Interview mit Tor-Helge Skei von Manes

MANES ist eine spannende Band, denn nicht nur musikalisch verzeichnen die Norweger einen solchen Stilbruch wie Ulver, sondern das Quintett um Tor-Helge Skei hat auch einen Bruch in seiner Bandhistorie, weil sie sich 2011 trennten, um drei Jahre später mit „Be All End All“ ein Comeback einzuläuten. Alles dazu, den möglichen Konzertvorhaben von MANES und zu Skeis weiteren Projekten könnt ihr den folgenden Zeilen entnehmen:

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Aktuell ist euer viertes Album auf den Markt, aber viele unserer Leser kennen euch vermutlich noch nicht, also erzähl bitte etwas über dich und über MANES.
Ich bin Tor-Helge Skei von MANES. Uns gibt es seit etwa 1992, aber mit einigen leichten Veränderungen und Wendungen über die Jahre.

Was bedeutet MANES? Verbirgt sich dahinter ein englischer oder norwegischer Begriff oder entspringt der Name der Fantasie?
Es ist ein lateinisches Wort mit einigen unterschiedlichen Bedeutungen. Es kann „Leben nach dem Tod“ bedeuten oder „die Seele des Todes“. Aber es ist auch der Name des Propheten, welcher den Manichäismus begründete. Außerdem hörten wir kürzlich, dass es verschiedene Bedeutungen in unterschiedlichen Sprachen besitzt. Ich hörte, dass es in einer osteuropäischen Sprache „Menstruationsblut“ heißt. (lacht)

RGB-1500-1500-pxBerichte unseren Lesern bitte, was in der letzten Zeit bei euch geschehen ist, denn in den vergangenen sieben Jahren war es sehr aufregend bei euch: Aufgelöst, wiedervereint und nach einer langen Wartezeit habt ihr ein neues Album auf den Markt gebracht – was brachte euch dazu, wieder Musik zu machen?
Das neue Album ist tatsächlich gar nicht so neu. Das Meiste von den Entwürfen und den originalen Aufnahmen stammt aus der Zeit von „How The World Came To An End“ und wir hatten die Idee, etwas wie ein duales Album zu machen. Kein Doppelalbum, aber zwei Veröffentlichungen, die auf gewisse Weise miteinander verbunden sind. Aber die Dinge liefen nicht so wie geplant. Tun sie das jemals? Also dauerte es einige Jahre mehr als gedacht, um dieses Album zu beenden. Und weswegen wir zurückkamen: Wir mussten es einfach.

51RYDIXyYKLNach eurem Black-Metal-Debüt „Under A Blodraud Maane“ seit ihr 15 Jahre später mit „Be All End All“ in einem anderen, gegensätzlichen Genre angelangt. Was war der Auslöser für diesen musikalischen Wandel, den ihr mit „Vilosophe“ eingeleitet habt?
Wir hatten die Nase voll vom Black Metal oder allgemeiner formuliert, wie sich der Black Metal im Vergleich zu seinen Anfangstagen in etwas komplett anderes wandelte. Er verwandelte sich schnell in eines der am meisten konservativen und stagnierenden Musikgenres mit nahezu keinen Raum für Individualismus oder der Möglichkeit, Regeln zu brechen (was ein wichtiger Punkt für MANES ist). Also war es an der Zeit zu gehen und etwas anderes zu machen. Und außerdem war der Wandel nicht so plötzlich und unerwartet, wie Außenstehende denken. Es war eine interne allmähliche, sanfte Änderung, aber wir dokumentierten nicht jeden Schritt mit einem Album oder einem offiziellen Statement.

