Review Portrait – Crossroads

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Heavy Metal

Wenn es um okkulten Heavy Metal aus Schweden geht, dann wird einem wohl fast jeder mit dem Namen In Solitude entgegnen. Jedoch gibt es neben eben jener Formation auch noch die Herren von PORTRAIT, welche in Bezug auf den Veröffentlichungsrhythmus einen recht ähnlichen Werdegang aufweisen können. Beide Gruppen lieferten 2008 ihr Debüt ab und brachten 2011 den jeweiligen Nachfolger auf den Markt. Aber während In Solitude den Fans bereits im letzten Jahr ihr drittes Album präsentierten, haben sich PORTRAIT für „Crossroads“ etwas mehr Zeit gelassen.

Die längere Wartezeit hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn die fünf Herren aus Kristianstad zelebrieren auf „Crossroads“ Heavy Metal, der tief in der Vergangenheit verwurzelt ist und der in dieser Form immer seltener zu hören ist. Dies beginnt beim Gesang, welcher deutlich an King Diamond/Mercyful Fate erinnert und führt allmählich weiter über die, an die NWOBHM erinnernde, Gitarrenarbeit. Dies alles wird in ein sehr ausgeklügeltes Songwriting verpackt, sodass sich eine düstere und bedrohliche Atmosphäre aufbauen kann, ohne dass man wirklich brachial zu Werke gehen muss. Viel mehr klingt das dargebotene Material geradezu durchdacht, als hätte man einen Plan geschmiedet, um den Hörer auf sehr perfide Weise auf seine Seite zu ziehen.
Durch geschickt gesetzte Tempowechsel halten PORTRAIT die Spannung stets hoch und verhelfen den Songs zu einer sehr großen Eingängigkeit. Messerscharfe Riffs wechseln sich häufig mit hochmelodischen Leadgitarren ab und gipfeln ein ums andere Mal in tollen Soli. All dies wird jedoch nie überdosiert, sondern immer nur genau in der Menge beigemischt die benötigt wird, um die lebendige Atmosphäre aufrechtzuerhalten. Der Gesang von Per Lengstedt wirkt dabei überraschend vielschichtig, obwohl er sich fast ausschließlich in den höchsten Tonlagen bewegt und nur selten in die mittleren Tonlagen herabgeführt wird. Es scheint als hätte die Band auf „Crossroads“ eine perfekte Symbiose aus Instrumentierung und Gesang gefunden.
Die Worte lebendig und Symbiose sind es auch, die das Album am Besten beschreiben, da es mehr als schwer fällt einzelne Lieder als Highlight auszumachen. „At The Ghost Gate“ beispielsweise beeindruckt durch sein fast schwarzmetallischen Riffing, da es sofort diese finstere Atmosphäre verbreitet und zudem verfügt das Stück über einen sehr epischen Refrain. Ein weiteres Lied, das zu nennen wäre, ist „Black Easter“, welches durch seine Rhythmik und Melodieführung leichte Assoziationen zu Ghost hervorruft. Das große Glanzstück befindet sich jedoch ganz am Ende des Albums. „Lily“ besticht dabei nicht nur durch die beachtlichen neun Minuten Spielzeit, sondern vor allem durch seine hohe Komplexität. Eingeleitet wird der Song durch sanfte Akkustik-Gitarren und einen ruhigen, für PORTRAIT fast schon tiefen Gesang, bevor es im gewohnten Tempo weitergeht. Dabei bieten sich dem Hörer sowohl fantastische Lead-Gitarren als auch ein sehr einprägsames Hauptriff.

Alles in Allem liefern die Schweden von PORTRAIT mit „Crossroads“ ein rundum gelungenes Stück okkulten Heavy Metal ab, das sehr durchdacht wirkt und das jeden Hörer ohne Umschweife in seinen Bann ziehen wird. Wem die Kurskorrektur von In Solitude missfiel und wer sich mit dem starken Hang zu Mercyful Fate anfreunden kann, der sollte diesen Tonträger ebenfalls unbedingt antesten.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Christoph Ilius

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