Interview mit Chris Reifert von Autopsy

Manche Bands veröffentlichen alle zwei Jahren ein neues Album, andere basteln vier, fünf, sechs Jahre an einem neuen Output. AUTOPSY legen nur ein Jahr nach dem mächtigen „Headless Ritual“ bereits den Nachvolger vor. Für uns Anlass Bandchef Chris Reifer mal ein paar Fragen über den Atlantik zu schicken.

Autopsy
Gratulation zu „Tourniquets, Hacksaws And Graves“ – ein Monster von einem Album! Bist du mit dem Endergebnis zufrieden?
Vielen Dank! Ja, ich bin total zufrieden damit. Ich würde nichts daran ändern. Wir haben das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten und wenn es irgendwie monströs rüberkommt, dann ist das gut!

Autopsy Inti 13-02Wofür steht der Titel? Wie bist du darauf gekommen?
Ich denke, der ist eigentlich recht selbsterklärend. Eine wirklich beängstigende Death-Metal-Sammlung von Abscheulichkeiten. Naja, die einfache Antwort wäre, dass es mir einfach einfiel und wie ein cooler Titel klang.

Wie waren die Reaktionen von den Fans und Medien bisher?
Ich kann dir nicht sagen, was die Fans der Band darüber denken, da die Platte ja noch nicht draußen ist und sie daher noch niemand gehört hat. Ich würde aber sagen, dass jeder, der Autopsy mag, nicht enttäuscht sein wird, da wir bei dem bleiben, was wir eben machen. Und wie immer: Wenn du kein Autopsy-Fan bist, wird dich diese Platte auch nicht umstimmen, haha! Bezüglich der Medien war es bisher mehr als großartig. Es ist allerdings lustig, dass alle geschockt zu sein scheinen, dass wir schon wieder ein Album veröffentlichen, obwohl wir einfach machen, was wir normal finden – jedes Jahr ein Album rausbringen, wann immer das möglich ist.

Ihr seid bei dem ein wenig saubereren und klareren Sound des Vorgängers geblieben. Gab es Überlegungen wieder auf eine dreckigere Produktion zu setzen?
Ich kann dazu nur sagen, dass wir immer versucht haben den bestmöglichen Sound hinzubekommen. Als wir „Severed Survival“ oder irgendein anderes unserer Alben aufnahmen war das unser Ziel – den bestmöglichen Sound zu erreichen. Wir haben nie versucht ein absichtlich dreckig klingendes Album zu machen. Für uns klangen die immer richtig gut. Ich danke, das sind einfach die Sachen, die Leute hören, wenn sie unsere Musik mit der anderer Bands vergleichen.

Ihr wart wieder in den Fantasy Studios. Habt ihr mal in Betracht gezogen, wo anders aufzunehmen?
Nicht mal für eine Sekunde. Fantasy ist für uns zweifelsohne der beste Ort.

Wer hat das kranke Cover für „Tourniquets, Hacksaws And Graves“ geschaffen? Habt ihr dem Künstler irgendwelche Instruktionen gegeben?
AUTOPSY-Tourniquets-Hacksaws-Graves_b2Wes Benscoter war das diesmal, der auch schon das „Macabre Eternal“-Cover für uns gemacht hat. Und ja, es ist absolut krank und brillant geworden. Das Konzept war komplett Wes‘ Idee. Ich gab ihm nur den Titel und sonst eigentlich nichts. Er hatte die Idee und wir machten lediglich zwischendurch ein paar kleine Vorschläge. Ich würde sagen, er hat ein klassisches Albumcover abgeliefert!

„Tourniquets, Hacksaws And Graves“ hat eine Spielzeit von 50 Minuten, was für ein Death-Metal-Album recht lang ist. War es eine bewusste Entscheidung die Spielzeit mehr an „Macabre Eternal“ denn an dem kürzeren „Headless Ritual“ zu orientieren?
Es gibt längere Death-Metal-Alben und kürzere. Das wichtigste war, dass es komplett klingt und einen guten Fluss hatte. Du kannst nur bedingt versuchen auf eine bestimmte Spielzeit abzuzielen. Worauf wir uns normalerweise konzentrieren, ist, dass das Album wie eine Reise oder eine Erfahrung ist, anstatt eines zeitgesteuerten Ereignisses, verstehst du?

Wie lief der Schreibprozess diesmal ab?
Genauso wie immer. Wir sitzen größtenteils jeder für sich mit einer Gitarre zu Hause, bis der Song erst Gestalt annimmt und sich dann komplett anfühlt. Danach hört der Rest der Band den Song und lernt ihn. Da ist nichts übermäßig Wissenschaftliches dran, um ehrlich zu sein. Allerdings gab es diesmal eine Ausnahme: „The Howling Dead“ haben Eric und ich zusammen geschrieben. Wir hatten beide ein paar Riffs, die ein Zuhause brauchten und als wir sie richtig zusammenbastelten klang es richtig heavy und verstörend.

