Review Anti-Flag – American Spring

Eine mit einem Kopftuch gekleidete Frau, aus deren Gesicht eine Blume wächst, ziert das Cover von „American Spring”, dem neuen Album von ANTI-FLAG und gibt somit zugleich die Marschrichtung der Scheibe vor: Kein Blatt vor den Mund nehmend prangern die Pittsburgher auch auf ihrem neunten Album alles an, was in Amerika und dem Rest der Welt nicht funktioniert.

Dass das eine Sisyphos-Aufgabe ist, ist dabei natürlich nach all den Jahren im Musik-Business auch den Punkrockern von ANTI-FLAG klar, macht das Hinausschreien der Missstände in die Welt deshalb aber nicht weniger wichtig. Denn derer gibt es genug und von allein verschwinden diese auch nicht – mit „American Spring“ versuchen ANTI-FLAG ihren Teil zur Verbesserung beizutragen.
Und damit weg vom ideologischen Überbau und hin zur Musik. Diese ist auf dem aktuellen Album der Punkrocker deutlich melodischer und zugänglicher ausgefallen als bisher. Nicht, dass ANTI-FLAG ihren Biss und ihre Wut verloren hätten, diese Vermutung wird schon vom Opener „Fabled World“ nach allen Regeln der Punkrock-Kunst in ihre Einzelteile zerlegt. „Walk Away“ und „To Hell With Boredom“ schlagen in die gleiche Kerbe, fügen dem Ganzen aber noch eine düstere Grundnote hinzu.
Auch „Song For Your Enemy“ wartet mit amtlichen Riffs und Schrei-Passagen auf, kommt aber auch mit einem Mitsing-Refrain um die Ecke, nachdem sich so manche Band die Finger lecken würde.
„Brandenburg Gate“, „Set Yourself On Fire“ und „Sky Is Falling“ sind weitere Punkrock-Hymnen, die ANTI-FLAG scheinbar mühelos von der Hand gehen und bei jedem Fan eine wohlige Gänsehaut erzeugen. Zudem spielt die Band auch auf „American Spring“ mit häufigen Wiederholungen von Riffs, Melodien und Texten, was hier allerdings nicht nervt, sondern nur die Dinglichkeit der angesprochenen Themen unterstreicht. Zu diesen gehören neben Drohnenangriffen und der Fukushima-Katastrophe auch die (künstlich vom System erzeugte) Feindschaft zwischen Russen und Amerikanern.

All das wird nicht im Hau-Ruck-Modus abgehandelt, sondern mit klug eingesetzter Dynamik und feinen Melodien garniert, was „American Spring“ zu einem sehr starken Album macht. Wo Green Day nur noch weichgespült klingen, sind sich ANTI-FLAG treu geblieben – musikalisch wie inhaltlich, wobei die beiden Seiten der Band gleichberechtigt nebeneinander stehen. Unterm Strich ein mitreißendes Album, das gleichzeitig zum Abgehen und Nachdenken anregt.

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Wertung: 8 / 10

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