Wenn eine der musikalisch derzeit extremsten Bands auf einmal von Southern Lord zu Nuclear Blast wechselt, scheint die Qualität nicht gerade niedrig zu sein und die Musik für sich zu sprechen. Das alleine dürfte aber nicht dafür gesorgt haben, dass die Schlange für NAILS bereits vor dem offiziellen Einlass beeindruckend lang ist, haben die Amerikaner mit ihren beiden Alben doch bereits gezeigt, dass sie mit ihrer räudigen Mischung aus Punk, Death, Thrash, Hardcore und Grindcore eine Sonderstellung im derzeitigen musikalischen Betrieb einnehmen. Angeblich sollte das Konzert aufgrund des hohen Andrangs in eine größere Location auf dem Feierwerk-Gelände verlegt werden, NAILS haben allerdings darauf gepocht im kleinen, stickigen Sunny Red aufzutreten. Wie sich herausstellen sollte: Eine gute, weil stimmige Entscheidung – auch wenn der Laden somit nach ungefähr 15 Minuten tatsächlich restlos ausverkauft ist.
Nachdem die Sonnenstrahlen draußen zunächst noch zu einem gemütlich Bier einladen, wird es im Sunny Red schließlich richtig düster. Den Anfang machen FORTRESS BLACK, welche mit einer Mischung aus Black Metal und Post-Hardcore aufwarten. Ihr Frontmann hat dabei sogar Corpsepaint aufgetragen. Hinter der Band werden unterschiedliche Videos an die Wand geworfen, die die düstere Stimmung ihrer Musik perfekt umsetzen. Der Sound am heutigen Tag ist dabei druckvoll, die Abmischung satt und das Publikum – welches sich der heutigen Hauptband angemessen charakterlich sowie optisch extremst gemischt präsentiert – begutachtet die Show mehr, als dass komplett mitgegangen wird. Dennoch können die sympathischen Musiker von FORTRESS BLACK nach jedem Song auf viel Applaus setzen und eröffnen den Abend mit einem soliden Set.
Nach einer kurzen Umbaupause ist es schließlich soweit und das Sunny Red füllt sich bis auf den letzten Platz, sodass einige Besucher direkt am Merchandise oder vor der Bar stehen müssen und so nur seitlich auf die Band schauen können. Die Urgewalt, welche NAILS in ihrem Set entfesseln, kommt aber sicher auch dort noch an. Ohne Kompromisse knüppelt der Vierer aus Kalifornien drauflos. Während der Sound zu Beginn noch ein wenig zu basslastig ist, verbessert sich die Abmischung quasi sekündlich – was in Anbetracht der teilweise unter eine Minute zu Ende geballerten Nummern auch gut so ist. Immer wieder gönnt Sänger und Frontmann Todd Jones dem Publikum kurze Verschnaufpausen, bedankt sich überschwänglich bei den Anwesenden und äußert seine Freude darüber, dass so viele unterschiedliche Stile im Publikum vertreten sind, da dies dem Geist seiner Band entspricht. Dabei stellt er sicherlich einen neuen Rekord in der Verwendung des Wortes „Fuck“ auf.
Das Publikum selbst flippt nach anfänglicher Zurückhaltung schließlich vollends aus und das kleine Sunny Red verwandelt sich in einen Pogosumpf, inklusive an Röhren hängender Zuschauer und Slamdance. NAILS spielen eine für ihre Verhältnisse extrem langes Set und verkünden schließlich erst nach über 35 Minuten, dass sie nicht mehr weiter spielen können, da sich ein Schlagzeugteil verabschiedet hat. Selten hat man allerdings einer Band ihre Spielfreude und Energie besser angesehen, als den sympathischen Jungs an diesem Abend.
FAZIT: NAILS sind nicht nur auf Platte eine rohe Urgewalt, sondern können ihre hasserfüllte Energie auch in ein Livesetting übertragen. Das kleine Sunny Red passt perfekt zum dreckigen Sound der Band, die ihre Ankündigung, so schnell wie möglich wiederzukommen, gerne bald wahr machen darf. Gerne auch wieder im Sunny Red.