PERIPHERY sind keine gewöhnliche Band, soviel steht fest. Gemeinsam mit Bands wie Between The Buried And Me oder Animals As Leaders schaffen es die US-Amerikaner durch virtuose Fähigkeiten an ihren Instrumenten hochkomplexe Songstrukturen mit eingängigen Melodien zu verbinden. Ihre beiden Alben wurden schnell zu Klassikern im Bereich des Djent, auch wenn sich die Musiker selbst immer wieder gegen diese Einordnung wehren. War PERIPHERY zunächst lediglich ein Projekt von Misha Mansoor, ist nun spätestens auf ihrer neuen EP „Clear“ klar, dass es sich um eine vollwertige Band handelt: Die Idee hinter „Clear“ besteht darin, dass jedes Bandmitglied als kreativer Kopf hinter einem Song steht. Das Ergebnis dieses Experiments zeigt, dass zwar alle Bandmitglieder Teil des individuellen PERIPHERY-Sounds sind, dieser gebündelt aber kohärenter auf Albumlänge funktioniert als einzeln für sich stehend.
„Overture“ zeigt gleich auf, wohin die Reise geht: Eine an Klassik erinnernde Klaviermelodie wird von verzerrten Gitarren und einem komplexen Schlagzeug nach vorne getragen, bis plötzlich ein irrer Bruch erklingt und der Song sich auf verschlungenen Pfaden ins Ziel schleppt. „The Summer Jam“ schafft die Symbiose aus Prog- und Djent-Elementen mit der Eingängigkeit von Bands wie Coheed And Cambria zu verbinden, was vor allem am Klargesang von Spencer Sotelo liegt. Nach jedem einzelnen Songbauteil könnte bereits die nächste Überraschung liegen, so dass die immer wieder eingestreuten Growls nicht weiter überraschen, sondern sich stimmig ins – bewusst – zerfranste Klanggebilde einfügen. „Feed The Ground“ wartet mit einem beinahe an Drum’n’Bass erinnernden Schlagzeug auf, bevor flirrende Gitarrenmelodien und ein wummernder Bass die Vorherrschaft übernehmen und zunächst einen geradlinigen Rocksong auf den Weg schicken, der schließlich doch noch von fiesen Breakdowns unterbrochen und immer wieder von flächigen Synthies untermalt wird.
„Zero“, der Song von Misha Mansoor, zeigt sich als instrumentaler Djent-Song, der auch von Animals As Leaders stammen könnte (auch wenn auf exzessive Gitarrensoli verzichtet wird und diese nur angedeutet werden) und „The Parade Of Ashes“ lässt mit seinen elektronischen Einsprengseln teilweise Erinnerungen an (weniger verstörende) Nine Inch Nails wach werden, wobei in den Breaks und Growls auch Bands wie Slipknot oder Every Time I Die anklingen und der Song schließlich relativ plötzlich abbricht. „Extraneous“ hat mehr den Anschein eines instrumentalen Interludes, was nicht bedeutet, dass hier an Komplexität gespart werden würde – allerdings fehlt hier so etwas wie ein klarer Zielpunkt. „Pale Aura“ ist vor allem hinsichtlich des Gesangs und der eingestreuten Blastbeats wahrscheinlich der härteste Song auf „Clear“, allerdings gibt es auch hier einige Klarpassagen, welche durch ihre Melodien in der Kombination mit den komplexen Songstrukturen stets eine ganz eigene, verwirrende Atmosphäre kreieren.
Insgesamt macht „Clear“ wirklich Spaß und PERIPHERY zeigen, warum sie definitiv zu den großen Namen im Prog-Genre gehören – dennoch fehlen die zündende Idee und die mitreißenden Momente, die ihre gemeinsamen Kompositionen so gut macht.
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