Als Thrash-Band hat man es heutzutage wahrlich nicht leicht, sich unter den zahlreichen anderen Genre-Kollegen durchzusetzen. Die Gefahr, als einer von vielen abgestempelt zu werden, ist speziell in diesem Musiksektor hoch – insbesondere dadurch, dass im Zuge der Retro-Welle immer mehr junge, talentierte Gruppen entstehen. Mit diesem Schicksal haben auch die Schweizer von ALGEBRA zu kämpfen, die aktuell ihr zweites Album „Feed The Ego“ veröffentlichen.
Und das ungute Gefühl beschleicht einen leider schon im Eröffnungs-Doppel „Survival Nowadays“ und „Prisoner Outdoors“, welche auch von neueren Bands wie Suicidal Angels hätten stammen können. Die Riffs und Soli sind ordentlich und (mal wieder) sehr nahe an Slayer, der Gesang typisch, aber nicht besonders hervorstechend. Einzig die geschickten Tempowechsel sorgen dafür, dass man doch irgendwie Lust auf den Rest des Albums bekommt. Und die Mühe, dranzubleiben, lohnt sich im weiteren Verlauf teilweise auch. In „Necessary Evil“ tauchen im Refrain plötzlich halb-cleane Gesänge auf, die zwar schräg klingen, aber die ganze Sache etwas pfiffiger gestalten. Mit „My Shelf“ gehen ALGEBRA dann sogar noch einen Schritt weiter und servieren eine waschechte und größtenteils auch überzeugende Power-Ballade. Das folgende „Profound Guilt“ geht zwar wieder ab wie Schmidts Katze, legt aber mehr Wert auf einprägsame Riffs und Spannungsaufbau im Songwriting. Von dieser Kreativität angestachelt gelingt es unseren Nachbarn mit den folgenden Tracks dann aber leider nicht, dieses Niveau zu halten. Songs wie „Egosystem“ oder „The Fort Broke“ sind wieder 08/15-Thrash, den man nicht richtig aus der Masse hervorheben kann.
So bleibt insgesamt ein nüchterner Eindruck von „Feed The Ego“ zurück. ALGEBRA zeigen sich auf ihrem Zweitwerk zwar bemüht, aber letztendlich in großen Teilen wirkungslos. Wenn man sich beim nächsten Mal mehr auf die guten Ansätze wie im Mittelteil dieser Platte konzentriert, bin ich gerne gewillt, der Band eine weitere Chance zu geben.
Wertung: 4.5 / 10