Review Being As An Ocean – How We Both Wondrously Perish

BEING AS AN OCEAN haben sich in den letzten Jahren vom Geheimtipp innerhalb der Post-Hardcore- und Screamoszene zu einer veritablen Größe in ihrem Genre gemausert. Die Band aus Alpine, CA hat dabei einen ganz eigenen Sound entwickelt, der eindeutig im Post-Hardcore verwurzelt ist, sich aber nicht scheut, Elemente aus Post Rock, Screamo und Metalcore mit einzubeziehen. Ihr Debütalbum „Dear G-d“, welches 2011 erschien und in Deutschland lange Zeit nur über den Importweg zu bekommen war, zeigte eine Band, die sich zwischen herzergreifenden Melodien, wütendem Geschrei und treibenden Riffs hörbar wohlfühlte – textlich machte die Band nie einen Hehl um ihre christliche Einstellung, welche sich in den Texten von Sänger Joel Quartuccio erkennen lies. Da diese Texte mit einer sehr poetischen Bildsprache arbeiten und keineswegs missionarisch sind, fiel dieser Umstand allerdings auch bei weniger oder gar nicht religiösen Menschen nicht ins Gewicht. Nach dem Ausstieg von Gitarrist Jaco Prest und Drummer Shad Hamawe kamen mit Connor Denis und Michael McCough zwei neue Bandmitglieder hinzu. Das nun anstehende zweite Album „How We Both Wondrously Perish“ ist eine spannende Weiterentwicklung des Stils, den BEING AS AN OCEAN auf ihrem Debütalbum etabliert haben und legt den Fokus noch stärker auf die melodische und emotionale Seite der Band, ohne dabei auf Härte zu verzichten.

„Mediocre Shakespeare“ eröffnet das Album mit elektronischen Flächen, welche das gesamte Album durchziehen und die emotionale Atmosphäre immer wieder verstärken, was im Titeltrack sowie am Ende von „We Drag The Dead On Leashes“ besonders deutlich wird. Diese elektronischen Elemente und Synthieflächen lassen durch ihren leicht verwaschenen Klang eine weiche und beruhigende Stimmung aufkommen, die das ganze Album bestimmt. Dies wird besonders im Highlight „Even The Dead Have Their Tasks“ deutlich, welches mit einer perfekten Kombination aus hartem Breakdown und flächigem Synthiesound aufwarten kann. Neben heiserem Geschrei setzt Joel oft auf schnelles, gehetzt wirkendes Sprechen, welches in seinem Stil an Envy erinnert und der Musik im Zusammenspiel mit den abwechslungsreichen Rhythmen so eine ganz eigene Dynamik verleiht. Zwar gab es diese Momente auch schon auf dem ersten Album der Band zu hören, doch treten sie hier stärker in den Vordergrund und werden nahezu in jedem Song eingesetzt. Die deutlichste Neuerung im Sound von BEING AS AN OCEAN findet sich im Cleangesang von Michael McCough wieder, welcher zuvor bei The Elijah tätig war. Seine stellenweise an Fall Out Boy erinnernde Stimme sorgt für einen beeindruckend umgesetzten Kontrast zu Joels Geschrei und rastlosem Sprechen.

Die Kombination aus heftigen Riffs und melodischem Hardcore, der oft auch in leicht poppige Gefilde abdriftet, lässt durch die daraus resultierenden starken Kontraste die lauten und heftigen Teile energiereich und drückend wirken – teilweise geraten BEING AS AN OCEAN die Melodien in den Cleanpassagen allerdings eine Spur zu austauschbar und beliebig. Das liegt vor allem daran, dass der cleane Gesang meistens in den geradlinigen Passagen der Songs eingesetzt wird. Wenn allerdings eine Überschneidung dieser Elemente stattfindet und auch Joel schließlich noch seinen cleanen Gesang mit in die Waagschale wirft, entstehen beeindruckende Klangwelten, was im auch mit Akustikgitarren aufwartenden „Grace, Teach Us What We Lack“ oder im mitreißenden „L’Exquisite Douleur“ deutlich wird. „Mothers“ und „Natures“ schließlich schließen das Album ohne Knalleffekte sondern mit langsamen, an Post Rock erinnernden Songaufbau, Klaviertönen, einer Trompete und Ambientklängen ab.
Die Weiterentwicklung ihres Stils ist BEING AS AN OCEAN durchaus gelungen, und auch wenn es einige Momente gibt, die aufgrund der neuen Ausrichtung ein wenig zu kitschig geraten sind, ändert das nichts daran, dass jeder Song auf „How We Both Wondrously Perish“ überzeugen und teilweise auch begeistern kann. Jeder Fan von melodischem Post-Hardcore im Stil von Alexisonfire, Hundredth und More Than Life, der kein Problem mit religiös angehauchten, poetischen Texten und ruhigen, oft poppigen Elementen hat, sollte sich das zweite Album von BEING AS AN OCEAN dringend zulegen.

http://vimeo.com/93536909

Wertung: 7.5 / 10

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