Konzertbericht: Agrypnie w/ Harakiri for the Sky, Alto Lago

20.10.2014 München, Backstage

Es ist so weit. Für AGRYPNIE jubiliert es sich zum Zehnten. Seit einer Dekade liefert das anfänglich als Soloprojekt gedachte Post-Black-Metal-Gespann musikalischen Input und kann mittlerweile stolz auf sechs  Veröffentlichungen und eine Vielzahl an Konzerten und Festivals zurückblicken. Mit dem eigenen unverwechselbaren Stil und Fronter Torstens prägnanter Stimme haben sie sich längst einen Platz in den Herzen tausender Fans erspielt, womit eine zweite Headlinertour zum Wiegenfest nur legitim erscheint. Mit von der Partie sind die musikalisch ähnlich angelegten HARAKIRI FOR THE SKY aus Österreich, welche seit ihrer Gründung 2011 einen absoluten Senkrechtstart hingelegt haben.

Dritter Tourstopp von insgesamt neun Dates ist das Backstage in München, die erste Location auf der Route, die mit angemessen großer Bühne, gutem Sound und atmosphärischem Licht glänzen kann.

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Heute eröffnen ausnahmsweise ALTO LAGO als zusätzlicher lokaler Support den Abend. Sie selbst bezeichnen ihre musikalische Richtung als ‚Desert Punk‘, doch ‚Stoner Rock‘ trifft es als Obergriff ebenso. Gegründet wurde die Kapelle 2013 von Raphael Schütze (Abandoned Dreams) Ex-Helfahrt-Sänger Max Marquardt. Live wird das Duo von Mike Biller am Schlagzeug komplettiert. Gleiches gilt für das Erstlingswerk ‚A Cosmic Forge‘, welches die drei Musiker in der bayerischen Landeshauptstadt vorstellen. Stilistisch ist das nicht immer 100%ig passend zum übrigen Programm, doch die Qualität der Performance stimmt, sowohl am Mikro wie auch an den Instrumenten. Den Musikern ist ihre Erfahrung deutlich anzumerken und auch die Gäste in der Backstage Halle wirken mehrheitlich angetan von dem illustren Stilmix.

02Es folgen HARAKIRI FOR THE SKY, die den Spielraum der Bühne sofort zu nutzen wissen und mit ordentlich Bewegung auf der Bühne zu den Klängen von ‚Drown in My Nihilism‘ ihrer ersten Scheibe loslegen. Vor den Brettern ist mittlerweile nicht weniger los und es zeigt sich einmal mehr, dass nicht ein bloßer Hype die Jungs so schnell nach oben gebracht hat, sondern hier wirklich was geboten wird. Wie auch die vergangenen Tage erscheint Agrypnie-Gitarrist respektive Heretoir-Leader David „Eklatanz“ bei ‚Panoptycon‘ in letzter Minute wie aus dem Nichts und heizt zusammen mit Sänger J.J. in romantischem Duett nach Knüppelmanier ordentlich ein. Hochkarätige Schrei-Unterstützung gibt es zur freudigen Erwartung Anwesender erstmalig auf der Tour auch beim nächsten Track ‚Burning From Both Ends‘ mit Torsten (Agrypnie) himself, was das Publikum nochmals sichtlich zu Bestform auflaufen lässt. Nach vier weiteren Songs, keinen sichtlich beklagenswerten Vorfällen und einer durch und durch gelungenen Show verabschieden sich die Österreicher nach ‚Jhator‘ unter eifrigem Geklatsche der Zuschauer und machen Platz für den Headliner des Abends.

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AGRYPNIE betritt nach kurzer Umbaupause traditionsgemäß bei ‚Figur 109-3‘ die Bühne, um mit ‚Der Tote Trakt‘ die Anwesenden von den Socken zu hauen. Der Plan geht auf, jedoch noch viel mehr mit ‚Veritas Mutabilis‘, einem Goody, das trotz offizieller Ankündigung, auf der Tour auch älteres Material zum Besten zu geben, niemand so recht erwartet hatte. Der Resonanz des Publikums nach zu urteilen eines der Highlights des Abends. Nach einem zeittechnischen Sprung fünf Jahre vorwärts zu ‚Erwachen‘, verweilt man mit ‚Fenster zum Hof‘ etwa mittig der Bandhistorie, was seitens der Fans mit einem Meer an Pommesgäbelchen quittiert wird. Danach wird es still in der Halle, denn nach einer kurzen Ansage, die nach eigener Aussage Mastermind Torsten auch ja daran erinnern soll, das neue Werk alsbald auf den Weg zu bringen, gibt es für die gespannten Ohren den Song ‚Grenzgänger‘ vom kommenden Album zu hören. Dieser wird extrem gut aufgenommen und nach kurzer Zeit kann man sogar einen eifrigen Klatschchor vernehmen. Hoffen wir also, dass die Erinnerung funktioniert und man sich bald auf mehr freuen kann. Etwas entspannter geht es bei ‚Glas‘ zu, bevor das Publikum bei ‚Augenblick‘ wiederholt seine Textsicherheit präsentiert. Es versteht sich von selbst, dass man das Sextett nach offiziellem Abschluss in Form von ‚Asche‘ nicht von der Bühne lassen will und seine musikalischen Helden hartnäckig wieder ins Licht der Scheinwerfer applaudiert. Das lauthals geforderte ‚Zorn‘ gibt es zwar nicht zu hören, dafür aber den mindestens ebenso hoch auf der Publikumslieblingskala angesiedelten Song ‚Schlaf‘, der dem einen oder anderen sogar ein kleines Tränchen entlockt. Nach 75 Minuten ist dann aber doch irgendwann Schluss und AGRYPNIE verlassen unter anhaltendem Jubel dankend die Bühne.

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In den Riegen davor muss man nur in die umstehenden freudestrahlenden Gesichter blicken, um in der Summe einen äußerst gelungenen Abend quittieren.

Live-Fotos mit freundlicher Genehmigung von Sunvemetal

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Ein Kommentar zu “Agrypnie w/ Harakiri for the Sky, Alto Lago

  1. Wenn ich ehrlich bin fand ich den Auftritt von Agrypnie ziemlich gelangweilt, klar handwerklich gibt es da nichts zu meckern. Jedoch war das alles zu einstudiert und einfach wie runtergespielt. Zudem kam mir Torsten ein wenig nachdenklich fast schon etwas abwesend vor. Ich habe Agrypnie das letzte mal davor, vor eins, zwei Jahren in Ingolstadt gesehen und das war komplett anders, Spielfreude pur, man hat gemerkt das alles voll dabei waren und grandiosen Spaß hatten. Nun ja.

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