Autopsy Inti 13-03
Du hast „Headless Ritual“ vor seiner Veröffentlichung als euer brutalstes Album bezeichnet. Wie steht „Tourniquets, Hacksaws And Graves“ im Vergleich zu seinem Vorgänger da?
Es ist „Headless Ritual“ eigentlich sehr ähnlich, hat jedoch seinen eigenen Charakter. Immer wenn wir ein Album schreiben, fühlt es sich wie das beste und brutalste an, dass wir je geschrieben haben. So sollte es auch immer sein, sonst drehst du dich ja nur im Kreis. Letztlich ist es ein Autopsy-Album und ich denke, wir sind rechte verlässlich, wenn es um unsere Musik geht.

Wie motivierst du dich, brutale Musik und kranke Texte zu schreiben?
Naja, wenn du unsere Musik hörst gibt es da eigentlich nur eine Art, wie die Texte dazu passen können und das bedeutet, dass sie richtig krank sein müssen, verstehst du? Wenn wir diese Riffs hätten und dazu Texte über Politik oder darüber, dass unser Vater nicht für uns da war oder sonst eine verheulte Scheiße schreiben würden, wäre das lahm und würde überhaupt nicht passen. Das ist all die Motivation, die es braucht. Außerdem glaube ich, dass wir echt kranke Geister haben, was in diesem Fall nicht schadet, he he!

Wie stehst du zu dem momentanen Trend, dass Bands wieder Vinyl produzieren und Fans sich wieder Platten kaufen?
Ich liebe Vinyl immer noch, deshalb Daumen hoch von mir! Platten klingen großartig, sehen großartig aus, fühlen sich großartig an und riechen sogar großartig! Wen juckt der „neues Auto“-Geruch, ich hab lieber den „neues Vinyl“-Geruch!

Warum glaubst du, dass dieser Trend unter Metalheads besonders verbreitet ist?
Ich denke Metalheads sind ausgesprochen passioniert bezüglich ihrer Musik und dem Format in dem es daherkommt. Metal ist in bestimmtem Maße noch immer Außenseitermusik und daran halten wir fest, wie an unseren Leben. Und woran kann man sich besser festhalten, als an einem neuen Album, das dich aus deiner langweiligen Welt der Realität in ein gänzlich anderes Universum transportiert, in dem alle deine Frustrationen und Probleme nicht existieren? Aber das geht natürlich auch mit CDs und Kassetten.

Autopsy
Plant ihr das neue Album zu betouren?
Nein, aber falls sich ein paar ausgewählte Termine ergeben, seid nicht zu überrascht. Und falls das passiert, dann kommt vorbei und genießt eine Nacht des kranken und heavy Death Metals. Ihr werdet nicht enttäuscht sein, das kann ich garantieren!

Der Sommer naht, das heißt Festivalsaison – kann man euch diesen Sommer irgendwo sehen?
Im Moment ist noch nichts bestätigt, aber wir werden sehen, was passiert. Bis dahin: Dreht einfach das neue Album auf und rastet aus!

Was unsere Leser am meisten interessieren dürfte: Werdet ihr in naher Zukunft nach Europa und besonders nach Deutschland kommen?
Die Antwort darauf steht ja eigentlich schon in der vorherigen Frage. Deutschland war immer großartig zu uns und wir würden liebend gern zurückkommen. Mal sehen, wie das passt. Falls da was wird, kommt auf ein Bier mit uns vorbei, ok?

Spielst du lieber Festivals oder Clubshows?
Kann beides gut sein, abhängig von der Organisation. Seit der Reunion hatten wir noch keine einzige schlechte Show, sowohl Festivals als auch Clubgigs. Wenn das Publikum abgeht, dann macht das einen Gig mehr aus, als alles andere.

Viele Bands haben begonnen, elektronische Elemente in ihre Musik zu integrieren, während andere technisch immer anspruchsvoller werden. Was hältst du von diesen Trends?
Ich kann nur sagen, dass Autopsy bei ihrer Originalversion bleiben. Wenn die solche Sachen in unserer Musik hören willst, wirst du enttäuscht werden, haha! Das überlassen wir anderen Bands.

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Alles klar, dann zum Abschluss noch das traditionelle Metal1-Brainstorming:

Deutschland: Gewaltige Szene, gefüllt mit Diehards, die wirklich für Metal leben. Das ist kein vergänglicher Trend!
Vladimir Putin: Über den ist genug in den Nachrichten, ohne, dass ich was dazu sagen muss.
Mayhem: Deathcrush!
Power Metal: Kann begeisternd oder nervig sein, abhängig von der Herangehensweise. Da gibt es gute und schlechte Bands, genau wie in jeder anderen Kategorie.
Autopsy in 10 Jahren: Heilige Scheiße, es gibt keine Möglichkeit das vorherzusagen. Ich denke nicht über die Zukunft oder die Vergangenheit nach, wenn es um Autopsy geht. Ich bin viel zu beschäftigt, in der Gegenwart zu leben!

Dann vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!

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