VARGSHEIM ist ein Black-Metal-Trio aus Würzburg, das auf der einen Seite Imperium Dekadenz live auf der Bühne unterstützt, auf der anderen aber auch eigene Musik schreibt. Nachdem sie mit dem letzten Werk „Träume der Schlaflosen“ qualitativ einen starken Schritt nach Vorne machten, unterhielten wir uns mit Bassist Harvst darüber, was das Geheimnis der Band ist.
Was sind im Bezug auf eure vorigen Alben in deinen Augen die Kernpunkte, an denen ihr gearbeitet habt?
An aller erster Stelle muss man ganz klar sagen, dass das neue Album mehr im Proberaum entstanden ist und dadurch eingängiger und druckvoller im Songwriting sein dürfte. Den Vorgänger „Erleuchtung“ schrieb fast ausschließlich Kaelt! Dadurch waren gerade die Gitarrenspuren melodischer, der ganze Sound war organischer, jedoch lange nicht so druckvoll, wofür natürlich nicht zuletzt Christoph Brandes verantwortlich ist, dem wir diesmal komplett die Rohspuren überließen. Auch mit Nikita Kamprad, der die Drums aufgenommen hat lagen wir goldrichtig! Beide haben sehr professionell gearbeitet und das richtige Soundgewand geschneidert: überzeugend druckvoll, aber nicht überproduziert! Es ist definitiv wieder ein echtes VARGSHEIM-Album geworden.
Wie würdest du die allgemeine Resonanz gegenüber „Träume der Schlaflosen“ einschätzen?
Bis jetzt ausschließlich gut! Wir überließen bei diesem Album nichts mehr dem Zufall und haben spontane Arrangements, die im Proberaum entstanden ausgearbeitet. So sind interessante, sehr verschiedene Songs entstanden, deren Texte hoffentlich ebenso lesenswert sein dürften…
Habt ihr schon erste Reviews von internationalen Magazinen bekommen?
Ich persönlich bin offengestanden kein Review-Leser, ich höre mir die Musik selbst an und kaufe sie dann oder nicht. Andere Meinungen sind mir da relativ egal. Bei unseren ersten Veröffentlichungen hab ich natürlich auch alles verfolgt, was da geschrieben wurde. Mit dem letzten Album haben wir im Durchschnitt glaube ich zu 70% gute Punkte abstauben können. Über das neue Album kann ich das im Moment noch nichts sagen außer: Anhören, es lohnt sich! Ernste, echte und leidenschaftliche Musik.
Im Promo-Text werden „Elemente aus 70er-Rock“ erwähnt. Könntest du das etwas spezifizieren? Wo und wie kommen diese zum Einsatz?
Haha, diesen Stempel werden wir wohl nicht mehr so schnell los! Das war ursprünglich nur unsere knappe Beschreibung unserer Musik auf „Erleuchtung“. Markus von MDD Rekords setzte uns die Pistole auf die Brust und brauchte dringend eine Beschreibung für Promozwecke. Auf „Träume der Schlaflosen“ ist der Stil homogener und kaum noch mit den Vorgängern zu vergleichen, kurzum: Denkt euch was Neues aus! Nein im Ernst, ich finde keine unserer Scheiben die wir bisher veröffentlichten kann man miteinander vergleichen. Und doch gibt es anscheinend diesen roten VARGSHEIM-Faden, der sich durch alles zieht. Uns wurde das erst vor Kurzem bewusst, als wir feststellten, dass öfters Freunde so Sachen sagen wie: „das ist wieder ein typischer VARGSHEIM- Riff“. Anscheinend haben wir in den letzten 10 Jahren doch einen relativ eigenwilligen Stil entwickelt! Wenn dem so ist, haben wir glaube ich allen Grund zum Feiern, denn das ist unserer Meinung nach das Beste, was eine Band leisten kann…Was inspiriert euch hinsichtlich der Texte? Wollt ihr da gezielt traditionell bleiben oder versucht ihr auch, euch diesbezüglich von anderen Bands abzuheben?
