierig. Das mit den Alleinstellungsmerkmalen ist immer so eine Sache, zumeist äußerst subjektiv. Neulich nimmt mich ein Künstlerkollege, kein Musiker, auf einem Markt zur Seite und sagt, dass wir ihn an Blackmore’s Night erinnern würden. Da ist mir ehrlich gesagt erstmal die Kinnlade runtergeklappt. Na gut, Candice und ich sehen uns sehr ähnlich und singen auch gleich, aber sonst… ;-)
Nein, ich hab mir echt schwer getan, bei uns Parallelen zu Blackmore’s Night zu erkennen, aber er hat es wohl so empfunden. Vielleicht war es auch einfach nur nett gemeint. Ich bin nicht so vermessen, zu sagen, dass wir in irgendeiner Art und Weise etwas einzigartig machen oder können. Ich denke, es ist einfach das Gesamtbild – unsere Musik, unsere Charaktere, unsere Spielfreude, unsere Beziehung zum Publikum – das MinnePack zu MinnePack und auf diese Weise dann doch wieder irgendwie einmalig macht.

Wie war die Resonanz auf euer Erstlingswerk und eure Live-Auftritte bisher?
Bisher haben wir erfreulicherweise keine schlechte Rezension in Bezug auf „Von Wegen“ gefunden. Im Gegenteil, die meisten Berichte und Artikel waren sehr wohlwollend. Die Rezensenten merken wohl, dass das handgemachte Musik mit einer Menge Leidenschaft, Herzblut und Arbeit ist. Da ist die Hemmschwelle vielleicht höher, einen Verriss zu schreiben.
Zu den Live-Auftritten haben wir bisher noch recht wenig Feedback von der Presse erhalten. Aber es freut uns ungemein, wenn nach einem Konzert jemand zu uns kommt und sagt, dass es ihm gefallen hat! Meistens sind das sogar die Leute, die still an der Seite stehen, bei denen Du Dir denkst „Oh Mann, der Typ langweilt sich brutal.“ Aber nicht jeder ist der Typ, der bei einem Konzert klatscht, singt und tanzt. Das heißt aber nicht, dass es dem Ruhigen nicht genauso gut gefallen hat. Wir sind über die bisherigen Rückmeldungen wirklich sehr glücklich. Genau deshalb machst du das ja: um den Leuten Spaß zu bringen und sie den Alltag für ein paar Stunden vergessen zu lassen. Nach unserem CD-Release-Konzert im November 2014 haben tatsächlich nicht wenige Gäste gesagt, dass dieses Konzert für sie das Konzert-Highlight 2014 gewesen sei. Da musst du dann als neue Band schon erstmal schlucken.

Wie geht ihr mit Kritik um? Allgemein: Wie wichtig sind für euch Reviews? Lest ihr eure Kritiken und wie steht ihr zu der Kritik eines Redakteurs?
Jeder, der sagt, dass ihm Kritiken egal sind, lügt!  Kritik geht ja schon in der Band los, wenn jemand einen Vorschlag macht. Wenn man so viel Herzblut und Seele in Lieder steckt, dann tut einem Kritik daran immer weh. Aber so viel Ehrlichkeit muss ein. Und solange es vernünftig kommuniziert wird, ist das auch ok. Wir achten da schon auf einen respektvollen Umgang miteinander. Am Ende soll ja was Vernünftiges rauskommen und kein halbgares Zeug, bei dem man nur zu feige war, was zu sagen.
Auch würde ich meinen, dass wir mit Kritik von außen, sei es von Freunden, Veranstaltern, Redakteuren oder sonst wem, gut umgehen und immer darüber nachdenken. Auf einem so hohen Ross sitzen wir gewiss nicht, dass wir sagen würde, es gäbe nichts bei uns zu verbessern. Du kannst von Kritik nur lernen.
Was Reviews von Redakteuren angeht, darf man natürlich nicht vergessen, dass eine völlig objektive Bewertung nie möglich ist. Dazu ist Musik immer viel zu sehr eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich bewundere Journalisten, die sich ernsthaft Mühe geben, eine möglichst objektive und unvoreingenommene Herangehensweise an den Tag zu legen.
Besonders glücklich hat mich persönlich ein Facebook-Beitrag von Erik „Mac“ Martin, dem Komponisten des unglaublich schönen Liedes „Wenn der Abend naht“, auf unserer Seite gemacht. Bei gefühlten 1000 Versionen des Liedes, die durch YouTube und die Szene geistern, hat er sich die Zeit genommen, unsere Version zu loben und sich dafür zu bedanken! Ehrlich, ER hat UNS gedankt. Das ist doch nicht zu glauben, oder?! Wir danken Mac so sehr, dass wir dieses Lied ado- und adaptieren durften.

