Konzertbericht: Eagles & Lions Tour 2014

23.01.2014 Rock Café St. Pauli, Hamburg

Konzertflyer Primal Fear

PRIMAL FEAR spielen schnörkellosen Heavy Metal in hohem Tempo. Das machen sie ohne große Kompromisse, seit nunmehr 14 Jahren und mit erstaunlichem, auch internationalem Erfolg. Sieht man sie sonst auf größeren Bühnen, hatten sie sich für den Tourauftakt, der zugleich Releaseparty für das neue Album „Delivering The Black“ ist, etwas Besonderes ausgedacht: In Hamburg traten sie alleine und ohne Vorband in einem kleinen Club auf, der geschätzt knapp 150 Menschen fasst. PRIMAL FEAR im Rock Café St. Pauli – wir waren dabei.

Und der relativ neu eröffnete Club lockt einige Menschen an, denn schon kurz nach der Öffnung beginnt das Rock Café sich zu füllen. Offenbar verfängt das Angebot des Abends: Zwar kosten die Karten mit 28 Euro so viel wie auf der Tour, obwohl es keine Vorbands gibt. Dafür bekommt jeder zahlende Besucher am Ende des Abends das neue Album „Delivering The Black“ in die Hand gedrückt, womit der Preis für das Konzert relativ betrachtet drastisch sinkt. Addiert man nun noch die fairen Bierpreise der Location und ihre schräge Einrichtung hinzu, die ein wenig an die Optik des Videospiels Brütal Legend erinnert, steht einem guten Abend nichts mehr im Wege.Primal Fear Band 3

Skepsis verursacht aber schon auf den ersten Blick die kleine Bühne, die gut zur Hälfte vom überdimensionierten Schlagzeug Randy Blacks gefüllt wird. Der Verdacht bestätigt sich, als die Band sich auf die Bühne quetscht. Bassist Mat Sinner hat Schwierigkeiten, sich gerade hinzustellen, ohne seinen Leadgitarristen oder den Sänger mit dem Basshals zu treffen. Auch Sänger Scheepers muss mit wenig Platz auskommen und kann kaum Bewegung in die Show bringen – später wird er davon sprechen, dass die Band „auf einem Bierdeckel“ auftrete. Davon unbeeindruckt eröffnet die Band stilecht mit einem Klassiker, „Final Embrace“.

Schlagartig wird einem in diesem Moment wieder bewusst, warum es eigentlich Vorbands gibt: Zwar kann man an der Perfomance rein gar nichts aussetzen, aber das Publikum fremdelt die ersten Songs lang mit der Konzertsituation. Köpfe wippen und vereinzelte Fäuste in der Höhe bleiben die einzigen Reaktionen in der ersten Viertelstunde. Vielleicht ist es auch keine zu gute Idee von PRIMAL FEAR, für die ersten drei Songs gleich zwei vom neuen Album zu wählen, die kaum jemand im Raum kennt.

Cover Primal Fear Delivering the blakcNuclear Fire“ und besonders das schnelle „Running In The Dust“ brechen aber schließlich den Bann und PRIMAL FEAR bekommen den Applaus, den sie für ihren Auftritt verdienen. Hoch professionell und jeder in Topform spielt sich die Band nun durch das Set, das auch den umfangreichen Backcatalogue der Band gut berücksichtigt. Besonders die Leistung von Ralf Scheepers muss man hervorheben. Der „deutsche Rob Halford“ zeigt heute Abend, dass man auch mit fast 50 Jahren noch immer auf der Bühne Hochleistungen in dieser Stimmlage bringen kann. Er drückt sich vor keiner Note, oktaviert nicht runter und lässt jeden Schrei mit einer Kraft aus sich heraus, dass es beeindruckend ist. Respekt!

Hatte man sich im Vorfeld noch gefragt, ob PRIMAL FEAR ein volles Set spielen würden, dämmert einem spätestens bei der Ankündigung, nun einen knapp 10 Minuten langen neuen Track zu spielen, dass die Band keine Gefangenen nehmen wird („One Night In December“). Hier allerdings zeigt sich dann die eine Schwäche des Abends: Es werden für mehrere Songs Samples vom Laptop eingespielt. Dazu kann man bekannterweise unterschiedlicher Meinung sein, wenn man es aber macht, sollte man den Sound auch im Griff haben. Das war hier leider nicht der Fall: Die Samples beginnen zu laut und selbst Scheepers kommt manchmal nicht gegen sie an. Hier kann die Band für die Tour noch dazulernen. Ansonsten ist der Sound im Rock Café aber erfreulich klar und präzise.

Mit der großartigen Ballade „Fighting The Darkness“ erreicht das Konzert schließlich seinen klaren Höhepunkt, bevor PRIMAL FEAR mit dem Gassenhauer „Metal Is Forever“ in den Zugabenblock überleiten, der angesichts der beengten Platzverhältnisse ohne weitere Pause angeschlossen wird. Als schließlich nach 90 Minuten Schluss ist, sieht man viele zufriedene Gesichter im Club. Dass die Band im Anschluss noch für das eine oder andere Fangespräch und zum Autogramme geben wieder herauskommt, ist Ehrensache.

Primal Fear Band 2

Setlist PRIMAL FEAR
01. Final Embrace
02. Alive And On Fire
03. Delivering The Black
04. Nuclear Fire
05. Running In The Dust
06. One Night In December
07. Angel In Black
08. When Death Comes Knocking
09. Chainbreaker
10. Fighting The Darkness
11. Bad Guys Wear Black
12. Metal Is Forever
Zugabe
13. Unbreakable
14. Seven Seals
15. King For A Day

PRIMAL FEAR sind eine Hausnummer im klassischen Heavy Metal. Die Show war geradlinig und lieferte, was man von ihr erwarten darf. Eine Band von dieser Größe in einem kleinen Club zu sehen ist zudem immer eine Erfahrung. Mit kleinen Kurskorrekturen bei Sound und Samples ist sicher zu rechnen, sodass man für diese Tour auch in größeren Hallen eine einwandfreie Empfehlung geben kann – Metal Is Forever!

Publiziert am von Marc Lengowski

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