Erst 2010 gegründet, veröffentlichten FALLOCH bereits im Folgejahr ihr Debüt. Während die Schotten damals noch nicht aus dem Schatten musikalischer Vorbilder wie Alcest oder Agalloch herauszutreten vermochten, sieht das auf dem nun erscheinenden Nachfolgealbum „This Island, Our Funeral“ bereits ganz anders aus. Warum, erklärt Bassist Ben Brown im Interview.
Euer zweites Album, „This Island, Our Funeral“, erscheint in Kürze. Was habt ihr im Vergleich zum Debüt dieses mal anders gemacht und welche Vorgehensweisen beibehalten?
Es hat sich eine Menge geändert. Im Sommer 2012 hat ja Andy die Band verlassen, von da an haben wir als Trio gejammed, bis im Februar des Folgejahres dann Tony eingestiegen ist. Das hat unseren Sound drastisch verändert – wir haben einfach herumprobiert, etwas Krach gemacht, uns musikalisch kennengelernt und daraus einen natürlichen Klang entwickelt. Tony ist ein Spitzenfrontmann mit einer massiven Stimme und noch größeren Eiern – das ist genau, was wir gebraucht haben. Scott hat das Albumskelett geschrieben und wir haben damit dann als Band herumgespielt – manche Parts haben sich dabei in Richrungen entwickelt, die keiner von uns erwartet hätte. Als dann alles im Großen und Ganzen stand, haben wir bei Scott, wo auch schon das Debüt entstanden ist, aufgenommen. In diesem Stadium haben wir dann weiter an den Ideen gebastelt, Kleinigkeiten hier und da geändert – einfach gemacht, wonach uns der Sinn stand. Ich hatte auf ein paar Songs etwas größeren Einfluss, Tony und Scott haben hinsichtlich der Vocals zusammengearbeitet, um herauszufinden, was wo am besten passt.
Zudem haben wir von Creative Scotland eine Förderung erhalten, die wir dafür genutzt haben, mit Gomez in den Orgone Studios in London zusammenzuarbeiten. Er hat die Platte gereamped, gemixed und gemastered. Das ist die größte Neuerung, denke ich – seine Zauberkünste und okkulten Beschwörungen haben die Musik auf ein neues Level gehoben.
Gab es auf das Debüt Feedback, das euch hinsichtlich des Songwritings für das zweite Album beeinflusst hat?
Nein. Das erste Album war das Baby von Scott und Andy – das hier ist unseres. Der Ausstieg von Andy hat zu einer sechsmonatigen Pause geführt. Seitdem hat sich viel geändert und wir haben danach ganz anders weitergemacht. Wir haben alle Musik geschrieben und wir wollen nicht zweimal das Gleiche machen. Tabula rasa und so …
Seid ihr aus heutiger Sicht noch vollauf zufrieden mit dem Debüt oder gibt es Details, die ihr ändern würdet?
Scott hat sich seit seit damals in Sachen Recording enorm verbessert – insofern gibt es natürlich Passagen, die er heute besser, effizienter oder zumindest anders aufnehmen könnte – aber darum geht es ja nicht. Er ist zufrieden mit dem, was er damals geschaffen hat. Ich weiß nicht, wie es sich diesbezüglich bei Andy verhält, aber ich denke, ähnlich. Es ist ein gutes Album, auf das beide stolz sein können!
FALLOCH hat sich in der zwischenzeit, wie erwähnt, von einem Duo in ein Qartett gewandelt. Wo liegen die Vorteile?
Du wirst nie dieses magische Gefühl haben, wenn nicht vier (oder fünf, sechs, sieben) coole Kerle zusammenstehen und eine Höllenmaschine von einer Rakete starten – denn genau das ist, was passiert. Es geht nicht darum, besser oder schlechter zu sein – das ist einfach der Status Quo und das, was uns am meisten Spaß macht. Es ist natürlich mehr Arbeit, eine Idee durchzusetzen, wenn mehr Kerle involviert sind, aber dafür ist die Genugtuung auch größer, wenn du dann den richtigen Sound findest.
Hat diese neue Konstellation auch negative Aspekte?
Absolut nicht! Wir sind alle Freunde und alles ist bombig! Je mehr wir zusammen spielen, desto mehr wachsen wir als Band zusammen und wollen alles am Laufen halten. Alle ziehen am gleichen Strang und wollen das Projekt nur vorantreiben.
