Gemeinsam mit In Solitude bilden sie die aktuelle Speerspitze des okkulten Heavy Metal aus Schweden. Nachdem die erstgenannte Gruppe jedoch ihren Kurs leicht korrigiert hat, dürften sich viele Fans gefreut haben, dass PORTRAIT ihrem Stil auf „Crossroads“ treu geblieben sind. Anlässlich der Veröffentlichung des neuesten Werkes haben wir daher mit Christian Lindell gesprochen. Was er zum Album zu sagen hat, welchen Roman er empfehlen kann und wie es um Auftritte in Deutschland gestellt ist, erfahrt ihr in diesem Inteview.
Hallo. Zunächst möchten wir euch zu eurem neuen Album gratulieren, es ist wirklich großartig. Wie geht es dir und wie hast du die Ostertage verbracht?
Hallo und vielen Dank. Mir geht es sehr gut. Es ist einfach ein tolles Gefühl, ein neues Album veröffentlicht zu haben. Ich habe Ostern hauptsächlich zu Haus verbracht und mich auf unsere Release-Party vorbereitet, welche wir in Stockholm feierten und sie war wirklich glorreich.
Wie zufrieden bist du mit eurer neuesten Veröffentlichung? Habt ihr schon viel Feedback bekommen?
Ich bin sehr zufrieden mit dem Album, sowohl mit Blick auf das Songwriting als auch auf die Produktion. Es ist ein Album, welches zeigt, dass Heavy Metal noch immer sehr lebendig ist und das er immer relevant bleiben wird, egal wie die neuesten Trends aussehen.
Es hat vier Jahre gedauert, um dieses Album zu veröffentlichen. Liegt diese lange Wartezeit lediglich an den Wechseln im Line Up?
Ehrlich gesagt waren es nur drei Jahre, hehe, und hat auch nicht wirklich etwas mit den Besetzungswechseln zu tun. Wir haben die ersten anderthalb Jahre nach dem Release des letzten Albums (Crimen Laesae Majestatis Divinae – Anm. d. Red.) damit verbracht so viel wie möglich live zu spielen. Das Songwriting für “Crossroads” haben wir im Oktober 2012 begonnen und dreizehn Monate später waren die Aufnahmen abgeschlossen. Es mag im Vergleich zu vielen Bands eine lange Wartezeit sein, aber wir werden sehen, welche Gruppen sich am Ende durchsetzen.
Wie viel Einfluss haben die Änderungen bei der Besetzung auf das Songwriting gehabt?
Cab Castervall am Bass ist eine echte Bereicherung für das Schreiben der Stücke und wir arbeiten jetzt viel mehr wie eine Einheit, im Vergleich zu früher. Trotzdem würde ich nicht behaupten, dass die Besetzungswechsel unseren Musikstil stark beeinflusst haben.
Verglichen mit der letzten Platte klingt “Crossroads” etwas eingängiger auf der einen Seite und trotzdem noch strukturierter und detaillierter auf der anderen Seite. Worauf lag also das Hauptaugenmerk beim Schreiben der Stücke?
Der Fokus lag vor allem darauf, die Dinge nicht zu sehr zu pushen und nicht nur in theoretischen Maßstäben zu denken. Wir haben einfach begonnen zu schreiben und alles Andere nahm seinen (un)natürlichen Lauf. Ein sehr wichtiger Punkt war es jedoch, die Texte und den Gesang im richtigen Licht präsentieren zu können und ich denke, Per hat einen außerordentlich guten Job gemacht.
War es Absicht, dass die Platte nur 42 Minuten Spielzeit hat? Es scheint nämlich so. Wie schon erwähnt, klingen die Stücke wirklich gut strukturiert und es wirkt als hättet ihr einen Plan gehabt, an welche Stelle welcher Song auf die Tracklist kommen sollte.
Wir hatten kein geplantes Maximum für irgendetwas. Als wir das letzte Lied für das Album (Lily) fertiggestellt hatten, wussten wir, dass wir alle Zutaten für ein komplettes und abwechslungsreiches Album zusammenhatten und es gab wirklich keinen Grund da noch etwas hinzuzufügen. Die meisten meiner Lieblingsalben haben ungefähr die gleiche Spielzeit und es ist auch nicht zwangsläufig negativ das Album als einfache LP, anstatt als Doppel-LP, herausgebracht zu haben.
Welche Bedeutung steht hinter dem Titel “Crossroads”? Steckt dahinter überhaupt eine tiefere Bedeutung oder habt ihr ihn nur gewählt, weil er irgendwie “cool” klingt?
Es gibt tiefere Bedeutung hinter allem was wir tun und nichts an Portrait existiert, weil es irgendwie “cool” aussieht und klingt. Die Bedeutung hinter dem Albumtitel ist verbunden mit den Lyrics und weil Kreuzungen liminale Plätze in der Natur sind und bestimmte Vorgänge begünstigen, ist es der passendste Titel. Einfach gesagt, lest die Texte und der Titel macht dann hoffentlich Sinn für euch.
Wovon handeln die Texte auf “Crossroads”? Gibt es ein größeres Konzept, das das gesamte Album umfasst, oder stehen die Songs jeder für sich?
Ich habe die gesamten Texte geschrieben, “Black Easter” und “Ageless Rites” einmal ausgenommen, also kann ich auch nur für die von mir geschriebenen Texte sprechen. Natürlich stecken hinter den Liedern Konzepte, die auf meine eigenen Erfahrungen der letzten zwei Jahre zurückgehen und auf die Weisheit und die Erkenntnisse, die ich auf den Pfaden erlangt habe, welche ich bisher beschritten habe. Es gibt zwischen den Titeln jedoch auch riesige Unterschiede. Einige Songs, wie zum Beispiel “Lily” und “We Were Not Alone”, sind Stücke des Lobes und der Anerkennung und andere wiederum handeln von Dingen, die ich als negativ empfinde. Dies trifft beispielsweise auf “In Time” und “Our Roads Must Never Cross” zu. Es sind also verschiedene Themen, betrachtet aus ein und derselben Perspektive.
“At The Ghost Gate” erinnert mich überraschenderweise an echtes Black-Metal-Riffing der alten Schule. Hörst du diese Art von Musik privat?
Momentan nicht so viel. Ich mag eine Menge der Sachen aus den 90er Jahren, wie zum Beispiel Master’s Hammer, Nifelheim, Emperor, Darkthrone, Mayhem, etc., aber in letzter Zeit höre ich wirklich kaum noch Black Metal. Ich verstehe jedoch was gemeint ist und natürlich haben viele Sachen, die ich höre, auch Einfluss auf mich, wenn ich Musik schreibe.
Das eigentliche Highlight auf “Crossroads” ist aber der Titel “Lily”, da er alle Markenzeichen der Platte noch mal zusammenfasst. Kannst du uns etwas mehr über die Bedeutung des Stückes erzählen?
Ich freue mich, dass euch der Song gefällt, da es für mich der wichtigste auf dem Album ist und vielen Dank für dieses Kompliment. Ich möchte aber keinen Kommentar zu der Bedeutung des Textes abgeben, tut mir leid.
Viele Musiker, besonders im Metal, werden von Autoren oder Filmen beeinflusst. Was ziehst du persönlich vor? Interessierst du dich eher für Bücher oder doch mehr für Filme?
Ich mag beides, aber ich finde, dass einige Bücher bedeutender sind, als es ein Film jemals sein kann. Gestern schaute ich mir zum hundertsten Male den fantastischen Film “Escape From New York” an. Wenn jemand einen guten Roman lesen möchte, dann empfehle ich “Black Easter” von James Blish.
Könntet ihr euch vorstellen ein Konzeptalbum, über ein bestimmtes Buch oder einen Film, zu veröffentlichen? Was hältst du von Konzeptalben im Allgemeinen?
Nein, ich denke nicht, dass wir so etwas jemals machen werden. Es ist einfach viel kraftvoller, wenn man Texte über die eigenen Erfahrungen schreibt, anstatt einfach eine fremde Geschichte zu erzählen. Natürlich gibt es auch gute Konzeptalben wie “Operation: Mindcrime” von Queensrÿche oder “Nostradamus” von Judas Priest.
Wir sprachen vorhin schon über deinen privaten Musikgeschmack. Welche andere Musik hörst du abseits des Metal?
Ich höre, ab und an, etwas Blues und Country sowie ein wenig AOR wie Survivor, REO Speedwagon und so weiter. Außerdem mag ich die schwedische Band Onkel Kånkel. Insgesamt höre ich aber sehr selten etwas anderes als Heavy Metal.
Viele Bands drehen Videos zu ihren Songs. Werdet ihr ebenfalls Videos zu den neuen Songs zeigen? Wie stellst du dir das perfekte Video zu einem Portrait-Song vor?
Ja, wir werden das ziemlich bald tun, denke ich. Wir erörtern momentan verschiedene Ideen, daher möchte ich auch noch nicht zu sehr ins Detail gehen. Das Video sollte sich vom Rest von dem was irgendwelche Bands aus dem “Okkult” Rock oder Black Metal momentan machen unterscheiden.
Wir möchten dich nicht zum aktuellen Retro-Trend befragen, da es sowieso in jedem anderen Interview angesprochen wird. Also, was hältst du vom modernen Metal beziehungsweise der modernen Metalszene, in der “Metal” mit Technobeats und solchen Sachen vermischt wird?
Haha, ich hab mir bisher von diesem Müll nicht so viel angehört. Ich mag tatsächlich auch ein wenig elektronische Musik wie beispielsweise De Infernali oder Lazerhawk.
Die Sommerfestivals starten in wenigen Wochen. Habt ihr Auftritte dort oder gar eine Tour geplant? Werden wir Portrait bald wieder in Deutschland sehen?
Ja, wir haben an diesem Wochenende das Metalheadz Open Air in Deutschland gespielt, und falls es vorher nicht mehr klappt, dann werden wir spätestens im November nach Deutschland zurückkehren und Primordial bei drei Shows in Deutschland supporten.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um unsere Fragen zu beantworten. Die letzten Zeilen gehören dir.
Alles klar, vielen Dank für das Interview. Für immer taub!