Michael Kiske und Amanda Sommerville braucht man wohl niemandem vorzustellen. Neben ihrem tadellosen Ruf als Sänger teilen sie aber noch ein weiteres Merkmal: Beide sind engagierte Gastsänger, die sich bei anderen Bands und in Projekten umtun. Man verbindet sie in aller Regel nicht mit ihrer Stammband, sondern mit diversen Gastauftritten. Vermutlich bei einem dieser Gastauftritte dürfte die Idee gekommen sein, zusammen ein Album aufzunehmen, das nur aus Duetten besteht. Heraus kam das selbstbetitelte Debüt im Jahr 2010.
Jetzt steht der Zweitling „City Of Heroes“ an. Neben KISKE/SOMMERVILLE hat sich ein illustres Team an anderen Musikern an den Aufnahmen beteiligt: Die Songs schrieben niemand anderes als Gitarrist Magnus Karlsson, der schon Jorn Lande und Russell Allen drei ihrer Kollaborationsalben auf den Leib schneiderte, und Mat Sinner, der von Primal Fear und seinen zahllosen anderen Projekten mehr als bekannt sein dürfte. Den Mix verantwortete Jacob Hansen, bekannt von Bands wie Volbeat und ebenfalls ein Garant für saubere Arbeit. Da kann doch wohl nichts mehr schief gehen, oder?
Leider doch. Es ist schlicht erstaunlich, wie viele gute Leute ihre Zeit in ein Projekt hineinstecken können, ohne dass etwas auch nur annähernd Besonderes dabei herauskommt. „City Of Heroes“ ist leider nur eins geworden: rundum belanglos. Ganz offenbar wollte man gefälligen AOR aufnehmen, jenseits der von Michael Kiske ohnehin mehr tolerierten als goutierten Metal-Pfade. Das ist aber gar nicht das Problem, gibt es doch großartigen AOR, mit dem auch Metaller viel Spaß haben können. Das Problem ist, dass das Songwriting sich in derartigen Banalitäten erschöpft, dass in aller Regel wenige Sekunden Musik reichen, um die Songs durchschaut zu haben. Schon der Opener „City Of Heroes“ ist in dieser Hinsicht symptomatisch, hat aber wenigstens noch einen gelungenen Refrain bekommen. Danach aber erwartet uns das pure Mittelmaß.
Song um Song werden dem Hörer verrockte Popsongs um die Ohren gehauen, die zwar auf Eingängigkeit gebürstet sind, aber doch nur selten im Ohr bleiben. Das liegt schlicht an mangelndem Mut. Nahezu jede Harmonie ist bekannt, die Melodieführungen sind vorhersehbar und leider auch die Texte. Ist an dem Gesang von KISKE/SOMMERVILLE an und für sich rein gar nichts auszusetzen, sind doch die Texte so voller abgedroschener Phrasen, dass man es kaum für wahr hält – sollten hier wirklich alle Klischees auf einem Album zusammengefunden haben? Aber warum? Nehmen wir nur den Song „Rising Up“: „Heaven can wait“, „Rising up like a Phoenix“ oder „Love is not the enemy“. Dazu kommt textlicher Unsinn wie bei „City Of Heroes“: „I’ll learn how to fly and I’ll learn how to die“. Oder auf „Open Your Eyes“: „Rise up from the ashes“, „Only the good die young“, „I’ve got my ticket to ride into the sun“. Ach, es reicht. Ihr versteht, was ich meine.
Sicher, es gibt wenig auszusetzen an der technischen Seite von „City Of Heroes“. Die Instrumente sind gut gespielt, der Gesang sitzt, die Produktion ist klar und differenziert. Und ausgemachte Fans der beiden Sänger oder weiblich/männlicher Duette vor sanft rockiger Kulisse dürfen gerne einmal reinhören. Alle anderen aber werden wohl wenig Spaß an KISKE/SOMMERVILLEs „City Of Heroes“ haben.
Wertung: 5 / 10