Inwieweit hatte diese Umstrukturierung der Band Einfluss auf den Sound von FALLOCH?
Unser Fokus liegt nun klar auf dem Live-Sound. Ein Album zu produzieren ist großartig, wirklich großartig, aber nicht, bevor du nicht auf der Bühne stehst und es abgeht und alles einfach nur geil ist. Die neuen Songs sind genau dafür gemacht – etwas roherer Sound mit viel Raum im Mix. Das ist wirklich heavy. Das ist eine große Veränderung.
Ansonsten ist Songwriting immer noch das Sammeln von Ideen beim Jammen. Das geht zwar vergleichsweise langsam voran, aber es steckt am Ende mehr Herz und gemeinschaftlicher Vibe in dem Material: Das sind unsere Songs, nicht die von Scott, Steve, Tony oder mir.
Im Vergleich zum Debüt sind die Folk-Elemente deutlich weniger geworden…
Die Folk-Elemente machen auch dieses Mal noch einen großen Teil des Albums aus – vielleicht mehr noch als auf dem Debüt. Aber es ist halt nicht dieser Touristen-Folk mit Dudelsäcken und Tin Whistles, nicht dieser schottische Kilt-Bullshit, den die Leute scheinbar lieben. Es ist tiefergehend, mehr eine Art Gefühl. Wir sind alle in Schottland aufgewachsen, insofern ist das, was wir in unsere Musik stecken und was am Ende dabei herauskommt, natürlich schottisch.
… dafür nimmt der Gesang nun eine viel zentralere Rolle ein.
Tony hat auch eine grandiose Stimme, das wollten wir natürlich betonen, in dem wir den Gesang so in den Fokus gerückt haben.
Auf dem Album findet sich auch ein sehr ruhiges, nahmenloses Instrumental. Was war die Idee hinter diesem Stück?
Der Track fungiert als Pause. Das Album ist so intensiv, dass ein Moment der Ruhe vor den letzten zwei längeren Stücken gerade richtig kommt. Scott und ich arbeiten an einem Ambient-Projekt namens Chinese Body Anatomy, mit dem wir genau in diese Richtung gehen. Ich bin ein großer Fan von langsamer Musik.
Der Albumtitel „This Island, Our Funeral“ klingt sehr bedrückend – was ist das Konzept hinter dem Titel?
Das Album ist eine Zusammenfassung der letzten zweieinhalb Jahre unseres Lebens. Es beschreibt, was wir erlebt haben und der Sound reflektiert es. Es ist das Ende einer Phase und ein großartiger Sound, um es zu verkünden. Was den Albumtitel selbst angeht, will ich die Interpretation dem Hörer überlassen.
Einige der neuen Songtitel sind auf Schottisch-Gaelisch verfasst, wie ja auch euer Bandname – warum habt ihr euch diesmal gegen rein englische Titel entschieden?
Im Norden Schottlands gibt es einen größeren gälischen Einfluss als im Rest Schottlands, und wir wollten dass das Album den Teil der Band, der aus dem Norden kommt, repräsentiert. Es ist kein großer Teil, aber ein wichtiger – genauso ist es mit den Songtiteln. Sie sind kein großer Teil dessen, was ein Album ausmacht – aber sie sind wichtig. Es ist eine Hommage an Black Isle, wo ich groß geworden bin und das Gaelische mit dem ich dort groß geworden bin. Das Back-Cover des Albums zeigt den Strand von Rosemarkie, ein Highlight der Black Isle. Alles kleine Homagen an diesen schönen Landstrich, verstehst du?
Vielen Dank für das Interview – zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands: JA!
Deutschland: „Sehr kosmisch fantastisch“
Liveshows: ein gewaltiger Spaß
Fussball: Dazu habe ich nichts zu sagen.
Lieblingsalbum 2014: Horseback – Piedmont Apocrypha
The Scorpions: Platz zwei, direkt hinter Blind Guardian
Die letzten Worte gehören dir:
Ich spreche für das ganze Team FALLOCH, wenn ich sage, dass wir einfach nur krass Bock haben und genau so weiter machen werden. Wir werden im September mit Lantlos auf Tour gehen, das wird wild – wenn ihr zu den Shows kommt, werdet ihr nicht enttäuscht werden! Unser Album kommt in Europa am 22. September, im Rest der Welt am 21. Oktober in die Läden – hört mal rein!
Hier die Tourdaten im Überblick: