Sinn oder Unsinn von Split-EPs muss man wohl nicht zum x-ten Mal durchkauen. Nehmen wir es mal so hin, wie es wohl gemeint ist: Mit relativ wenig Aufwand können gleich zwei Bands ein breiteres Publikum erreichen, das ist nicht schlecht. Die vorliegende Veröffentlichung geht auf die Kappe von WIGRID und SUNSHINE & LOLLIPOPS. Geboten wird im Wesentlichen simpler Black Metal, jedoch mit feinen Unterschieden zwischen beiden Bands.
WIGRID kann man eigentlich gar nicht als solche bezeichnen, handelt es sich doch um ein Ein-Mann-Projekt des Musikers Ulfhednir, der schon seit eineinhalb Dekaden im Underground unterwegs ist. Nach einigen Querelen hat er nun für die EP zwei neue Stücke entwickelt. „Desoziierend“ fungiert mit seinem ruhigen, ambientösen Stil somit nicht nur aufgrund seiner Position auf der Platte als eine Art Intro, wobei es schon eher Klangwelten als ein richtiges Lied sind. Geschmackssache, ebenso wie das über zehnminütige „Trostdistanz“, welches mit seinem einfachen Riffing und kalten Sound eher an historische Begebenheiten im Black Metal als an modernes Liedgut erinnert. Musikalisch ist es in einigen Teilen durchaus ansprechend, die verzerrte Gitarre bewegt sich dabei ein wenig im Hintergrund, dazu führen immer wieder akustische Melodien durchs Programm. Stoßen kann man sich allerdings am Gesang, mehr als ein sehr auf Verzweifelung getrimmtes Rufen, Schreien, Brüllen oder was auch immer lässt sich Ulfhednir nicht entlocken. Daran krankt „Split The Indifference“ doch erheblich, so suizidal ist die Musik eigentlich sonst auch nicht.
SUNSHINE & LOLLIPOPS präsentieren einen Namen, den man in dieser Spielart nicht so recht erwarten würde. Damit zeigen sie aber vor allem auf, dass sie sich und die Welt nicht zu ernst nehmen, das Infoschreiben berichtet allerdings beinahe stolz, wie sich textlich doch alles um „camus’sche Revolte und philosophischen Nihilismus“ dreht. Naja, vielleicht wird ein Schuh draus, wenn man sich die Selbsteinordnung der Band („Absurdist Anarcho-Black-Metal“) vor Augen führt. Musikalisch gehen sie in jedem Fall noch old-schooliger zu Werke als WIGRID, wesentlich aufregender macht es die Sache aber nicht. Drei Stücke sind ziemlich frühnorwegisch geprägt, auch wenn man entsprechend des eigenen Anarcho-Anspruches dem Punk etwas Platz gewährt. Etwas sticht das Instrumental „Für Klara“ heraus, ein gut zweiminütiges, akustisches Geklimper, welches kaum Struktur und eigentlich auch keinen Wiedererkennungswert aufweist. Ob sich Klara denn wenigstens gefreut hat, kann das Duo vielleicht bei der nächsten Veröffentlichung klären.
Irgendwie lässt einen „Split The Indifference / Geteilte Gleichgültigkeit“ etwas ratlos zurück. Offenkundig nicht zu ernst gemeint, ist der musikalische Stoff gar nicht mal so übel. Allerdings sollte man schon ein Faible für gestern oder besser noch letzte Woche haben, denn das Material klingt weder vom Songwriting noch von der Produktion her irgendwie zeitgemäß. Hier sind Überzeugungstäter für Überzeugungshörer am Werk, dementsprechend der gute Rat zum Schluss: Einfach mal selber reinhören.
Keine Wertung