Review Hoth – Oathbreaker

Der Herr der Ringe und Star Wars sind ohne Zweifel die zwei bekanntesten Fantasy- bzw. Sci-Fi-Epen, die je auf die große Leinwand gebracht wurden. Während jedoch erstes von ungefähr so vielen Bands besungen wird, wie es Orks in Mordor gibt, ist letzteres in der Hinsicht noch weitgehend unentdecktes Land. Die nach dem unwirtlichen Eisplaneten benannte Band HOTH hat sich demnach bei der lyrischen Vorlage als Pionier hervorgetan. Doch auch musikalisch weiß die Band zu überzeugen. Unter anderem sind Einflüsse von Opeth und Dissection zu hören, aber nicht so viel, dass man HOTH einen individuellen Sound aberkennen könnte.

Jeder Song hat etwas Besonderes an sich wie z. B. das unheilvolle Piano zu Beginn von „Cryptic Nightmares“ oder die eleganten Streicher in „Acolyte of the Tenebrous Night“. Dadurch kann man die einzelnen Songs gut auseinanderhalten, sie gehen auch ziemlich schnell ins Ohr. Es wird jedoch keinesfalls auf die nötige Brutalität verzichtet, die nur von ein paar vereinzelten ruhigen, instrumentalen Passagen unterbrochen wird, welche jedoch auch gut ins Bild passen. Druckvolle Double-Bass-Drums und Blast-Beats, überaus melodisches und doch stahlhartes Gitarrenspiel inklusive mitreißender Soli („Unending Power“!), dazu immer passend eingesetztes Screaming, es ist alles dabei, was das metallische Herz begehrt.
Die Mischung aus Melodic Death und Black Metal weiß zu gefallen und die größtenteils hohen Screams sind gut artikuliert. Dadurch versteht man die Texte sehr leicht, die gerade so treffend formuliert sind, dass man zwar weiß, welche berühmt-berüchtigte Figur im Verlauf dieses Konzeptalbums charakterisiert wird, aber wiederum so vage, dass man sie auch außerhalb des Star-Wars-Kontextes sehen kann. Die Songs sind alle mehr oder minder lang, die Albumlaufzeit liegt bei knapp einer Stunde. Dadurch wird der Musik genug Raum gegeben, um sich richtig zu entfalten, langweilig wird es jedenfalls nie. Es gibt auch praktisch keinen Ausfall oder Filler-Song. Jeder Track hat etwas Herausstechendes, von Einheitsbrei (der leider manchmal im extremen Metal anzutreffen ist, wenn das Augenmerk zu sehr auf stumpfer Härte liegt) kann hier also nicht die Rede sein.
Auch die immer wieder anzutreffenden Tempiwechsel tragen zur Unterscheidbarkeit der einzelnen Songs bei. Hinzu kommt noch eine recht gute Produktion, bei der die einzelnen Instrumente gut herauszuhören sind. Ein bisschen mehr Wumms hätte jedoch nicht schaden können und die Vocals hätten etwas mehr im Vordergrund stehen können, dies sind jedoch nur minimale Feinheiten. Ebenfalls erwähnenswert ist das stimmig gestaltete Cover, das eine Eiswüste vom bandnamensgebenden Planeten zeigt und eher nach einem gemalten Bild aussieht als nach einem computerbasierten Machwerk.

Es ließe sich vermutlich noch viel länger und ausführlicher von „Oathbreaker“ schwärmen, aber es reicht die abschließende Bemerkung, dass es sich hierbei um ein einmaliges Gesamtkunstwerk handelt, auf dem HOTH den Spagat zwischen Abwechslungsreichtum und konstanter Stiltreue perfekt meistern. Ein durchwegs gelungenes Album, an dem es praktisch nichts zu kritisieren gibt, und somit eine unbedingte Empfehlung an alle, die mit dieser Musikrichtung etwas anzufangen wissen.

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Wertung: 9.5 / 10

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