Review Dirge – Hyperion

Seit Gründung der Band im Jahre 1994 stehen die französischen Post Rocker von DIRGE für atmosphärische, ausufernde und kompositorisch hochwertige Musik. Damals, zu Debüt-Zeiten, zählten (wie bei den meisten Post-Rock/Metal-Bands) Isis und Neurosis zu den Haupteinflüssen. Doch schon damals wurde deren Sound nicht nur stumpf kopiert, sondern um viele (sinnvolle) Nuancen erweitert bzw. verändert. Im Hier und Jetzt steht nach vier weiteren Full-Length-Veröffentlichungen Album Nummer Fünf mit dem Titel „Hyperion“ in den Startlöchern.

Auch auf dem neuesten Werk erwarten den Hörer ausufernde Kompositionen, die vollste Konzentration abverlangen. Zumindest ist Selbige notwendig, um die Atmosphäre greifbar zu machen und das Album somit nicht nur zu hören, sondern regelrecht zu erleben. Ansatzweiße werden Erinnerungen an die deutschen Instrumental-Rocker von Long Distance Calling wach, auch wenn DIRGE musikalisch etwas anders zu Werke gehen und schon um ein paar Jahre länger existieren. Auf dem neuesten Streich erwartet uns Post Rock im Kern, welcher jedoch mit einigen Zutaten aus Sludge und Doom angereichert wurde. Keine der sechs Kompositionen unterschreitet die Acht-Minuten-Marke und kein Stück verfällt jemals in Geschwindigkeiten jenseits des gemächlichen Tempos. Speedfreaks sind hier also fehl am Platz. Alle Songs durchzieht eine gewisse melancholische Note, was stellenweise durch das raue, kehlige Organ des Sängers verstärkt wird. Was die Songs angeht, so sticht vor allem „Venus Claws“ heraus, für mich generell ein Höhepunkt auf „Hyperion“. Das Teil offenbart weiblichen Gesang, überzeugend dargeboten und schlicht und ergreifend absolut passend in das Stück integriert. Das Finale „Remanentie“, für mich der letzte große Höhepunkt, stellt dann den krönende Abschluss dar: 16 Minuten Spielzeit, in denen man absolut fesselnd und beinahe schon trance-artig zum Ende geleitet wird. Klasse! Nur damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Auch die restlichen Stücke wissen zu begeistern, selbst wenn manche Abschnitte doch recht monoton geraten sind. Aber das ist wohl Geschmackssache.

Unterm Strich hat der direkte Vorgänger „Elysian Magnetic Fields“ zwar die Nase vorn, der neueste Streich weiß aber trotzdem zu überzeugen und kann durch seine Atmosphäre punkten. Vielleicht haben DIRGE mit „Hyperion“ sogar ein kleines Meisterwerk komponiert, für den Moment jedoch vermag sich die Erkenntnis diesbezüglich (noch) nicht einzustellen. Zumindest kann den Jungs zu einem wirklich guten und stellenweise überaus mitreißenden Album gratuliert werden. Übrigens: Die Vinyl-Version von „Hyperion“ wartet mit zwei Bonustracks auf: „Disstance und „Abscence“. Die Prämisse lautet: Zuschlagen!


Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Michael Ay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert