Uff, diese Scheibe hat es mir nicht einfach gemacht; dabei könnte man das neue Werk der Schweden von MUSTASCH einfach als recht moderne, knallende Rock-Scheibe bezeichnen, groovig und heavy. Damit wäre ein Großteil dieses Reviews schon geschrieben und weitestgehend unproblematisch abgehandelt – wäre da nicht Sänger Ralf Gyllenhammar, der mir mit seiner überspitzten Gesangsmaskulinität manchmal schier die Nerven raubt. Aber der Reihe nach.
Da „Thank You For The Demon“ mein Erstkontakt mit den sich auf einem kontinuierlichen Erfolgskurs befindlichen Schweden ist, kann ich keine Vergleiche ziehen und weiß somit nicht zu sagen, ob sich die gesanglichen Eskapaden auch bereits auf früheren Veröffentlichungen finden. Dabei beginnt alles so melodisch: Mit „Feared And Hated“ eröffnen MUSTASCH die CD mit einer enorm eingängigen Rocknummer, deren Refrain mit zum Besten gehört, was „Thank You For The Demon“ zu bieten hat. Dem Song kommt die wuchtige, massige Produktion zugute und auch der hier noch sehr kontrollierte und ausgewogene Gesang macht aus dem Opener einen richtigen Höhepunkt. Auch der folgende Titelsong schlägt in diese Kerbe, wobei hier gegen Ende schon das auftaucht, was Song Nummer drei, „From Euphoria To Dystopia“, für mich an den Rand der Hörbarkeit drängt.
Das Brüllen; dieses ewige Brüllen. Man darf mir glauben, ich habe nichts gegen kräftige, rohe Rockstimmen, aber ich halte nichts von stilistischen Überstrapazierungen. Und anders kann ich das häufig beinahe überschnappende Brüllen von Gyllenhammar nicht bezeichnen; es klingt, vor allem gegen Ende von „From Euphoria To Dystopia“, wie ein sich seiner eigenen Männlichkeit versichernder Hirsch in der Brunft. Das raubt dem Song jede Struktur und macht auch noch an manch anderer Stelle der CD den Spannungsbogen kaputt. Schade und unnötig.
Denn Gyllenhammar verfügt über ein schlicht großartiges Gesangsorgan, was er beispielsweise bei dem stimmungsvollen „All My Life“ beweist oder dem die CD beschließenden „Don’t Want To Be Who I Am“ eindrucksvoll unterstreicht. Auch das durch seine sehr tanzbaren Rhythmen den Titel karikierende „I Hate To Dance“ kann überzeugen und wenn man schlicht all die wenig tauglichen Brüllparts ausklammert, dann ist „Thank You For The Demon“ ein ziemlich cooles, enorm grooviges Album im Schnitt zwischen Rock und modernem Heavy Metal geworden. Sollten in Zukunft die Brüllereien wieder eher als Stilmittel denn als Waffe eingesetzt werden, dann werden sich MUSTASCH definitiv häufiger in meinem Player drehen.
Wertung: 7.5 / 10