(Rock / Pop) In den letzten Jahren wurde es eher ruhiger um die ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG – mit der Ausnahme, dass Sänger Klaus Eberhartinger anstatt durch neue Musik durch seine Teilnahme an der österreichischen Version von „Let’s Dance“ auffiel. Dass mit „Werwolf-Attacke (Monsterball ist überall…)“ nun Anfang 2015 ein neues Album der Österreicher erscheint, die dazu anstehende Tour zu großen Teilen ausverkauft ist und im Bezug auf das Lied „Lederhosen Zombies“ im Vorfeld medial ein kleines Skandälchen losgetreten wurde, zeigt, dass die EAV auch nach fast vierzig Jahren Bandkarriere immer noch relevant ist und sich nicht davor scheut, heiße Themen mit bitterbösem Humor anzugehen.
Musikalisch wildert die ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG wie gewohnt unter dem Mantel des Pop-Rock in nahezu allen musikalischen Genres: Vom straighten Rock in „Bankrott“, über Dixie-Anleihen in „Theater um die Kunst“, Klezmer in „Babuschka“ bis hin zu 90er-Jahre-Trance- und Industrial-Elementen in „Maschine“ ist den alten Herren definitiv nichts fremd. An Melodiegespür hat es Thomas Spitzer, zusammen mit Klaus Eberhartinger das Gehirn der Band, noch nie gefehlt, was er auch auf „Werwolf-Attacke“ wieder unter Beweis stellt. So wippt man bei den meisten Songs direkt beim ersten Hördurchgang mit und hat das Gefühl, die Lieder schon lange zu kennen. Dass auf einem EAV-Album diverse humoristische Skits nicht fehlen dürfen, ist klar. Sowie auch der große Teil der Texte ist dieser Humor politisch geprägt, direkt heraus und nicht selten bitterböse. So bietet beispielsweise „Scharia-Ho“ mit seinen 45 Sekunden als Abwandlung von „Lustig ist das Zigeneuerleben“ mehr Aufregerpotential und bitterböse Satire als eine gesamte K.I.Z.-Platte.
Die Texte sind eine eigene Erwähnung wert: Klingt der Titel des Albums zunächst merkwürdig, wird bereits im gleich betitelten starken Gruselrock-Opener klar, dass die EAV das altbekannte Thema der wölfischen Natur des Menschen kreativ bearbeitet. Das Erstarken der Rechten in Europa, die Finanzkrise, illegale Downloads, die Ukraine-Krise, Amokläufe, Ignoranz gegenüber der Weltpolitik: Auf ihre eigene Art und Weise geben die Musiker der EAV ihre ganz eigenen Statements zu diesen Themen ab, wobei das Lachen häufig im Halse stecken bleibt.
Während der bereits erwähnte Opener sowie „Bankrott“, „Theater um die Kunst“, „Der oide Wolf“ und „Lederhosen Zombies“, welches das Verkommen von Tracht als Faschingskostüm und die Entwicklung der Schlagerszene besingt, als Highlights herausstechen, bilden die Pianoballade „La Loba“, das zu repetitiv vor sich hinplätschernde und nervige „Hunger“ ebenso wie das an Rap anlehnende „Sado Lilly“ Tiefpunkte – auch im Hinblick auf die gesamte Bandgeschichte. Insgesamt weiß „Werwolf-Attack“ allerdings durchaus zu überzeugen, ist kurzweilig und stimmig komponiert. Wer auf leicht eingängigen Rock, bösen Humor, politische Themen und Genresprünge steht, kommt auch 2015 nicht an der EAV vorbei.
Wertung: 7 / 10