Auf „Vilosophe“ bekamen die elektronischen Elemente viel Raum, auf „How The World Came To An End“ stellten sie den primären Fokus eurer Musik dar und „Be All End All“ kann als ein rein experimentelles elektronisches Album verstanden werden. Hast du das Gefühlt, dass eure Entwicklung von einer Black-Metal-Band über einer avantgardistischen Rock-Band hin zu einem elektronischen Projekt abgeschlossen ist?
Nicht wirklich. Wir haben keinen Plan, wir sitzen nicht zusammen und entscheiden uns, ein paar mehr elektronische Klänge und ein wenig Hip-Hop-Gesang miteinzubringen oder irgendwie sowas. Wir machen das, was sich gut für uns anfühlt, was auf natürlichen Wege kommt. Überhaupt diskutieren wir Musik selten, wir machen sie einfach nur. (lacht)

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Wie würdest du kurz jemanden die Musik beschreiben, die ihr macht?
Oh… Eine Kombination, eine Bastardisierung von vielen verschiedenen Stilen – eklektisch, Rock, Elektronik, Pop, Ambient, alles zusammen gemischt.

Mit „Cinder Alley“ habt ihr ein Cover von 16 Horsepower aufgenommen. Ist das ein Hinweis darauf, was ihr gerne privat hört oder wie kam es zu dem Cover? Was hörst du privat, welche Konzerte besuchst du? Bist du persönlich noch immer irgendwie im Black Metal verwachsen?
Einerseits ja, andererseits nein. Wir hören ziemlich verschiedene Musik. Ich persönlich lausche meistens elektronischen und experimentellen Klängen, aber auch einer Menge atmosphärischen launischen Kram. Und die anderen hören auch eine breit gefächerte Auswahl an Musikstilen. Für mich persönlich muss Musik etwas Individuelles haben, etwas Einzigartiges. Etwas mit einer Daseins-Berechtigung und anders als „fast so gut wie die eine oder andere bekannte Band“. Ab und ab nehme ich eine der alten Platten von Darkthrone und genieße das intensiv. Der Musikstil interessiert mich nicht wirklich, solange es etwas hat, was ich nirgendwo anders herbekommen kann.

manes72011 habt ihr viele Compilations veröffentlicht, die lediglich online zur Verfügung standen. Was stellen diese Songs dar, beendete oder unbeendete Lieder oder nur Fragmente von einzelnen Songs? Werden diese Tracks in Zukunft erhältlich sein?
Sie waren größtenteils der Inhalt unserer „work in progress“-Zeit. Dinge, die niemals benutzt wurden, frühe Versionen von Songs auf den MANES-Alben oder eben von Lethe oder kkoagulaa. Anstatt diese verrotten zu lassen in einem alten, vergessenen Laufwerk, dachte ich, dass es besser sei, sie einfach irgendwo im Netz abzuladen, für den Fall, dass jemand Interesse hat. Aber wir entfernten sie nach einer Weile. Wir wollten sie nur für eine kurze Zeit verfügbar machen. Und zum größten Teil werden sie vermutlich nie wieder erhältlich sein. Außer die, welche bereits in Songs verwandelt wurden, die wir für das Album nutzten oder vielleicht werden einige von ihnen überarbeitet und weiterentwickelt. Wir wissen es nicht.

Ist eine Tour geplant, um euer neues Album zu promoten? Wenn ja, wo wird diese Halt machen? Falls nicht, warum sind die Auftritte von MANES so rar?
Keine Touren, niemals! Wir machen vielleicht einige sporadische Shows hier und da, einmalige Sachen. Aber wir werden niemals eine Tour geben. Oder gut, sag niemals nie. Es hat verschiedene Gründe. Es mangelt daran live spielen zu wollen und da ist auch noch die Gesundheit, Familie, Arbeitsaufgaben, aus dem Knick kommen. Es liegt vor allem daran, dass wir mehr eine Studio- anstatt eine Live-Band sind. Aber wenn wir von irgendwo her ein interessantes Angebot bekommen, werden wir es natürlich berücksichtigen.

