Konzertbericht: The Silver Shine w/ San Quentin Rodeo Massacre

17.04.2014 München, Backstage Club

the silver shineNur ein halbes Jahr nach ihrer letzten Europatour mit Stopp in München machen die ungarischen Punk Rock’n’Roller THE SILVER SHINE erneut Halt im Backstage. Da Donnerstage ja sowieso die neuen Freitage sind, zumal, wenn der folgende Freitag ein Feiertag ist, hätte man eigentlich mit einem gut besuchten Konzert rechnen können. Eigentlich.

SQRMDen Anfang macht die Münchner Kombo mit dem etwas sperrigen Namen SAN QUENTIN RODEO MASSACRE. Auf dem Programm stehen Cover-Songs aus allen möglichen Genres, die die Truppe gekonnt im Rockabilly-Stil interpretiert. Wie das bei kleineren Konzerten mit lokalen Bands so ist, haben SAN QUENTIN RODEO MASSACRE scheinbar eine ganze Schar Freunde und Verwandte mitgebracht – und auch den ein oder anderen Studenten: der „alte Mann an der Gitarre“, wie seine Bandkollegen ihn scherzhaft nennen, beherrscht nämlich nicht nur seine Instrument, sondern auch Regelungstechnik. Applaus ist der Truppe damit trotz absolut gesehen relativ geringer Besucherzahl sicher – auch wenn die Show als solche in Details noch optimierbar wäre: Die Texte weltbekannter Hits vom Blatt zu lesen wirkt ein wenig unsouverän – und auch der Sound der einzigen Gitarre im Lineup könnte mit einem anständigen Verstärker etwas druckvoller gestaltet werden. Ansonsten gibt es wenig zu meckern – als Highlight der Show sei hingegen noch der Gastauftritt von Carmenz Martinez am Mikrophon bei „Desperado“ erwähnt.

The-Silver-Shine-LogoDie Tatsache, dass ein guter Teil der knapp vierzig Gäste scheinbar ausschließlich der Vorband wegen gekommen ist und sich Durchschnittsalter und Besucherzahl im Übrigen kaum unterscheiden, sorgt für ein enttäuschendes Bild, als um 21:15 THE SILVER SHINE die Bühne betreten: Während sich das Trio von der ersten Minute an die Seele aus dem Leib spielt, steht das Publikum starr und steif im hinteren Hallenteil – tanzende, feiernde Rock’n’Roller, wie man es sich zur unterhaltsamen Musik der Ungarn erwartet hätte, sucht man indessen vergebens. Von „Stimmung“ kann so trotz des Achtungsapplauses nicht geredet werden. Gitarrist Ati Edge lässt sich davon jedoch so leicht nicht beeindrucken und tut das einzig Richtige: er verlässt die Bühne und rockt mit seiner Gitarre quer durchs Publikum. Das Eis vermag er zwar auch damit nicht zu brechen – zumindest der eine oder andere Konzertbesucher beginnt aber zumindest aufzutauen.

Silver_Shine

Dass mit dem Jet-Hit „Are You Gonna Be My Girl“ ausgerechnet ein Cover-Song dazu führt, dass doch etwas Bewegung in die Menge kommt, zeugt eigentlich nur von der Ignoranz des Publikums der Musik der auftretenden Band gegenüber – sorgt aber zumindest für genug Stimmung, um den Auftritt wohl auch für die Band zu retten. Nach dem eigenkomponierten Hit „Angels To Some“ und einer Interpretation von Ed Cobbs „Tainted Love“ verlässt die Band die Bühne schließlich, um vom zu guter Letzt scheinbar doch angefixten Publikum überraschend lautstark zurück auf die Bühne geklatscht zu werden. Mit dem Motörhead-Klassiker „Emergency“, der der Reaktion des Publikums nach zu urteilen allerdings nur den Wenigsten in der Halle vertraut ist, beenden THE SILVER SHINE schließlich nach einer guten Stunde ihr Set.

Wie man es auch dreht und wendet – so richtig gerecht wird man heute niemandem: Gewiss, ohne die Fantreue der SAN-QUENTIN-RODEO-MASSACRE-Anhänger wäre das Event eine traurige Veranstaltung vor geschätzt zehn zahlenden Gästen geworden. Eben dieses auf die Vorband fokussierte Interesse des Publikums sorgt jedoch auch dafür, dass THE SILVER SHINE bis zuletzt keinen Fuß auf den Boden bekommen. Schade, denn eigentlich hätte die Truppe aus Budapest das Potential, einen gut gefüllten Klub zum Kochen zu bringen. Eigentlich.

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