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Gibst es etwas an „Von Wegen“, mit dem du nicht 100% zufrieden bist?
Nein, die CD ist ein absolutes Meisterwerk, das JEDER Mittelaltermusik-Fan besitzen muss! ;-)
Naaah, wie gesagt, im Nachhinein fallen einem immer Sachen auf, die man anders hätte machen können, aber ich belaste mich nicht mit sowas, da ich es jetzt nicht mehr ändern kann. Der Blick geht nach vorne.

Ihr habt viele eurer Songs selbst geschrieben und auf rund einer Stunde Gesamtlänge mischt ihr Tanzbares mit melancholischen Balladen. Dazu wirken mit Rabe und Matti von „Die Streuner“ sowie Joran Elane drei Gäste auf eurem Debüt mit. Ist diese Vorgehensweise grundsätzlich auch eure Intention für weitere CDs?
Von den 14 Liedern auf „Von Wegen“ sind neun Lieder komplett von uns, „Thron aus Rubin“ und „Die Hexe von Menzing“ sind in der Entstehung Kooperationen mit anderen Künstlern, zwei Lieder sind traditionelles Liedgut, das wir umge- und bearbeitet haben, ein Lied wurde wie gesagt von Mac geschrieben und ist ein Szene-Klassiker. Wir finden es toll, so viele verschiedene Ansätze auf der CD zu vereinen.
Auch die Zusammenarbeit mit Kollegen ist immer spannend, weil etwas ganz einzigartiges geschaffen wird. Mir lag es sehr am Herzen, mit den Streunern etwas aufzunehmen, da sie eigentlich schuld dran sind, dass ich überhaupt wieder auf die Bühne bin. Diese Spielfreude bei ihren Konzerten war so ansteckend, dass ich unbedingt nach über 15 Jahren wieder Musik in einer Band machen wollte. Und außerdem sind Rabe und Matti einfach tolle Musiker und Menschen, so dass es für uns eine Ehre ist, sie auf unserer CD zu haben!
Es wird auch in Zukunft so laufen, dass wir weiterhin viele Lieder selber schreiben, aber auch offen für andere Herkunft sind. Für unser Folgealbum haben wir beispielsweise schon einige Lieder aus dem Irish-Folk „verminnepackt“. Eine sehr spannende Sache, wie wir finden.

minnepack5Habt ihr auf dem Album ein bestimmtes Konzept verfolgt? Wenn ja, was hat euch zu diesem Schritt bewegt?
Nein, die Lieder waren alle schon geschrieben, als wir Titel und Design festgelegt haben. Das einzige Konzept, das wir dann noch verfolgt haben, war, dass wir auch beim Booklet den Käufern etwas bieten wollten. Die Designerin, Joran Elane, eine so unglaublich talentierte Künstlerin sowie liebe und teure Freundin, hat sich mit dieser Arbeit echt wieder einmal selbst übertroffen.

Welches Stück liegt dir besonders am Herzen und warum?
Das ist echt schwierig! Das wäre, also müsste man sein Lieblingskind benennen. Zum Glück sind Lieder da nicht so sensibel. Leider ist jedoch das Lied, das mir (mit) am meisten am Herzen liegt, keines, das wir geschrieben haben. „Wenn der Abend naht“ ist unser Konzertabschlusslied, das wir immer spielen, wenn uns die Rührung überkommt oder besondere Leute im Publikum sind. Geplant ist es nie! Das Lied geht mir so zu Herzen, weil es den Geist von Freundschaft und des Spielmannslebens so wunderbar einfängt. Das Lied haben Schwaneck und ich schon vor zig Jahren am Lagerfeuer gespielt und wir werden es vermutlich noch spielen, wenn wir alt und grau sind. Also noch älter und noch grauer.
Von unseren eigenen Sachen ist mein aktuelles Lieblingslied „Im Herzen MinnePack“, aber auch „Feenreigen“ oder „Die Flucht der Spielleute“ bedeuten mir sehr viel.

Ihr textet und singt rein deutschsprachig. Eine bewusste Entscheidung oder Zufall?
Definitiv eine bewusste Entscheidung, die zunächst auch Diskussionspunkt war! Aber wir haben uns dazu entschieden, weil wir uns als musikalische Geschichtenerzähler sehen. Und die Geschichten, die wir erzählen, erzählen wir nunmal hauptsächlich bei Konzerten. Da wollen wir, dass das Publikum alles versteht, auch, damit es sich besser auf die Lieder einlassen kann. Gerade live geht so viel vom Text unter, das wäre auf Englisch noch viel schlimmer.
Außerdem ist Deutsch eine tolle Sprache, wenn sie nicht, wie oft leider im Schlagerbereich, total verhunzt und missbraucht wird. Man kann auch als Texter mit Deutsch als Muttersprache ganz anders erzählen, als mit Schulenglisch.

