Ein Aushängeschild der deutschen Metal-Szene wird 30 Jahre alt – RAGE. Und in drei Jahrzehnten Musikgeschichte erlebt man als Band nicht nur diverse Höhen und Tiefen (wobei sich bei RAGE vor allem in den letzten Jahren die Höhenphasen erfreulich gehäuft haben), sondern nimmt eben auch dementsprechend viele Lieder auf. Nicht alle davon finden ihren Weg auf die Konserve oder enden als Bonustracks auf Sondereditionen für weit entferne Länder. Da bietet sich so ein Geburtstag durchaus dafür an, im „Soundchaser Archive“ zu wühlen, um die treuen Fans über ein besonderes CD-Geschenk an der Jubiläumsfeier teilhaben zu lassen. Gesagt, getan.
Mit „The Soundchaser Archives“ erscheint dieser Tage also ein sich über zwei CDs erstreckendes Best-Of-Album, das eigentlich kein so richtiges Best-Of sein will. Entgegen bekannter Tradition haben sich RAGE dagegen entschieden, schlicht die mehr oder weniger besten Songs ihrer Karriere zu versammeln; stattdessen vereint die Doppel-CD Demoaufnahmen, bereits erwähnte Bonussongs, Songs, die in der hiesigen Form nicht auf die reguläre CD gekommen sind, und es finden sich auch Aufnahmen aus der ganz frühen Zeit, als die Band noch unter dem Namen Avenger musizierte. Der Großteil der Songs ist zwar neueren Datums, aber es finden sich durchaus auch Stücke darunter, die sich auf „Trapped“- oder „The Missing Link“-Zeiten zurückdatieren lassen.
Halten wir fest: Diese CD trägt ihren Titel zurecht. Tatsächlich erinnert das Album an ein Archiv, das die Entstehungsprozesse und Frühformen späterer regulärer Aufnahmen dokumentiert und für Fans der Band sicherlich interessante Einblicke liefert. Der Preis, der dafür zu zahlen ist, liegt auf der Hand: Die Qualität der Songs schwankt erheblich, manchmal rumpelt und grummelt es nur so aus den Boxen, während neuere Aufnahmen dann wieder den von der Band gewohnten Druck und Dampf besitzen. Und ich wage zu behaupten, dass diese Gleichzeitigkeit wirklich nur für richtige Fans von Interesse ist; aber die CD macht auch keinen Hehl daraus, dass sie für genau jene gedacht ist. Hier gibt es noch massig unbekanntes und in der Form noch nie gehörtes Material zu entdecken, anhand dessen man noch einmal die Geschichte der vergangenen drei Dekaden nachhören kann – wobei einschränkend hinzugefügt werden muss, dass die orchestralen Arbeiten der Band kaum Beachtung finden. Womit aber zumindest ich recht gut leben kann. Kurz und knapp: Alles Gute, RAGE.
Wertung: 7 / 10