Review Poets Of The Fall – Jealous Gods

Es wird Herbst und damit Zeit für ein neues Album der finnischen Melancholic-Alternative-Rocker POETS OF THE FALL. Bereits zum sechsten Mal in nur elf Jahren zeichnen die Skandinavier eine düstere Welt voller bittersüßer Momente, die das Leben in all seinen Facetten zeigt. „Jealous Gods“ beschließt die Trilogie, die mit „Revolution Roulette“ und „Twilight Theatre“ ihren Anfang nahm und tut dies auf eine wieder einmal überzeugende Art und Weise.

Dabei sei gleich zu Anfang gesagt, dass die neue Platte ihre Stärken vor allem in den ruhigen, balladesken Momenten hat. Das Sextett um Fronter Marco versteht sich einfach auf eingängige Melodien, die sich nicht nur im Ohr, sondern vor allem im Herzen festsetzen. Perfekte Musik zum Verlieben, zum Trauern und zum Genießen des Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen. Klingt ambivalent?
Ja, ein bisschen schon und ein bisschen entspricht dem auch „Jealous Gods“. Schließlich kann man den Albumtitel schon etwas antithetisch verstehen und genauso klingt auch die Musik. Zwischen Sturm und Drang, der sich in flotten, aber nicht übermäßig schnellen Riffs äußert und tiefgreifender Melancholie, welche durch zarte Akustikgitarren und flächige Keyboards erschaffen wird, bleibt immer noch Platz für eine Menge Eigeninterpretation. POETS OF THE FALL geben den Weg nur vor, beschreiten muss ihn der Hörer selbst.
Dabei stößt er nicht an seine Grenzen, vielmehr eröffnen die elf Songs ganz neue Horizonte, die es zu entdecken sich lohnt. Musikalisch spielt sich das Meiste im unteren Midtempobereich ab, doch wer befürchtet, die Lieder würden dadurch zu ähnlich klingen, sieht sich vollkommen getäuscht. Obwohl sich in Sachen Geschwindigkeit nichts Wesentliches tut, klingt doch kein Lied wie das andere. Dies liegt zum einen am abwechslungsreichen Songwriting, zum anderen (und vor allem) an Marcos toller Stimme, die nicht nur alle Farben des Gefühlskarusells beherrscht, sondern auch ein großes tonales Spektrum abdecken kann. Dadurch klingen auch Falsett-Einsätze wie bei „Choice Millionaire“ überhaupt nicht albern wie bei so vielen anderen Kapellen.
Trotzdem ist genau dieser Song vielleicht der einzige, der auf „Jealous Gods“ nicht auf ganzer Linie überzeugen kann. „Schuld“ daran sind die elektronische Arrangements, die am Anfang des Songs zu sehr im Vordergrund stehen. Wesentlich organischer ist der Rest der Platte konzipiert und so verzeiht man diesen kleinen Ausfall auch. Schließlich kann man mit dem ausgesprochen eingängigen „Brighter Than The Sun“ und vor allem der zu Tränen rührenden Schmacht-Ballade „Rebirth“ sämtliche Skepsis auf einen Streich zerstreuen. Wer noch nie der Liebe wegen gestorben ist, kann dies bei zweitgenanntem bestens nachholen: „For you, for you, I would bring down the heavens on this earth, for you, for you, I would even trust the devil for rebirth“.

POETS OF THE FALL zeigen sich gewohnt emotional und dennoch lebensfroh. „Jealous Gods“ ist ein Album voller Melancholie und Momenten, die zum Nachdenken nicht nur anregen, sondern es geradezu herausfordern. Wo Blackfield mit „Welcome To My DNA“ schon aufgehört haben, fangen die Finnen erst an. Kitsch kann doch so schön sein, perfekte Herbstmusik mit Kuschelgarantie.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Ein Kommentar zu “Poets Of The Fall – Jealous Gods

  1. Ein sehr schönes neues Album der Poeten. Noch ein wenig glatter und poppiger als in der Vergangenheit, aber das meine ich keineswegs negativ. Das Album ist wunderbar abwechslungsreich und wirkt doch wie aus einem Guss. Der Vorgänger „Temple Of Thought“ hatte bei mir nie so recht gezündet, bei „Jealous Gods“ wird einem die Qualität der Musik aber schon beim ersten Durchgang bewusst.
    Hervorheben möchte ich auch das wunderbar knackige Instrumentalstück „Rouge“. Das von dir kritisierte „Choice Millonaire“ ist für mich sogar ein Highlight des Albums. Modern und treibend arrangiert, empfinde ich es nicht als Fremdkörper, sondern nochmal als Ausrufezeichen kurz vorm Ende des Albums.

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