Wie läuft das Songwriting und Komponieren bei euch ab? Trägt jeder etwas dazu bei oder ist das ein spezieller Prozess eines einzelnen Bandmitgliedes?
Wir haben im Booklet angegeben, dass alle Lieder von MinnePack geschrieben wurden. Es ist aber natürlich nicht so, dass jeder von uns zu jedem Lied genau – damals waren wir ja noch zu fünft – 20% beigetragen hat. Aber prinzipiell sind alle Lieder Gemeinschaftsproduktionen, das ist das einzige, das für uns zählt. Mal bringt der die Melodie, der andere den Text, der dritte ändert etwas ab oder bringt eine Melodieänderung vor. Beim nächsten Lied ist es wieder andersherum. Wir wollen da auch gar nicht aufrechnen, wer mehr getan hat. Wir sind MinnePack und es sind unsere Lieder, alles andere ist unwichtig.

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Mit wem würdet ihr besonders gerne einmal zusammenarbeiten und warum?
Mit Joran Elane möchte ich immer wieder zusammenarbeiten. Live und auf CD. Sie ist meine persönliche Lieblingssängerin und ein unglaublich herzlicher Mensch. Prinzipiell fände ich auch gemeinsame Lieder mit allen anderen Künstlern toll, mit denen wir uns gut verstehen, aber oft ist das einfach ein Problem der Zeit, des Aufwands und der Entfernung.
Auch Vorgruppe für bekannte Bands der Szene wäre ein tolle Sache! Da fände ich Schandmaul und Versengold am spannendsten. Auch für Blackmore’s Night wären wir doch eine super Vorgruppe, oder!? Wobei das vielleicht schon fast zu ähnlich wäre ;-)

Wie bewertet ihr als Neulinge die aktive Bandszene, wenn ihr vergleicht, was euch gesagt wurde, und wie ihr es selbst nun als Band erlebt?
Es ist unglaublich, was man in der Szene als Musiker alles erlebt, aber da ich da wahrscheinlich ein Buch schreiben werde, möchte ich noch nichts verraten. Das war natürlich nicht ernst gemeint, aber man KÖNNTE darüber ein Buch schreiben. Vielleicht eines: Dass ich irgendwann bei einem Konzert in die Bühne einbrechen würde, hätte ich vorher garantiert niemandem geglaubt!

Spielt ihr lieber in kleinen Clubs oder auf Marktbühnen?
Es hat beides seinen Reiz. Ehrlich gesagt sind die Mittagsauftritte auf Märkten immer eine schwierige Angelegenheit, vor allem wenn das Wetter rumzickt. Da hat noch keiner Lust auf Tanzen, Singen und Klatschen. Je später es wird, desto größer ist die Feierlaune beim Publikum. Und wenn es bei einem Markt dunkel ist und überall Feuer sind, das ist schon eine einmalige und stimmungsvolle Kulisse! Bei einem Club-Konzert bringst du leichter Stimmung ins Publikum, da ist irgendwie klarer als beim Markt, dass es ums Tanzen und Feiern geht.  Inzwischen würden wir wahnsinnig gerne bei einem größeren Festival auftreten. Mal sehen, was die Zukunft da bringt.

minnepack7Habt ihr irgendwelche Zeremonien vor einem Liveauftritt?
Durch die zahlreichen Auftritte in den letzten Jahren sind wir erfreulicherweise inzwischen relativ entspannt, so dass wir kein Ritual zur Beruhigung mehr brauchen. Nach dem Auftritt gibt’s erstmal eine Umarmung für alle innerhalb der Band, weil wir uns bewusst sind, dass es ein Privileg ist, sowas mit Leuten, mit denen man sich so gut versteht, erleben zu dürfen.

