Interview mit Joe McGlynn von Man Must Die

Mit „Peace Was Never An Option“ haben die hierzulande bisher weitgehend unbekannten Schotten eins der Death-Metal-Highlights des vergangenen Jahres auf den Markt geworfen. Das neue Album strotzt trotz seiner irrsinnigen Geschwindigkeit und Intensität nur so vor Detailreichtum und Spielfreude. Grund genug für uns, Shouter Joe McGlynn im Interview ein paar Fragen zu stellen und dabei auch auf die kontroversen Texte der Band und die nahende Unabhängigkeit Schottlands einzugehen.

Man Must Die

Euer neues Album „Peace Was Never An Option“ ist vor kurzer Zeit erschienen. Kannst du uns etwas über die tiefere Bedeutung des Albumtitels erzählen und warum ihr euch dafür entschieden habt, es so zu nennen?
Wir wollten einen Titel wählen, der unsere Einstellung widerspiegelt. Wir hatten eine Menge Scheiße durchgemacht, doch mit Hilfe unserer Fans haben wir es geschafft, da wieder rauszukommen. Am Ende des Tages ist Musik machen das, was wir lieben und wir haben es nicht akzeptiert, dass irgendwas uns dabei stoppt.

Wie lange habt ihr gebraucht, um die Songs zu schreiben und ist während der Aufnahmen oder des Schreibeprozesses etwas Besonderes passiert?
Wir haben bereits 2011 mit dem Songwriting begonnen, es gab aber lange Perioden, in denen aufgrund von Problemen mit dem Label und Line-Up-Wechseln nichts passiert ist. Der eigentliche Songwriting-Prozess ging ziemlich flott: Alan und ich haben viel Zeit reingesteckt und es solange umstrukturiert und abgeändert, bis wir beide damit zufrieden waren.

D1234716_10151956003234705_830971886_nie Lyrics auf dem Album enthalten eine Menge Sozialkritik, besonders in “Patriot”. Was ist die Hauptaussage dieses Liedes?
Es geht in diesem Song darum, deinen eigenen Verstand zu benutzen anstatt blind der Propaganda der Regierung und der Medien zu folgen. Die Leute vertrauen viel zu sehr darauf und glauben alles, was die Regierung ihnen erzählt.

In diesem Kontext: Was hältst du von dem Referendum für die Unabhängigkeit Schottlands, das 2014 abgehalten werden wird?
Das ist momentan eine große Diskussion hier. Ich persönlich denke, wir sollten unabhängig werden. Ich sehe nicht wirklich, was wir zum jetzigen Zeitpunkt zu verlieren haben. Wir haben immer noch viele wertvolle Exportgüter (Whiskey, Öl etc.), es wird also interessant zu sehen, wie es wird, wenn wir auf uns alleine gestellt sind. Es ist besser, wenn wir es versuchen und eventuell dabei versagen als weiter von der britischen Regierung herumgeschubst zu werden.

Die EU, besonders die Euro-Staaten, befinden sich immer noch in einer Krise. Was denkst du über die politische Situation Großbritanniens, Schottlands und ihre Situation?
Schottland wurde jetzt so lange von England regiert, dass manchen die Unabhängigkeit vermutlich Angst machen wird. Es gibt momentan viel Propaganda seitens der englischen Regierung, um die schottische Bevölkerung davon abzubringen, für die Unabhängigkeit zu stimmen. Das zeigt mir eins: Sie haben Angst, uns zu verlieren.

Sollte Schottland wirklich unabhängig werden: Was, denkst du, wird sich ändern?
Hoffentlich alles.

1173791_10151955996819705_136904786_nDas Albumcover zeigt zwei Leute in Anzügen – einer mit Schweine-, der andere mit Adlerkopf – die sich blutverschmierte Hände schütteln. Worauf spielt ihr damit an?
Dass Politiker Blut an ihren Händen haben? Oder dass sie „Tiere“ sind?
Beides.

Auf welchen Konflikt bezieht sich der Titel “Peace Was Never An Option”?
Es geht ursprünglich um einen persönlichen Konflikt. Der Satz kann aber auf viele verschiedene Weisen interpretiert werden, deswegen haben wir ihn gewählt.

In “Abuser Friendly” kritisierst du die Haftbedingungen für Sexualstraftäter. Sie werden in deinen Augen nicht hart genug bestraft oder zu früh entlassen in Relation zu den Verbrechen, die sie begangen haben. Du forderst weiterhin die Todesstrafe für diese Leute, mit den Worten
“The verdicts in, the penalty is death
Y
ou shall be taken from here
And hung until you choked to death
W
e’re going to celebrate you drawing your
Last breath, For every victims life”

Das ist eine Ansicht, die Deutschland- und Europaweit hauptsächlich von Rechtsextremen vertreten wird. Was ist deine Ansicht diesbezüglich?

Ich bin Musiker, kein Politiker und rechtsextrem bin ich schon gar nicht, um das mal klarzustellen. Nimm zum Beispiel den Typen von den Lostprophets, der ein Baby vergewaltigt hat: Die meisten Leute würden dir vermutlich auch sagen, dass er für das, was er getan hat, zur Strecke gebracht werden sollte, aber das heißt nicht, dass es Rechtsextreme sind. Ich denke, das ist eine natürliche Reaktion auf solch abscheuliche Verbrechen.

In “Hiding In Plain Sight” singst du über “Parasiten”, mit den Worten
a need to feed
Off you and me
So they can live for free
A drain on society“
Geht es hier um Immigranten? Oder Arbeitslose, die sich nicht anstrengen und es “bevorzugen”, von Sozialleistungen zu leben?

Nein, es geht hier nicht um Immigranten. Wenn du die Texte richtig lesen würdes, anstatt sie aus dem Kontext zu reißen, würdest du das merken. Es geht um Leute, die nie in ihrem Leben gearbeitet haben und trotzdem staatliche Leistungen beanspruchen.

Die Geschichte in “The Day I Died” hört sich an wie eine Autobiographie. Geht es darin um eins der Bandmitglieder? Es ist ungewöhnlich, dass Musiker einen so tiefen Einblick in ihr eigenes Leben geben.
Musik klingt kraftvoller, wenn sie von Herzen kommt und authentisch ist. Ich habe keine Lust, über die typischen, kindischen Death-Metal-Themen zu schreiben.

Max Cavalera trägt auf dem Album mehrmals Gastvocals bei. Wie seid ihr auf ihn gestoßen beziehungsweise wie habt ihr ihn kennengelernt
Er ist ein Freund der Band. Wir haben seinen Manager kontaktiert und der hat das arrangiert.

Okay, das wars von meiner Seite. Wenn es noch etwas gibt, was du unseren Lesern mitteilen möchtest, kannst du das jetzt tun.
Danke für euren Support, wir hoffen, euch auf Tour zu sehen.

Publiziert am von Pascal Stieler

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