Wie war es beim diesjährigen Brutal Assault zu spielen? Dort gabt ihr eine Listening-Session für „Be All End All“, habt ein DJ-Set gespielt und noch zwei weitere Auftritte. Wie kam es zu diesem besonderen Status für euch? Wer hatte die Idee?
Nicht schlecht. Aber ich persönlich ziehe nicht viel Befriedigung oder Freude aus Live-Auftritten. Wäre ich zu 100 Prozent ausgelastet gewesen, dann hätte ich es nicht gemacht. Aber gut, wir bekamen einige gute Rückmeldungen, wir verbreiteten ein wenig unsere Musik. Eivind war für die Organisation davon verantwortlich.

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Wie steht es um Manii? Wird es ein neues Album von diesem Projekt geben?
Ja. An einem neuen Album wird gearbeitet. Die Grundlagen der Songstrukturen und die Entwürfe sind fertig. Aber wir müssen noch den Gesang aufnehmen, um mehr mit den Arrangements und so zu arbeiten. Wir werden einige Aufnahmesitzungen in diesem Herbst und Winter machen. Und dann müssen wir uns entscheiden, ob wir ein reales Schlagzeug wollen oder einen Schlagzeug-Computer. Wir haben mit einigen Labels geredet, aber wir werden sehen, was passiert. Jeder Schritt zu seiner Zeit.

Gleiche Frage bezüglich kkoagulaa: Wann wird der Nachfolger des Debüts erscheinen? Das Line-Up ist identisch zu dem von MANES, richtig? Was ist also der Unterschied zwischen beiden Bands, denn selbst musikalisch sind kkoagulaa und MANES nicht großartig verschieden?
Ich und Emerson (die zwei treibenden Kräfte in kkoagulaa) haben über das neue Album gesprochen. Wir haben 45 Minuten voller Entwürfe, Strukturen, Hintergründen, Ambiente. Dinge, die man gerne hört. Wenn wir Zeit haben, werden wir mehr an ihnen arbeiten und wenn sie sich fertig anfühlen, ist das Album fertig. Das Line-Up umfasst tatsächlich nur mich und Emerson. Die anderen wurden gelistet, weil wir viele Entwürfe und Ideen und Songs, die Ideen und Aufnahmen von ihnen waren, benutzten. Solche Erwähnungen sind verbindlich, weißt du. Aber sie nahmen nichts auf und machten nichts speziell für kkoagulaa. Das Konzept, die treibenden Kräfte, die Mentalität ist komplett verschieden bei MANES und kkoagulaa.

a2192215762_10Was war der Grund, um die Compilation „Teeth, Toes And Other Trinkets“ zu veröffentlichen? War es eine Idee eures neuen Labels Debemur Morti Records?
Beides, ein Lückenfüller bevor wir das Album „Be All End All“ beendet haben und auch weil wir so viel unveröffentlichtes Material hatten, alternative Versionen etc., welches wir wirklich mochten und für veröffentlichungsfähig hielten. Also sammelten wir die vielversprechendsten für eine Compilation. Außerdem war es ein nettes „Hallo, Welt! Wir sind zurück“-Album, für beide, für uns und Debemur Morti.

Ich möchte das Interview mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir ein beim Lesen der folgenden Begriffe:
Newcomer 2013:
Da fällt mir nichts ein.
Öl-Produktion in den Lofoten – ja oder nein: Keine Ahnung, das interessiert mich nicht. Ich wusste noch nicht einmal, dass das eine Möglichkeit ist oder eine Diskussionsgrundlage. (lacht)
Aktueller Lieblingssong: Oh, keine Ahnung. Eine Unmenge, jeden Tag verschiedene. Vielleicht Autechre’s „Gantz Graf“?
IS – Islamischer Staat: Ein weiteres Beispiel von Religion, verwendet (missbraucht) als eine politische Sache.
MANES in fünf Jahren: Wer weiß? Vielleicht haben wir ein paar mehr Alben veröffentlicht, vielleicht werden wir nach diesem Album verschwinden. Niemand weiß das, am allerwenigsten wir.

Danke für die Zeit, meine Fragen zu beantworten, wenn du etwas hinzufügen möchtest, gehören die letzten Worte dir!
Ich danke selbst und habe nichts weiter hinzuzufügen.

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