Heavy Metal aus Südamerika ist immer etwas ganz Besonderes, verspricht man sich doch meistens den ursprünglichen Charme der vergangenen Zeiten, ohne Synthesizer, ohne die großen Effekte und mit einer nicht allzu übertriebenen Produktion. COBRA, aus Perus Hauptstadt Lima stammend, sind eine Band die sich genau diesem Sound verschrieben haben und veröffentlichen mit „To Hell“ nun ihr erst zweites Full-Length-Album in fast zehn Jahren Bandgeschichte.
Bevor die Musik von „To Hell“ erklingt, sticht einem bereits das handgezeichnete Artwork ins Auge, welches sich wunderbar von den ganzen Photoshop-Katastrophen abhebt und perfekt zu dem passt, was man sich von diesem Album erwartet. Das Cover zeigt, ganz im Stile der Achtziger, einen muskelbepackten Typen, der sich mitten in der Hölle im Armdrücken mit dem Teufel versucht. Ob nun klischeehaft oder einfach authentisch, das liegt im Auge des Betrachters.
Die ersten Töne der Scheibe machen schnell klar, dass COBRA auch musikalisch nicht zu viel auf moderne Technik geben. Der Sound auf „To Hell“ ist klar, transparent und druckvoll abgemischt, aber eben nicht überproduziert. Genau diese Transparenz macht zwar auch vereinzelt schiefe Töne gut hörbar, aber genau das erwartet man sich ja, wenn man sich ein Album wie dieses zu Gemüte führt. Man will eben keinen Hochglanz und keine Perfektion, sondern authentischen Heavy Metal.
Dass die fünf Herren in Sachen Songwriting einiges drauf haben, beweisen sie nicht zuletzt dadurch, dass sie eben nicht versucht, haben eine bestimmte Band zu kopieren, sondern dass sie sich viel mehr aus den verschiedenen Töpfen das Beste herausgesucht haben. Die Bandbreite an Einflüssen und Parallelen reicht hierbei von Iron Maiden über Judas Priest und Saxon sogar bis hin zu Running Wild oder Steelwing. Somit ist natürlich schnell klar, dass der Sound der NWoBHM im Mittelpunkt steht. Bereits der Opener „Beyond The Curse“ beinhaltet beispielsweise einen wunderbaren Basslauf à la Steve Harris und weist auch die stark an Maiden erinnernden doppelten Leadgitarren auf, wobei das eigentliche Riffing wiederum etwas härter ist als bei den Jungfrauen. Der Gesang ist dazu auch bedeutend kratziger, aggressiver und höher. Mit etwas über acht Minuten Spielzeit handelt es sich zudem um das längste Stück des Silberlings. Mit dem folgenden „Fallen Soldier“ bewegen sich COBRA dann, auf den ersten Blick, überraschend dicht an der Grenze zum Speed beziehungsweise Thrash Metal, jedoch ist dieses „Verschwimmen“ der Genregrenzen ja besonders in Südamerika keine Seltenheit. Die Leadgitarren wurden hier deutlich zurückgeschraubt und es dominiert schnelles, sägendes Riffing und ein sehr flottes Schlagzeugspiel. Die Einflüsse von Saxon lassen sich dann am ziemlich rockig gehaltenen „Danger Zone“ sehr schön erkennen.
Weitere Highlights auf „To Hell“ sind sicherlich das ebenfalls sehr thrashlastige „Rough Rider“ sowie das groovige und wieder mehr rockende „When I Walk The Streets“ und das abschließende „Inner Demon“, bei dem nochmals mit Vollgas zu Werke gegangen wird. Echte Ausfälle sind am Ende tatsächlich nicht zu verzeichnen, viel mehr bewegen sich alle Songs auf konstant hohem, zuweilen sogar sehr hohem Niveau.
COBRA haben mit „To Hell“ ein authentisches Heavy-Metal-Album geschaffen, das sich auch Abseits der Retro-Welle seinen Weg gebahnt hätte. Messerscharfe Gitarrenriffs prallen hier auf ein abwechslungsreiches und vor allem sehr gutes Schlagzeugspiel und dazu gesellen sich immer wieder ein paar hervorragende Bassläufe sowie der starke, mitunter sehr hohe, Gesang von „El Sucio“. Kurz gesagt, COBRA zelebrieren hier genau die Leidenschaft für Metal, die man von den Menschen in Südamerika kennt.
Wertung: 7.5 / 10