Die Münsteraner Melodic Deather ORDER TO RUIN kann man zweifellos als umtriebig bezeichnen. Gerade einmal gute drei Jahre haben sie für zwei EPs und vier komplette Scheiben benötigt. Der letzte Akt dieser Reihe, „The Book Of Nemesis“, liegt nun vor und präsentiert das besetzungswechselgeplagte Trio in 40 Minuten als technisch anspruchsvolle Band, die ihren Stil mit vielen verschiedenen Einflüssen kreiert.
Dies ist tatsächlich erwähnenswert, führen ORDER TO RUIN doch selber so unterschiedliche Inspirationen wie Iron Maiden, Gates Of Ishtar oder die alten The Crown auf. Letztlich muss man als Hörer achtgeben, hier nicht auf die falsche Fährte zu gelangen. Sicher lassen einige Melodien und vor allem Soli eine grobe Nähe zu der britischen Heavy-Metal-Legende erahnen, aber unter dem Strich regiert hier doch eher der Death Metal.
Gut, dass man sich keinen Konventionen hingibt. Ob das tatsächlich am fehlenden Label liegt, wie das Infoschreiben kolportiert, sei mal dahingestellt. Fakt ist aber, die Nordrhein-Westfalen scheren sich nicht darum, ob der Song jetzt einen blackmetallischen Blast-Beat oder ein Thrash-Riff vertragen kann, sondern sie machen einfach. So entsteht eine durchaus spannende Melange, die allen Unkenrufen zum Trotz dennoch nicht uneingängig ist. Zwar verzichtet man auf Mitsing-Nummern, die gleich beim ersten Mal im Ohr bleiben und es auch nicht wieder verlassen wollen, aber man wird trotzdem schnell warm mit „The Book Of Nemesis“. Dies liegt sicher zu einem großen Teil am kompakten Songwriting von ORDER TO RUIN, die Lieder schleppen praktisch keinen unnötigen Ballast mit sich herum, sondern kommen rasch auf den Punkt. Ebenso bleiben Experimente im gesanglichen Bereich weitgehend außen vor, mal wird heiser geröchelt, dann aggressiv gegrowlt, aber unter dem Strich sind das keine Dinge, die man von einer Melodic-Death-Band nicht erwarten würde.
Dazu kommt eine überraschend ordentliche Produktion, die Instrumente sind, vielleicht mit leichter Ausnahme des Basses, ausgewogen abgemischt, die Snare knallt ordentlich und die Gitarren braten mit Macht. Das ist schick, denn so versumpfen die vielen passablen Ideen nicht und das technische Können der Musiker kommt gut zum Tragen.
Was gäbe es zu kritisieren? Das kommt ganz auf den Anspruch des Hörers an. „The Book Of Nemesis“ lässt sich gut in seiner Gänze anhören, wenn man keine allzu großen Erwartungen in innovative Momente setzt. Die Band sagt es selber, dass sie das Rad nicht neu erfindet und das tut sie wahrlich nicht. Dazu kommt das angesprochene Problem der Songs, die sich nicht unbedingt als Ohrwürmer eignen. Das ist zwar in Ordnung, wer verlangt von einer jungen Band schon Radiotauglichkeit, aber auf Dauer verliert sich „The Book Of Nemesis“ so leider, ohne dauerhaft für Eindruck sorgen zu können.
ORDER TO RUIN kann man trotzdem im Auge behalten. Frischer Stoff einer noch recht jungen Truppe lässt für die Zukunft möglicherweise noch einiges erwarten. „The Book Of Nemesis“ isteine Platte, die sich zumindest Genrefreunde mit Hang zum Underground mal anhören sollten.
Wertung: 6 / 10