CALL OF THE SIRENS kommen aus Landau / Pirmasens und sind seit ein paar Jahren im Underground aktiv. Vier junge Männer, die ihrem Hobby frönen und nun die Welt in Form ihres Full-Length-Debüts „Scary Tales“ daran teilhaben. Die Scheibe landet in Form eines hübschen Digipaks auf dem heimischen Schreibtisch und soll nun also mal zeigen, was in der Pfalz außer dem sommerlichen Weinfest noch so los ist.
Tja, das erste Dilemma ist eigentlich, dass rein gar nichts in Sachen Aufmachung und Band- bzw. Albumname darauf hindeutet, was die Band nun schließlich und endlich fabrizieren. Das Cover könnte auch zu Horror-Punkern passen, der Albumtitel immerhin zu fast allen Metal-Genres und CALL OF THE SIRENS…Nun ja, man sollte sich zumindest nicht beschweren, wenn man in die gotische Symphonic-Ecke mit opernhaftem Trallali gesteckt würde.
Aber die Rheinland-Pfälzer überraschen nach einem kurzen Intro, welches noch rückschlusslos bleibt, mit einem dicken Batzen geballter Energie und Aggressivität. Death Metal, der häufig in den Deathcore abdriftet, wird eine gute halbe Stunde lang geboten. Bei immerhin neun kompletten Songs ahnt man, wohin die Reise geht: Auf die Zwölf und gnadenlos, als gäbe es kein Morgen. Die Riffs braten mit Macht, das Schlagzeug gönnt sich den einen oder anderen progressiven Moment und auch die Saiteninstrumente spielen nicht erst seit Weihnachten. Doch leider entwickelt sich nicht die aufgrund der knappen Songlängen erhoffte Eingängigkeit. „Scary Tales“ lässt sich als Klumpen Hass gut am Stück runterhören, auch gerne das eine oder andere Mal mehr, aber wirklich hängen bleibt beim Debüt von CALL OF THE SIRENS nicht viel.
Die Vermutung liegt nahe, dass auch die Wenigdimensionalität der Platte eine Ursache dafür ist. Im Geschwindigkeitssektor gibt es wenig Ausreißer, weder nach oben, noch nach unten, das hat alles Schwung und Elan, aber eben immer in einem ähnlichen Tempo. Frontschreier Andre gibt zwar alles und das ist im Prinzip auch nicht schlecht, aber ein wenig bleibt der Eindruck hängen, als wenn er sich auf eine Stimmlage gut eingeschossen hätte und sich dieses Stilmittels gerne etwas zu oft bedient. Gut, aber auf die Dauer etwas langweilig. Immerhin, Talent hat er wie seine Mitstreiter und es ist ja nicht ausgeschlossen, beim nächsten Mal noch ein wenig intensiver im Gesangsbereich zu arbeiten.
„Scary Tales“ ist irgendwie ein typisches Debütalbum aus dem harten Untergrund. Ein paar Ecken, trotzdem (oder gerade deshalb) auch eine Menge Herzblut, welches die Kanten wieder etwas stumpfer macht. Man kann solchen Bands ja auch einfach nie böse sein, mit wenig Möglichkeiten holen sie das Maximale heraus und das kann sich im Fall von CALL OF THE SIRENS wirklich hören lassen. Den Jungs kann man nur raten, an der Sache dranzubleiben, die Stärken auszubauen und die Schwächen sukzessive zu reduzieren.
Wertung: 6 / 10