Als Fronter Adam Gontier Anfang 2013 seinen Austritt aus der Band erklärte, hinterließ er eine schwer zu füllende Lücke, war doch gerade seine markante Stimme eine der Stärken von THREE DAYS GRACE. Nachdem Matt Walst (My Darkest Days) bereits einige Zeit als Touring Member eingesprungen war, wurde er schließlich 2014 festes Mitglied bei den erfolgreichen Alternative Rockern. Sogleich machte man sich an die Arbeiten für das nächste Album, das überraschend schnell Gestalt annahm und schon ein Jahr nach Walsts offiziellem Beitritt veröffentlicht wurde. Es trägt den einprägsamen Titel „Human“ und soll nach dem recht experimentellen „Transit of Venus“ wieder etwas mehr an ältere Tugenden anknüpfen.
Der Opener „Human Race“ schürt diesbezüglich jedoch erste Zweifel, er wartet mit eher gemächlichem Tempo und ruhigen Synthesizern auf, was jedoch prinzipiell nichts Schlechtes ist. Es herrscht eine leicht hypnotische Atmosphäre und der neue Leadsänger stellt von Anfang an unter Beweis, dass er seinem Vorgänger gesanglich durchaus gewachsen ist. Von wütend bis melancholisch ist alles dabei, was man von THREE DAYS GRACE gewohnt ist. Walsts Stimme erinnert sogar leicht an die von Gontier, man kann die beiden aber gut auseinanderhalten. Gegen Ende gibt es noch ein stimmiges Gitarrensolo, dann ein Fade-Out. „Painkiller“ weckt da schon eher Erinnerungen an frühere Band-„Klassiker“. Der Track ist energetisch und wieder etwas heavier, inklusive Ohrwurm-Refrain. Interessanter sind jedoch die Strophen, da hier gesangtechnisch etwas mehr variiert wird und die Dynamik zwischen Gitarre und Gesang etwas mehr zur Geltung kommt.
Die ersten zwei Songs geben dem Hörer einen recht guten Einblick in das Album im Allgemeinen: ein steter Wechsel zwischen eher kraftvollen Rocknummern („Landmine“, „I Am Machine“, „So What“) und melancholischen Liedern („Car Crash“, „The Real You“), oft findet dieser Wandel auch innerhalb eines Songs statt, meist zwischen Strophe und Refrain. Das Gitarrenspiel ist weitgehend unauffällig, nur gewisse Passagen stechen wirklich heraus. Es wechselt zwischen recht simplen Melodien und dröhnendem Riffing, wobei erstere eher für die jeweilige Atmosphäre sorgen und letzteres für die nötige Härte. Zwischendurch finden sich immer wieder leicht elektronische Spielereien, quasi ein Überbleibsel des Vorgängeralbums. Das Schlagzeug erfüllt seinen Job als Rhythmusinstrument, mehr aber auch nicht, also nichts Aufsehenerregendes.
Im Fokus stehen also oftmals die Vocals, die dafür, wie bereits erwähnt, über weite Strecken gut ausgeführt sind und mit ihrer Vielseitigkeit und Kraft überzeugen. Die Texte hingegen sind wiederum nicht übermäßig beeindruckend. Sie sind ziemlich persönlich und depressiv, befassen sich mit Themen, zu denen nun mal viele Menschen (passend zum Albumtitel) einen Bezug haben. Dies an sich muss kein Negativpunkt sein, allerdings hätten die Lyrics schon etwas interessanter formuliert werden können. Diese Einfachheit in Verbindung mit den Gesangslinien und der vergleichsweise kurzen Laufzeit gibt dem Album jedoch seine angenehme Eingängigkeit.
Alles in allem sollte das Album Fans der Band einigermaßen zufriedenstellen, es fügt sich geradezu nahtlos in die Reihe der bisherigen Veröffentlichungen ein. Zwar findet sich darauf abgesehen vom Gesang relativ wenig, was einen aufhorchen lässt, aber es ist auch keine schlechte Platte, nur eben keine beeindruckende. THREE DAYS GRACE haben inzwischen eine gewisse Nische für sich beansprucht, da würde es auch keinen Sinn machen, große Veränderungen einzuführen. Alles in allem ist „Human“ ein Album das man hören kann, aber nicht muss.
Wertung: 6.5 / 10