Konzertbericht: Fiddler’s Green akustisch

18.05.2014 Freising, Lindenkeller

Zwei Jahre sind ins Land gezogen, seit FIDDLER’S GREEN mit ihrem Unplugged-Set durch Deutschland tourten. Dieses Mal gibt es zwar keinen zweiten „Acoustic Pub Crawl“ auf CD, doch Albi, Pat und Co. verstehen es im Akustikbereich auch ohne eine neue Veröffentlichung in der (oftmals zitierten, doch selten wirklich spürbaren) intimen Clubatmosphäre zu überzeugen. Dabei verzichten sie erfreulicherweise auf einen seichten Aufguss der letzten Tour.

So findet man bei einem kurzen Abgleich der Setlisten zwar einige, wenngleich nicht auffällig viele Überschneidungen bei der Songauswahl. „Buccaneer“ setzt die Traditon von „The Irish Rover“ fort und bildet einen schwungvollen, wenngleich eher schlichten Einstieg in einen langen Konzertabend, der bis auf vier Gastspiele ohne Material vom letzten Longplayer „Winners & Boozers“ auskommt. Unterbrochen wird das über zweistündige Set von mehreren, größtenteils witzigen Dialogen, die vorzugsweise Pat mit den anwesenden Fans (oder Schlagzeuger Frank) führt. Ihre Anhänger sind den Wahliren auf dieser Tour sogar vereinzelt hinterher gereist. Das geschieht nicht von ungefähr, denn die Freising-Show gerät zum Tourabschluss genauso individuell wie die Gastspiele in anderen Städten zuvor. So wird das Münchner Publikum beispielsweise bei einem „Seven Nation Army“-Interlude zu ungeahnten Tonhöhen genötigt, die nahe an der Schmerzgrenze sind. Glücklicherweise verfügt der Lindenkeller nördlich der bayerischen Landeshauptstadt über keinerlei Fenster.

Andererseits ist die Atmosphäre durch fehlende Sauerstoffzufuhr schnell aufgeheizt, was der Fiddler’schen Spielfreude jedoch keinerlei Abbruch tut. im Rahmen von „Cripple Creek“ wird das Publikum erstmals aktiv einbezogen und schlägt sich beim anspruchsvollen Timing im Refrain beachtlich, ehe kurz danach bei „Rose In The Heather“ die Arme erstmals im Takt geschwungen werden. Wie schon auf der letzten Tour muss vor „Bottom Of Our Glass“ eine Bierflasche auf Ex geleert werden, welche anschließend Frank als zusätzliches Spielzeug dam Schlagzeug dient. Dieses Mal kommt es zu einem Wettkampf zwischen einem weiblichen und einem männlichen Besucher, der gewissermaßen Unentschieden und dazu mit einer riesigen Sauerei auf der Bühne endet. Somit gehört auch eine große Bierlache hinter den Musikern zu den charmanten Randnotizen dieser Show.

Musikalisch überzeugt neben dem akustisch-etablierten „Highland Road“ besonders „Never Hide“. Der Song mündet in eine jazzig-bluesige Version von „The More The Merrier“. Mit „Girls Along The Road“ und „When Will We Be Married“ erhalten auch zwei Klassiker Einzug in das Akustik-Set, die allerdings recht ähnlich zu ihren jeweiligen Ursprungsversionen klingen – im Gegensatz zu „Yindy“ und „Victor And His Demons“, welche dafür weichen mussten.

SONY DSCApropos Klang: Der einzige Wermutstropfen ist die etwas dürftige Akustik in Freising, unter der allen voran „Apology“ als gesanglich anspruchsvolles Stück leidet. Die bekannte Soloeinlage von Pat mit Billy Joels „Piano Man“ sowie Albis Little-Feat-Hommage „Willin'“ gelingen dafür merklich besser. Und auch die Wall of Folk schafft es im Rahmen von „Lanigan’s Ball“ in leicht abgeänderter Form in das Unplugged-Umfeld. Damit wird auch jener Teil des Publikums bedient, der mit FIDDLER’S GREEN mehr die irische Partyband als die akustische Singer/Songwriter-Combo verbindet. Die Symbiose aus beidem zeichnet diesen Auftritt wiederum aus.

Setliste
01. Buccaneer
02. Girls Along The Road
03. The Jolly Beggar
04. Walking High
05. Cripple Creek
06. Highland Road
07. Rose In The Heather
08. Bottom Of Our Glass
09. Old Polina
10. The Irish Rover
11. I’m Here Because I’m Here
12. Apology
13. When Will We Be Married
14. The Irish Washerwoman
15. Star Of The County Down
16. Never Hide / The More The Merrier
17. Strike Back
18. Charlie
19. Empty Pockets, Empty Fridge
20. Bugger Off

22. Willin‘
23. Lanigan’s Ball
24. Folk’s Not Dead

25. Piano Man
26. Don’t Come Again
27. Dirty Old Town

 

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