Doom Metal aus Chile – was auf den ersten Blick auf Grund der dortigen klimatischen Bedingungen und des hitzigen südamerikanischen Gemüts gar nicht zu passen scheint, widerlegen die vier Jungs von CAPILLA ARDIENTE mit einer Vehemenz und Selbstverständlichkeit, die ihresgleichen sucht. Ihr Debütalbum „Bravery, Truth And The Endless Darkness“ – ein Schelm würde dies die Doom-Variante Manowars nennen – zeigt dem geneigten Hörer auf, wie trockener und schnörkelloser (Doom) Metal anno 2014 zu klingen hat.
Im Wesentlichen bekommt man auf dieser Platte vier ca. zehnminütige Epic-Tracks sowie zwei kurze Intros geliefert, welche als Rahmen dienen. Schon das einleitende „Consequences And Consequences“ (ebenfalls ein kultverdächtiger Titel) fährt mit einem Candlemass-Gedächtnis-Riff auf und katapultiert den Hörer sofort in die düstere Klangwelt der Chilenen. Ein erster, aber gelungener Vorgeschmack auf das, was noch folgen soll. Der erste Longtrack „Nothing Here For Me“ kann mit angezogenem Tempo zunächst überraschen, driftet dann aber schnell wieder in die Regionen ab, in denen sich der Doom-Fan am wohlsten fühlt. Die Riffs sind hierbei simpel, bieten jedoch immer wieder Platz für einige Spielereien, insbesondere Bassist Claudio Botarro Neira tobt sich zwischendurch immer wieder aus und setzt hiermit interessante Akzente. Sänger Felipe besitzt eine für diese Stilrichtung angenehme Stimmlage und weiß mit seinen langgezogenen Gesangslinien (die Gott sei Dank auf den nervigen Vibrato verzichten) zu begeistern. Kombiniert mit einem hymnischen Refrain, der nun, ganz ohne Sarkasmus, wirklich an Manowar erinnert, sowie einem ruhigen atmosphärischen Mittelteil, haben wir mit „Nothing Here For Me“ den wohl besten Track des Albums vorliegen.
Aber auch die restlichen drei Songs haben ihre Höhepunkte. „Towards The Midnight Ocean“ punktet beispielsweise mit seiner unverwechselbaren okkulten Stimmung und stellt den wohl härtesten Song des Albums dar. „They Who Were Lost And Now Are Cursed“ hätte auch auf dem Debüt von Candlemass eine mehr als gute Figur gemacht und „Into Unknown Lands“ marschiert einfach nur gnadenlos weiter in diesen düsteren Strudel hinein, dass es eine Freude ist, hierbei zuzuhören. Der Gesang ergibt hier mit den Gitarrenriffs eine Soundkollage, die ich als Blaupause für exzellenten Doom bezeichnen würde. Wenn die Jungs dann zum Schluss auch noch Elemente des NWoBHM aufgreifen und das Tempo anziehen, ist es um meine Zurückhaltung dann komplett geschehen.
Als Fazit kann man nach diesen 47 Minuten nur sagen, dass CAPILLA ARDIENTE mit diesem Album (noch mal: es handelt sich erst um das Debüt!) schon ein großes Ausrufezeichen in der Doom-Metal-Szene gesetzt haben und es spannend sein wird, zu beobachten, wie der weitere Werdegang der Chilenen aussehen wird.
Wertung: 9 / 10