Mit einem aufmerksamen Partner an ihrer Seite könnte der diesjährige Valentinstag CYNIC-Fans ein vielleicht nicht sonderlich romantisches, dafür aber wenigstens interessantes Geschenk beschert haben, denn das US-amerikanische Trio brachte mit „Kindly Bent To Free Us“ am 14. Februar das zweite Full-Length nach ihrer Wiedervereinigung im Jahr 2007 auf den Markt. Unnötig zu sagen, dass die progressiven Rocker auch darauf nicht mehr zu dem metallischen Klang ihres Debüts „Focus“ (1993) zurückkehren, sondern ein Album im Stile von Porcupine Tree oder der aktuellen Opeth-Platte „Heritage“ abliefern.
Auf acht Tracks zeigen CYNIC, womit sie ihren Status als populärer Vertreter des Genres auch mit „Kindly Bent To Free Us“ erneut verteidigen wollen. Teils komplexes Zusammenspiel in zuweilen jazzigen Gefilden zwischen Gitarrist Masvidal und Bassist Malone, abwechslungsreiches Drumming, Variation bei der Gestaltung der Soli. Als Beschreibung der Basis eines jeden Songs gehen diese Worte locker durch, denn obgleich das Trio mit passenden, im Hintergrund gehaltenen Samples ihren Liedern kreative Einstiege und Zwischenparts verpasst, kommen CYNIC spürbar nicht aus sich heraus. Die Lieder langweilen auf Grund ihres durchgängigen Mid-Tempos ohne Ausflüchte in schnellere oder langsamere Rhythmiken. Besonders durch das in jedem Lied, oftmals sogar mehrfach verwendete Stilmittel des Breaks bzw. die nur durch Masvidals Stimme und Reinerts Spiel auf den Toms getragenen Parts verlieren die Songs noch die wenige Kraft, welche das Trio auszubauen in der Lage wäre. Mitunter gelingen CYNIC im Ohr bleibende Melodien im Refrain wie beim Opener „True Hallucination Speak“ oder „Infinite Shapes“, deren Potenzial zum Beeindrucken bleibt aber ebenso dürftig wie bei den restlichen Tracks.
Mit „Kindly Bent To Free Us“ spielen die Amerikaner auf Nummer sicher: Sie wähnen sich mit ihren in der Struktur nicht überraschenden Liedern in Sicherheit vor Kritik wegen zu vielen progressiv-experimentellen Einschüben – das können sie zu Recht. CYNIC klingen durchgehend harmlos und unverfänglich, berühren dabei wenig bis gar nicht, weil die Substanz des Gebotenen zu arg geschliffen wirkt, um (zumindest mich) anzusprechen.
Wertung: 6 / 10