Knapp 20 Jahre haben die Norweger von MYSTICUM benötigt, um den Nachfolger ihres Debüts auf den Markt zu bringen. Weswegen sich das Trio, welches sich laut Aussagen von Sänger und Gitarrist Herr General Cerastes selbst als Erfinder des Industrial Black Metal sieht, so lange Zeit gelassen hat, könnt ihr im Interview ebenso nachlesen wie Cerastes‘ Meinung zu Satan, Idolen und Vegetarismus.
Aktuell ist euer zweites Album auf den Markt und ich vermute, dass ein Großteil unserer Leser noch nicht viel von euch hörte, also stell bitte dich und die Band kurz vor.
Ich bin Herr General Cerastes von MYSTICUM. Wir begannen 1990/91. Zuerst gaben wir uns den Namen Sabazios, änderten ihn danach aber zu MYSTICUM. Wir sind ein Trio und die anderen Mitglieder heißen Dr. Best und Prime Evil. Zuerst waren wir bei Euronymous`s Deathlike Silence Productions unter Vertrag, aber durch bestimmte Ereignisse kam unser Debüt “In The Streams Of Inferno” 1996 via Full Moon Productions auf den Markt. Wir sind die Begründer des Industrial Black Metal und die erste Band, welche den digitalen Aspekt von Musik mit Black Metal fusionierte, beispielsweise durch das Schlagzeug-Programmierung und durch die Benutzung von Samples.
Was ist der Unterschied zwischen euch und Bands wie Diabolicum, Aborym oder Blacklodge?
Zuallererst: Wir haben keinen Einfluss durch andere Künstler. Und können mit niemanden verglichen werden. Um ehrlich zu sein denke ich, dass sie nicht mal so ähnlich klingen wie MYSTICUM. Abgesehen davon, dass wir im selben Genre sind, welches wir erfunden haben, sind die Ähnlichkeiten gleich null.
MYSTICUM wurde 1993 gegründet, löste sich 2002 auf und fand 2011 wieder zueinander. Was waren die Gründe für die Trennung und das Reaktivieren der Band vor drei Jahren? Hattet ihr Arbeit für andere Bands zu erledigen oder standen musikalische und/ oder persönliche Differenzen zwischen euch?
Wir haben die Szene Ende der 1990er Jahre verlassen, frustriert und müde von der Richtung, in welche sich die Szene entwickelte. Der norwegische Black Metal erfuhr einen medialen Rausch in der Mitte der 1990er Jahre und bald danach sprieß eine große Anzahl von Bands aus jeder Ecke. Plötzlich spielte jeder in einer Black-Metal-Band oder hörte es. Dieser Verlust von Integrität und Qualität innerhalb der Szene war unser Hauptgrund aus ihr auszusteigen. Aber auch ein exzentrischer Die-Hard-Party-Lifestyle mit einer zunehmenden Abhängigkeit verschiedener Substanzen machte es hart, wenn nicht sogar unmöglich, produktiv zu sein. Wir kamen kurz zusammen um „Black Magic Mushrooms“ für die Split mit Audiopain aufzunehmen, die 2003 erschien. Dann, drei Jahre später, trafen wir uns und beschlossen, dass es an der Zeit war, die Arbeit an der Produktion von „Planet Satan“ zu beginnen, unabhängig vom Zustand der Black-Metal-Szene. Älter und mehr reflektiert kann ich sagen, dass es unser Wunsch ist, herausragend schlagkräftigen Metal mit einer klaren antireligiösen/ antichristlichen Nachricht zu machen.
Wegen dieser langjährigen Trennung ist „Planet Satan“ erst euer zweites Album. Ist es ein merkwürdiges Gefühl den Nachfolger eures Debüts „In The Streams Of Inferno“ erst 18 Jahre später in die Läden zu bringen?
Es ist befriedigend zurück zu sein. Und wir sind bereit dafür, mit dem aktuellen Release und mit dem zukünftigen Material. Es fühlt sich absolut richtig an, die Lücke zu schließen, die wir Ende der 1990er Jahre hinterließen. 18 Jahre sind vergangen, aber wir sind und drücken noch immer das Gleiche aus. „Planet Satan“ zu komponieren und an dessen Produktion zu arbeiten, war kreativ und inspirierend. Und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern war hervorragend und das Resultat ist etwas, womit wir größtenteils zufrieden sind.
Denkst du, dass „Planet Satan“ die Fortsetzung der musikalischen Richtlinie ist, die ihr auf dem Debüt vorgegeben habt oder siehst du etwas komplett Neues in diesem Album?
Also, wir hatten kein Agenda, um nach dem Debüt zu klingen, aber wir besitzen einen unverkennbar deutlichen musikalischen Ausdruck, der immer nach MYSTICUM klingen wird. Ungeachtet von der vergangenen Zeit geschehen natürlich Wandel in unserer Entwicklung oder in der Welt. Aber wir schätzen unser Debüt, es stand über allem, wir fühlten, dass es unser geschliffener Rohdiamint ist. „Planet Satan“ hingegen ist vielleicht etwas klarer und destruktiver in seinem Ausdruck.
Was schreibt die aktuelle Presse? Seit ihr daran interessiert, gerade deswegen, weil ihr in den letzten Jahren kein neues Material veröffentlicht habt?
Sicherlich besteht ein wachsendes Interesse für MYSTICUM. Das ist gut für uns, bald werden wir die Welt übernehmen und das Universum dominieren. (lacht)
Bitte sag einige Worte zu den Lyrics, wovon handeln sie? Ist es typischer Black-Metal-Kram, wie der Name „Planet Satan“ vermuten lässt? Ist jeder von euch beim Schreiben der Texte involviert oder nur einer? Was inspiriert euch?
Ich würde sagen, dass nichts typisch ist für MYSTICUM. Unsere Lyrics sind antichristlich und ja, sie handeln von Satan mit kosmologischen Obertönen. Für uns ist Satan das pure Feuer in uns und das Rebellierende gegen jeglichen Herren oder Unterdrücker. Die Verweigerung des Glaubens an ein höheres Wesen, dem wir gehorchen oder folgen sollen. Die gesamte Idee, einen Meister im Leben und im Tod zu haben, ist unsolide. Nur für die schwachen Schafe mit ignorantem Optimismus. Satan ist die Kraft unseres Willens, kämpfend gegen das ganze Konzept von Gott und dessen Anhängern. Sicher ist nur der Tod und von dort aus nur die Toten. Wenn es im Jenseits eine Hölle-Himmel-Dimension geben sollte, kannst du dir sicher sein, uns an der Front zu finden, die der versklavenden Institution von Gott ein Ende bereitet. Manche Mitglieder schreiben mehr als andere, aber wir teilen unsere Ideen und zusammen entscheiden wir über das Endresultat. Die Hauptinspiration ist der Hass tief aus dem Inneren gegen Religion.
Welchen Einfluss hatten andere Bands auf euch? Wer sind eure größten Idole? Hörst du Black Metal auch privat gerne?
Wir haben keine Einflüsse. Natürlich sind wir sehr an Musik interessiert und hören uns verschiedene Richtungen an. Jeder Künstler, der aus der Rolle fällt, sein Ding macht, bekommt unsere Aufmerksamkeit. MYSTICUM jedoch ist ein glasklarer musikalischer Weg, der nicht die Notwendigkeit einer zusätzlichen Kolorierung bedarf. Um für mich selbst zu sprechen, ich höre größtenteils verschiedene Richtungen im extremen elektronischen Bereich, aber auch softere Musik wie Extrawelt und Trentemoeller. Alten Black Metal wie Beherit, Darkthrone und Abruptum stehe ich offen gegenüber. Ich habe keine Idole.
Hast du auch Favoriten außerhalb des Metal-Genres? Und könntest du dir vorstellen in einer Band aus einem anderen Genre zu spielen?
Falls dem so wäre, würde es ein elektronisches Projekt sein mit einem gewissen obskuren Charakter.
Habt ihr außer eurer Konzerte von 1996 noch weitere Auftritte gehabt ? Wollt ihr auf Tour gehen, um „Planet Satan“ zu promoten und falls ja, auch in Deutschland?
Also, nach der Europa-Tour 1996 machten wir eine kleine Tour durch die Staaten und Mexiko. Abgesehen davon gaben wir keine weiteren Konzerte. Wir gedenken Auftritte im nächsten Jahr zu geben, welche wahrscheinlich Deutschland beinhalten werden.
Ich möchte das Interview mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir ein beim Lesen der folgenden Begriffe:
Nicht musikalisches Ereignis des Jahres: Die Progression im CERN bezüglich des Higgs Boson.
Lieblingsalbum 2013: „Leave No Cross Unturned“.
Vegetarische Ernährung, ja oder nein: Ja und nein. (Kein Vegetarier, aber es schmeckt mir.)
MYSTICUM in zehn Jahren: Diktatoren der Welt. (lacht)
Soziale Netzwerke: Ein nötiges, aber nicht gewolltes Werkzeug für einen effektiven Stom von Informationen.
Danke für die Zeit, meine Fragen zu beantworten, wenn du etwas hinzufügen möchtest, gehören die letzten Worte dir!
Möge „Planet Satan“ mit euch sein. Spielt es auf nur auf MAXIMALER Lautstärke ab!
Bildrechte liegen bei Peder Klingwall