Review Dødheimsgard – A Umbra Omega

Seit ihrem avantgardistischen Hassbrocken „Supervillain Outcast“ waren DØDHEIMSGARD über sieben lange Jahre quasi in der Versenkung verschwunden. Nun melden sich die Norweger wie aus dem Nichts mit einem neuen Album zurück – ein Ereignis, mit dem wohl nicht mehr viele Fans gerechnet hätten.

Womit man bei derartigen Comebacks normalerweise noch weniger rechnen darf, ist, dass die durch die Sensation als solche schon ins unermessliche gesteigerten Erwartungen auch nur ansatzweise erfüllt werden. Da DØDHEIMSGARD jedoch von jeher alles andere als normal sind, verhält sich auch mit „A Umbra Omega“ alles anders. Denn was die reformierten und hinsichtlich der Besetzung umstrukturierten Vorreiter des Avantgarde Black Metal hier abliefern, ist in jeder Hinsicht beachtlich.

Zum einen gelingt es DØDHEIMSGARD spielend, nahtlos dort anzuknüpfen, wo „Supervillain Outcast“ endete und so ihren einzigartigen Stil wieder aufleben zu lassen. Jedes einzelne verschrobene Riff, jeder einzelne, den Wahnsinn in Worte fassende Vers ist so typisch DHG, dass man meinen könnte, die Band wäre nie von der Bildfläche verschwunden. Zwar ist es schade, dass Kvohst nicht mehr Teil der Band ist, sein zurückgekehrter Vorgänger Aldrahn jedoch liefert eine derart glaubwürdig irrsinnige Performance ab, dass man selbst einem Kvohst nicht lange nachzuweinen hat.
Zum anderen gelingt DØDHEIMSGARD mit „A Umbra Omega“ besser als je zuvor, ihren Wahnsinn auch in stimmige Songs zu kanalisieren: Waren die Strukturen auf Alben wie „666 International“ oder „Monumental Possession“ musikalisch oft spröde und abrupte beziehungsweise fehlende Übergänge quasi ein Markenzeichen der Norweger, klingt „A Umbra Omega“ trotz aller kompositorischen Wahnsinnstaten flüssig und von vorne bis hinten stimmig. Zwar stellen die 67:10 Minuten Spielzeit den Hörer vor eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, am Ende lohnt sich jedoch jede Minute: Vom Opener „Aphelion Void“, in dem so unerwartet wie elegant mal ein Saxophon, mal ein Piano auftaucht, bis zum fast schon epischen „Blue Moon Duel“, in dem sich DHG gar einer Oboe bedienen, als Albumabschluss gibt es so wenig Zeit zum Verschnaufen wie viel zu entdecken.

Streitbar ist dabei – vom generell sehr gewöhnungsbedürftigen Stil der Band einmal abgesehen – einzig der Sound. Während die melodiösen Elemente wie Keyboards, Gesang und Bass gut zur Geltung kommen, klingen die Distortion-Gitarren, verglichen mit dem extrem sterilen, präzisen Sound auf „Supervillain Outcast“, dieses Mal fast verwaschen und konturlos. Man möchte sagen: Was der Mix des Vorgängers an Biss zu viel hatte, fehlt hier. Im Kontext der diesmal deutlich organischer ausgefallenen Musik, die eher durch Instrumente als durch elektronische Elemente geprägt ist, ergibt jedoch sogar der Sound Sinn und lässt auf diese Weise an Mayhems „Ordo Ad Chao“ denken, das seine einmalige Stimmung einem ähnlich erdigen Sound verdankt.

„A Umbra Omega“ ist nicht nur ein weiteres DØDHEIMSGARD-Album – und das für sich genommen ist ja schon eine kleine Sensation. Vielmehr dürfte es sich dabei um die Überraschung im Avantgarde-Sektor 2015 handeln. Denn mit „A Umbra Omega“ legen DØDHEIMSGARD nach sieben Jahen Funkstille mal eben das wohl stärkste Album ihrer Karriere auf den Tisch. Respekt!

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Wertung: 9 / 10

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