Review Cathedral – The Last Spire

  • Label: Rise Above
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Doom Metal

Nach 23 Jahren Bandgeschichte verlässt uns im Jahr 2013 nun mit CATHEDRAL eine absolute Kultband, welche in dieser Zeit den Doom Metal sowie den Stoner Rock entscheidend mitgeprägt und weiterentwickelt haben. Des Weiteren haben sich die vier Engländer in ihrer Karriere mit jedem Album quasi neu erfunden und leider bis heute nicht die verdiente Aufmerksamkeit bekommen, die ihnen eigentlich zustehen würde, was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass die Musik nie besonders leicht zu konsumieren war. Dennoch darf dies den Einfluss der Band rund um ex-Napalm Death Fronter Lee Dorrian nicht schmälern. Von zähem, sperrigem Doom/Stoner Metal, bis hin zu hippie-mäßigem Gute-Laune-Metal mitsamt einigen Ausflügen in den 70er Psychedelic Rock – bei CATHEDRAL gab es alles schon.

Nachdem bereits 2012 sämtliche Liveaktivitäten eingestellt wurden, schließt sich nun mit dem Abschiedswerk „The Last Spire“ der Kreis und dies im wahrsten Sinne des Wortes: CATHEDRAL kehren zu dem zähen und düsteren Lava-Doom-Sound des Debüts „Forest of Equilibrium“ (1991) zurück und zelebrieren noch einmal über knappe 56 Minuten ihr Können. Doch neben der Rückbesinnung kommen die zahlreichen Einflüsse der restlichen Diskographie nicht zu kurz – im Gegenteil! In den sechs zum Teil überlangen Songs werden sämtliche, oben angesprochene Stile miteinander verwoben und in das Doom-Korsett eingebettet. Dies lässt sich bereits beim ersten richtigen Track „Pallbearer“ erkennen. Nach dem düsteren Intro ertönt sofort eines dieser unverwechselbaren Lavariffs der Briten, welches dieses monströs-langsame Höllenstück einleitet. Lee Dorrians Vocals sind wie immer unverkennbar schräg, aber treffsicher – der Refrain simpel, aber effektiv. In der Bridge gesellen sich bereits erste Frauengesänge dazu, die für Abwechslung und auch den ein oder anderen kalten Schauer sorgen. Der Mittelteil des Songs bietet dann die bereits erwähnte stilistische Vielfalt: Akkustik-Parts, plötzliche Tempoausbrüche und zu guter Letzt diese herrlichen Leads von Gary Jennings, welcher es schafft, diesem eigentlich düsteren Song eine gewisse Leichtigkeit einzuflößen.

Ich könnte über jeden weiteren Song länger philosophieren, verzichte aber darauf, damit jeder selber für sich in dieses dreckige Werk eintauchen kann. Es sei nur gesagt, dass die Platte trotz einer oberflächlich wirkenden Gleichförmigkeit gerade im Detail einiges zu bieten hat. Neben „Pallbearer“ ließen sich dem Hörer noch das Celtic Frost-artige „Cathedral Of The Damned“ sowie „Infestation Of Grey Death“ ans Herz legen, welches besonders im Mittelteil große Geschütze auffährt. Auch die Single „Tower Of Silence“, zu der auch ein Video abgedreht wurde, zieht einen mit ihrem unverwechselbaren Groove in den Bann. Im Endeffekt lohnt sich aber jeder verdammte Track auf diesem Album!

Die Produktion passt wie immer exzellent zur Musik: Rau, organisch und vor allem authentisch poltern die Songs aus den Boxen. Dazu wird, wie bei jedem CATHEDRAL-Album, ein herrliches Coverartwork von Dave Patchett präsentiert, welches sich natürlich erst aufgefaltet in seiner Herrlichkeit zeigt.

Fazit: Mit einer Mischung aus Trauer und absoluter Zufriedenheit nehme ich Abschied von unseren kultigen Insel-Doomern, die mit ihrem letzten Album ein weiteres Mal beweisen, wie intensiv und ehrlich sie den Doom Metal stets interpretiert haben. Für langjährige Fans heißt es: Zugreifen, genießen und Lebewohl sagen. Für Neueinsteiger lässt sich sagen: Holt euch DIE Doom-Platte des Jahres 2013!

Anspieltipps: Pallbearer, Cathedral Of the Damned, Infestation Of Grey Death

 

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Sebastian Ostendarp

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