Konzertbericht: Endstille w/ Koldbrann, Ondskapt

03.04.2014 Nürnberg, Rockfabrik Underground

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ENDSTILLE, ONDSKAPT und KOLDBRANN: drei Namen, die viel versprechen – zum einen, weil man alle drei in Deutschland lange nicht zu sehen bekommen hat, zum anderen aber natürlich auch der indiviuellen Klasse der drei Kapellen wegen, die mit „Navigator“, „Arisen From The Ashes“ oder „Moribund“ allesamt schon wahrlich grandiose Alben vorgelegt haben.

Koldbrann LogoDen Anfang machen um punkt 20:00 die Norweger von KOLDBRANN. Nachdem seit ihrer letzten Deutschland-Tour (2009 mit Shining und Sarkom) nicht nur schon einige Zeit vergangen ist, sondern die Band in dieser Zeit auch einen drastischen Stil- und Besetzungswechsel durchlebt hat, gäbe es genügend Gründe, die Show mit Spannung zu erwarten. Koldbrann - VertigoDas Nürnberger Publikum scheint das anders zu sehen – und so wagen sich nur einzelne Fans vor die Bühne, während der Rest der kaum 50 zahlenden Gäste das Treiben auf der Bühne aus sicherem Abstand skeptisch begutachtet. So ist es wenig verwunderlich, dass KOLDBRANN nicht all zu motiviert in ihr Set starten – im Gegenzug bei zwar klarem, aber deutlich zu leisem Sound auch nicht wirklich begeistern können. Erst gegen Ende der 45minütigen Show scheint sich die Band sich so richtig warm gespielt zu haben, und gibt mit dem Korrozia-Metalla-Cover „Russian Vodka“ nochmal richtig Gas. Trotzdem bleibt die ernüchternde Erkenntnis: Auch live wissen KOLDBRANN seit der Neuausrichtung nicht mehr so recht begeistern – weder musikalisch noch mit ihrem Auftreten. Schade. Ondskapt LogoMit ONDSKAPT ist bei dieser Tour eine Live-Rarität mit von der Partie – spielten die Schweden doch äußerst selten Konzerte in Deutschland. Entsprechend hoch sind auch die Erwartungen an die Truppe, deren letztes Album „Arisen From The Ashes“ als Meisterwerk traditionellen Black Metals bezeichnet werden kann. Die Ernüchterung folgt auf den Fuß: Zwar erfüllt die Band optisch wie musikalisch alle Black-Metal-Klischees, für mehr als eine durchschnittliche Show reicht es jedoch nicht: Zwar tragen auch noch die vergleichsweise helle Bühnenbeleuchtung und der Sound (erneut zu leise) ihren Teil zur fehlenden Stimmung bei – damit allein ist der über weite Strecken enttäuschende Auftritt allerdings nicht zu entschuldigen.
Ondskapt - Arisen From The AshesViel mehr ist es die Performance der Band selbst, die enttäuscht: Gerade Sänger Acerbus, der das gute Wetter für einen Biergartenbesuch genutzt zu haben scheint, wie sein offensichtlich aus Sparerib-Knochen gefertigter Gürtel nahelegt, vermag stimmlich nicht im Ansatz an seine Leistung auf Platte heranzureichen. Auch was das Showkonzept angeht, geben ONDSKAPT nicht unbedingt alles, um mit Individualität zu punkten.
Kniffe wie das Überwerfen einer schwarzen Kutte gehören schließlich zum Standard-Repertoire jeder zweiten Black-Metal-Band und sind entsprechend witzlos. In Zeiten von Bands wie Watain, die den Black-Metal als Live-Inszenierung perfektioniert haben, reicht eine durchschnittliche Show einfach nicht mehr aus, um von sich reden zu machen. Nach 50 Minuten ist auch hier Schluss – Zeit also für ENDSTILLE.

Endstille LogoNach massiver Vorarbeit der Nebelmaschine betreten die Kieler um 22:20 die Bühne und werden sogleich so stürmisch empfangen, wie man das von knapp 100 Black-Metal-Fans erwarten kann. Los geht es mit „The Refined Nation“ vom aktuellen Album „Kapitulation 2013“ sowie „Anomie“ („Infektion 13“). Sogleich fällt auf, dass Sänger Zingultus, mittlerweile auch schon fünf Jahre dabei, deutlich lockerer geworden ist: endstille-kapitulationDie distanzierte Masche der Anfangstage ist abgelegt und vermehrt sucht er die Nähe des Publikums: Jeder Song wird angekündigt („Sick Heil“ beispielsweise stilecht mit dem Satz „Ihr Nürnberger seid bekannt für kurze Prozesse“), bei „Bastard“ lässt er gar die Fans aus der ersten Reihe mitsingen. Und dennoch kann, wer die Band über das letzte Jahrzehnt verfolgt hat, nicht leugnen, dass all das nicht an die Intensität einer ENDSTILLE-Show zu Iblis-Zeiten heranreicht. Auch der zweite Gitarrist, den sich die ehemals als Quartett agierenden Nordlichter mittlerweile gegönnt haben, vermag daran nichts zu ändern – einen praktischen Nutzen hat die Doppelbesetzung der Gitarre heute erst, als Wachtfels, dessen Bart mittlerweile auch zum Zupf geflochten noch bis zur Gürtelschnalle reicht, zu „Reich an Jugend“ nicht wieder pünktlich zurück auf der Bühne erscheint oder ihm im finalen „Navigator“ eine Saite reißt und er die Gitarre kurzerhand beiseite legt und geht.
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Setlist ENDSTILLE:
01. The Refined Nation
02. Anomie
03. Ripping Angelflesh
04. Conquest Is Atheism
05. Sick Heil
06. World Aflame
07. Bastard
08. Reich an Jugend

09. Frühlingserwachen
10. Navigator

Von diesem Abend im Underground der Nürnberger Rockfabrik als Reinfall zu sprechen, wäre sicherlich übertrieben – von dem Package aus drei traditionsreichen Bands dieser Qualität hätte man sich jedoch eigentlich mehr erwarten dürfen. Gewiss ist es nicht einfach, sich bei einer solch geringen Zuschauerzahl zu Höchstleistungen zu motivieren – am Ende gehört aber auch das zum Job. Wer so lange im Geschäft ist wie KOLDBRANN oder um sein Image so einen mystischen Schleier legt, wie ONDSKAPT das tun, sollte auch live zu mehr als bloßem Dienst nach Vorschrift in der Lage sein. Letzteren Vorwurf kann man ENDSTILLE nicht machen – hier entscheidet wohl einfach der persönliche Geschmack, und seit wann man die Band hört, ob man mit Zingultus als Fronter warm wird oder nicht.

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