Die Texte auf dem Album kann man vielleicht grob in Kaelt´s und die meinen aufteilen. Kaelt schrieb eher persönliche Texte, die sich mit dem Tod und Abschied sowie dem Reifen im Leben befassen. Meine Texte sind auf diesem Album gesellschaftskritisch, handeln von Massenkonsum oder dem allzeitvernetzten, modernen Menschen. „Finning“ ist mein vielleicht außergewöhnlichster Text, der vom Fischen von Haien handelt, denen man die Flossen abtrennt und sie wieder lebendig zurück ins Meer wirft. Das habe ich mal in einer Dokumentation gesehen und die Bilder haben mich lange verfolgt. Ich habe versucht sie in verschiedenen Texten nur stellenweise einzubauen, was allerdings immer nur völlig verstörend war. Kaelt brachte mich dann auf die Idee einen kompletten Song aus der Sicht eines solchen Haies zu schreiben und das war’s – ein intensiver Song mit Zeilen, die einen in die Tiefe menschlicher Abgründe ziehen….
Welche Bands würdet ihr als direkte Inspiration für eure Musik anführen?
Für „Erleuchtung“ war es ganz klar „The Thousandfold Epicentre“ von The Devil’s Blood! Auf dem neuen Album gibt es keine so eindeutige Inspiration. Die Songs sind wirklich sehr verschieden und eigen. Natürlich hören wir immernoch dieselben Bands wie Primordial, Taake, Enslaved usw. Statt immer nur Underground Black Metal höre ich persönlich mittlerweile wieder öfter Klassiker wie Uriah Heep oder Musik aus dem Stonerbereich.
Wie läuft bei euch der Songwriting-Prozess ab?
Kaelt schreibt Riffs, spielt sie Naavl und mir vor, dann wird gejammt. Texte entstehen immer ohne Zwang und sind meist im Vornherein von diesen Riffs geprägt, umgekehrt richten sich manchmal auch Songstrukturen nach gewissen Zeilen.
Nervt es euch manchmal, dass ihr sozusagen als Live-Band von Imperium Dekadenz bekannt geworden seid? Habt ihr das Gefühl zu oft mit ihnen verglichen worden zu sein?
Alles Promotion, was will man als Band mehr als solche Möglichkeiten zu bekommen? Alle, die in Interviews behaupten sie machen ihre Musik nur für sich selbst, werden in dem Moment schon zu Lügnern, in dem sie eben dieses Interview lesen. Davon abgesehen sind Imperium Dekadenz und VARGSHEIM musikalisch wie thematisch zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel. Zweifel daran habe ich auch noch von niemandem gehört…
Was genau soll das Cover darstellen?
An dieser Stelle muss ich erst einmal betonen, dass das Frontcover im Netz, sowie als eingeschweißtes Digipack längst nicht so gut rüberkommt, wie wenn man letzteres auspackt! Es stellt eine Symbiose aus meinem Logo und der Arbeit von Simon Bossert dar. Wenn man dann aufklappt kommt das Cover zum Vorschein, das ich auf Leinwand gemalt habe: eine Kreuzung aus Galaxie und Uhr, aus deren Mitte ein Mensch auftaucht. Aus seiner Brust brechen riesige Schlangen, die die Zeiger der Uhr darstellen. Ich habe auch zu jedem Text eine Tuschezeichnung angefertigt. Simon Bossert hat ganze Arbeit geleistet und alles in einem perfekten Rahmen erscheinen lassen.Wo kann man euch denn in nächster Zeit live sehen? Auf eurer Website ist nur ein Festival im Mai aufgelistet, ist das alles was bis jetzt geplant ist?
Bis jetzt sind wir nur auf dem Dark Troll Festival und Ende Mai in Würzburg. Es sind allerdings Gigs in Erfurt und Aalen und noch unbekannten Locations zusammen mit Der Weg einer Freiheit und Kain geplant!
Was könntest du unseren Lesern als das beste Black-Metal-Album 2015 bis jetzt empfehlen?
Für mich persönlich die neue von Primordial. Dieses Album lief bei mir die ersten Wochen jeden Abend. Wenn man einschneidende Erlebnisse erfährt und zeitgleich einem solch ein Album gegeben wird weis man, dass dieses ein Leben lang Erinnerungen in sich tragen wird…
Zum Abschluss machen wir noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming. Antworte einfach mit dem Ersten, was dir zu folgenden Begriffen in den Sinn kommt:
„True“ Norwegian Black Metal: Intensive und geniale Musik, die mich geprägt hat.
Spotify: Die Werbung nervt höllisch, aber ich werde kein Geld dafür ausgeben.
Massenmenschen: Sind die meisten in unserer Gesellschaft und ich selbst bin auch keine Ausnahme. Wichtig ist, dass man sich dessen bewusst wird und versucht das Beste aus sich zu machen….
Star Wars VII: Es gibt einen 7. Teil?
Bestes Jahrzehnt der Musikgeschichte: Frag mich was Leichteres!