Viele talentierte Kapellen dümpeln seit Jahren mit Eigenproduktionen durch die Gegend, während einige andere blindlings gerade gehypte Bands kopieren und Verträge beinahe hinterhergeschmissen bekommen. Was sagst du dazu? Wie schwierig ist es Eigenständigkeit aufrecht zu erhalten, wenn man dadurch durch einige Raster purzelt?
Ich weiß zum Glück nicht, auf wen Du da jetzt anspielst, so dass ich mir mit meiner Aussage keinen Schiefer einziehen kann. Aber war das nicht immer schon so, dass zahlreiche Trittbrettfahrer auftauchten, wenn eine Band erfolgreich wurde!? Denk mal an all die Beatles-Kopien oder Boygroups. Das ist nicht szenespeziell, sondern ein normaler Geschäftsmechanismus. Wir sind wahnsinnig froh, dass wir mit MinnePack nicht unseren Lebensunterhalt bestreiten müssen.
Ich beneide keinen hauptberuflichen Künstler. Du sitzt da immer zwischen zwei Stühlen, dem eigenen künstlerischen Anspruch auf der einen, und dem nachvollziehbaren Wunsch nach einem vernünftigen Einkommen auf der anderen Seite. Ich verurteile niemanden. Die Hörer haben es da leichter, bei den Bands zu fordern, dass diese ihre musikalische Integrität nicht aufgeben dürfen, aber man muss vielleicht einfach den Blickwinkel ändern. Heutzutage ist es ja auch leider nicht mehr möglich, sich einfach von einer Band abzuwenden, wenn einem der eingeschlagene Weg nicht mehr gefällt. Heute muss man der Band und der ganzen Welt im Internet mitteilen, wie unverschämt doch die Band ist, nicht genau das zu machen, was man von ihr erwarten würde.
Wenn du bei einem großen Label bist, ist es abzusehen, dass das Label für seine Investitionen etwas zurück haben möchte. Leider führt das dazu, dass das Label dann versucht, die Band nach seinen eigenen Wünschen, also entsprechend der Erfolgsaussicht, zu verformen. Lässt man das mit sich machen? Kommt man anders über die Runden? Wie weit ist man bereit, Zugeständnisse zu machen? Schwierig.

Bei vielen kleinen Band klingen Alben manchmal besser als bei manchen, die einen Vertrag innehaben. Kann man da auch ein wenig stolz drauf sein, oder ist das die zusätzliche Belastung nicht wert? Schließlich bleibt z.B. auch die komplette Promotion bei einem selbst liegen.
Du stellst da echt ganz schön musikphilosophische Fragen. Man darf sich das ja auch nicht so vorstellen, dass Bands, die einen Vertrag besitzen, alle Geldmittel der Welt für ihre Produktion zur Verfügung haben. Label heißt ja nicht automatisch gleich Universal oder EMI.
Manche Labels, also die schwarzen Schafe, wirtschaften da primär in die eigene Tasche, andere sind so klein, dass einfach nicht mehr drin ist. Dann hast du zwar ein Label, aber eine CD, die wie auf dem Klo aufgenommen klingt. Jedoch gibt es auf der anderen Seite natürlich auch richtig tolle Label, die sich den Allerwertesten für die Bands aufreißen.
Wir sind eine sehr kleine Band, so dass sich Promotion, Versand, Booking etc. in Grenzen halten, aber bei anderen nimmt das schon wirklich heftige Ausmaße an. Dass man sich da jemand holt, der einem professionell unter die Arme greift, ist nachvollziehbar. Wenn sich die Labels danach aber nicht an Absprachen, Zahlungen, Verpflichtungen, etc. halten, was willst du machen? Ein Rechtsstreit ist teuer, oftmals für viele Bands zu teuer. Vorher weißt du einfach nicht, ob sich dein Vertragspartner, also das Label, als Hauptgewinn oder Niete entpuppt.

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Gibt es noch etwas, das du an dieser Stelle ganz dringend loswerden möchtest?
Ach, bis hierher hat es doch eh niemand durchgehalten. Falls doch: Wir sind überwältigt von all der Unterstützung, die wir durch Freunde, Familie, Presse und natürlich das Publikum bisher erfahren haben. Ich wollte da einfach mal die Gelegenheit nutzen, Euch allen ganz, ganz herzlich zu danken, natürlich auch im Namen von Ivy, Vila, Schwaneck, Logan und Ansgar! Es ist immer wieder ein Privileg und Geschenk, für Euch Musik machen zu dürfen. Und das meine ich zu 100% Ernst! Also: vielen herzlichen Dank an Euch Alle!!!

Und Dir vielen Dank für die interessanten Fragen!

Vielen Dank auch dir für das Interview – zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:

E-Gitarren und Schlagzeug: Man kann auch ohne E-Gitarren gut rocken! Ich spiele lieber akustische Gitarren. Schlagzeug ist ein sehr cooles Instrument. Und mehr möchte ich im Augenblick noch nicht dazu sagen.
Mein lustigstes Markterlebnis: siehe oben
Welches mittelalterliche Stück ich nicht mehr hören kann: Meistens sind es weniger die Lieder, als schlechte Versionen, die ich nicht leiden kann.
Dudelsack: Es hat seinen Grund, warum auf unserem Album keiner zu hören ist. Im Ernst: Kann super sein, aber auch ganz schrecklich! Duivelspack hat zu dem Thema das Wichtigste schon gesagt.
Festival Mediaval: Sorry, kein Kommentar.
Spotify: Hab ich mich ehrlich gesagt noch nicht damit beschäftigt.
Metal1.info: Die Reviews und Kritiken sind meiner Wahrnehmung nach mutig, offen, manchmal hart. So eine Ehrlichkeit gibt es viel zu selten.

Vielen Dank für deine Zeit!

 

 

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