Review Eden weint im Grab

Tatsächlich, es ist bereits drei Jahre her, seit der erste „Geysterstunde„-Teil das Licht erblickte. Kommt es einem so kurz vor, weil Bandkopf Alexander Paul Blake sich umtriebig in mehreren Bands engagiert und so regelmäßige Lebenszeichen aussendet? Kann sein, jedenfalls sind EDEN WEINT IM GRAB mit ihrem mittlerweile fünften Album (die Akustikplatte „Nachtidyll“ mal nicht mitgezählt) zurück und präsentieren sich dabei im gewohnten Gewand.

Gewand ist eigentlich kein schlechtes Stichwort, die Band verfolgt schließlich ein sehr ganzheitliches Konzept und da gehört eine gewisse Kostümage zum horrorangehauchten Gothic- / Dark Metal auf jeden Fall dazu. Das stimmungsvolle Coverartwork, welches ein wenig an Morguls „The Horror Grandeur“ erinnert und gekonnt an „Geysterstunde I“ ansetzt, und die gewohnt schwarzhumorigen Texte tun ihr Übriges.
Und dann ist da natürlich noch die Musik. Wie man es von EDEN WEINT IM GRAB kennt, gibt man sich nicht mit einem einzigen Stil zufrieden. Das Material ist natürlich durch die Bank düster, aber ansonsten legen sich die Berliner keine Ketten an. So findet man Elemente aus Gothic Metal ebenso wie Einflüsse aus den Genres Black, Doom, Death und diversen anderen, eine genau Kategorisierung fällt schwer.
Auffällig ist die noch einmal gesteigerte Eingängigkeit der Songs. Schon beim ersten Durchgang bleibt jede Menge hängen, gerade die Lieder in der ersten Hälfte kann man direkt mitpfeifen oder sogar singen, wenn man denn selber über ein entsprechendes Organ verfügt. Dabei wird, wie angedeutet, die Abwechslung groß geschrieben. Kommen zu Beginn auch härtere Passagen zum Einsatz, überzeugt „Mein geysterhaftes Grammophon“ durch eine pechschwarze Atmosphäre. Eher langsam gehalten mit dem Knistern einer Schallplatte aus den 1930er Jahren, nimmt der Song zwar geschwindigkeitsmäßig kaum Fahrt auf, wirkt aber gerade durch die gemächliche Gangart sehr heavy.
Eine besondere Note bekommt die Musik durch den Violinen- und Celloeinsatz von Kalila Karussell und Meyster M. Mellicus (man sieht, an den Pseudonymen hätte man noch etwas arbeiten können). Teilweise übernehmen die Streichinstrumente dabei echte Führungsaufgaben, der Sound wird in diesen Momenten sogar etwas folkig.
Apropos Sound, dieser ist wieder einmal mehr als gelungen. Kein Lied klingt diesbezüglich gleich, immer wieder baut man kleine „Gimmicks“ ein, die die Songs noch definierter klingen lassen. Zudem sind die Instrumente sehr homogen abgemischt, keines steht über die Maßen im Vordergrund, ebenso geht keine Melodie unter.

Das Album ist so gut, dass nicht einmal eine Schunkelnummer wie „Wesen aus dem Nichts“ nur im Ansatz peinlich klingt. Eingängiger denn je präsentieren sich EDEN WEINT IM GRAB auf „Geysterstunde II“, nicht ohne dezente Härte und den einen oder anderen technischen Kniff in die opulent bestückte Scheibe einfließen zu lassen. Eine kleine Auswahl an Anspieltipps aus den 69 starken Minuten: die eingängigen „Jenseitsflugmaschine“, „Nachtexpress nach nirgendwo“ und „Leuchtturm“, sowie das schwarzmetallisch angehauchte „Aurelia“.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert