Mit ihrem Album „The Golden Ratio“ legten die Franzosen im Oktober vergangenen Jahres einen äußerst unterhaltsamen Bastard aus (Death) Metal und Elektro-Pop vor, der Fans von Bands wie Pain, Semargl oder den Deathstars glücklich machen dürfte. Gitarrist und Songwriter Reverba stellt Band und Album im Interview vor.
Bitte stell uns OCTAVION zu Beginn kurz vor:
Wir sind eine französische Industrial-Metal-Band. Idra und ich haben die Band 2006 gegründet – Ziel war es, fetten, modernen Metal zu spielen. Kold kam dann mit Tom 2007 dazu und wir veröffentlichten 2008 unser erstes Album, „Corp“. Damals kamen dann Gigs mit Bands wie Dagoba, Punish Yourself, Samael und anderen. NexXium (Gesang) stieß 2011 zur Band, vor den Aufnahmen zu „The Golden Ratio“, und ersetzte damit Tom, der sich mehr in Richtung Hardcore orientieren wollte. Und das ist der Punkt, an dem wir jetzt, fünf Jahre nach unserem Debüt, stehen: „The Golden Ratio“ ist veröffentlicht! Ereignisse wie ein schwerer Motorradunfall unseres Bassisten Idra und der Sängerwechsel haben den ganzen Entstehungsprozess etwas gebremst, aber das ist jetzt Geschichte – wir sind bereit, die Bühne zu entern!
Wie würdest du eure Musik selbst umschreiben und welche Bands könnte man als Vergleich heranziehen?
Vielleicht ähnlich, wie sich auch Static X beschreiben: Evil Disco. (lacht)
Wir machen Musik, bei der Death-Metal-Gitarren auf Dancefloor-Beats treffen. Dazu kommen dann noch elektronische und orchestrale Samples. Die Songs pendeln zwischen „catchy“und „freaky“, so zu sagen, gehen dabei aber immer möglichst genau auf den Punkt! Dabei haben uns natürlich viele Bands beeinflusst … zum Beispiel die Deathstars, Static X, Rammstein und Pain.
Grade der Gesang klingt in der Tat bisweilen stark nach den Deathstars. Ist das eine beabsichtigte Parallele?
Das kommt natürlich daher, dass NexXium eine sehr tiefe, kraftvolle Stimme hat, die der des Deathstars-Sängers in der Tat etwas ähnelt. Und klar, die Deathstars sind wie gesagt definitiv einer unserer Einflüsse. Aber NexXium hat ein sehr breites Stimmspektrum, so dass er auch screamen, growlen oder melodisch singen kann. Im Endeffekt kann man diesen Deathstars-Einschlag so auch nur auf zwei Songs heraushören – „We Are The Sun“ und „Moriah Conquering Wind“.
„The Golden Ratio“ ist ja ein Konzept-Alnum über Verschwörungen, die Illuminati und dergleichen mehr – warum dieses Thema, und wie wichtig sind euch die Texte?
Das war ursprünglich Toms Idee, bevor er die Band dann verlassen hat. Wir fanden das aber cool und haben beschlossen, dabei zu bleiben, um der Musik auch mehr Konzept zu verleihen. Wir sind, was das Thema angeht, nicht „dafür“ oder „dagegen“, das ist eine bloße Analyse, wir erzählen eine Geschichte vom Anbeginn der Zeit bis in die Jetztzeit und nehmen den Hörer zum Rhythmus der Musik mit auf diese Reise!
In welchem Kontext stehen dabei Artwork und Albumtitel?
Wenn man dem Albumkonzept folgt, ist alles Kontrolliert oder wurde von irgendjemandem oder irgendetwas, das wir alle nicht kennen, etwas unsichtbarem, das uns und alles in unserer Welt umgibt, erschaffen. Das ist wie der Goldene Schnitt, diese berühmte Zahl, die sich überall findet und Schönheit in Architektur, Design, Kunst und überall sonst definiert. Deshalb haben wir uns für diesen Titel entschieden: Er fasst das alles gut zusammen.
Was das Artwork angeht, hatten wir damit schon begonnen, bevor NexXium dazugestoßen ist. Tom hatte sich diesbezüglich mit dem Artwork-Designer (Alex Masson von Seagull Design) abgesprochen. Als Tom die Band verlassen hatte, haben wir damit einfach weiter gemacht, da das Design ein Bild abgab, das perfekt zum Thema passt! Im Endeffekt haben wir dem Designer dabei absolute Freiheit gewährt, das Thema des Albums so umzusetzen, dass dabei etwas mit Tentakeln nach dem zentralen Symbol der Illuminaten greift – Bezüge dazu findest du auch im Booklet. Viel Weiß und klare Kontraste waren uns wichtig, um einen Eindruck von Überlegenheit und Stärke zu erwecken.
Eure Songs sind mitunter ziemlich abgefahren – vor allem „The Golden Dawn“ oder „Moriah Conquering Wind“, das ein bisschen so klingt, als hättet ihr einen Gameboy-Sound verarbeitet. Wie entstehen solche Songs?
Das ist recht einfach: Ich schreibe alle Songs und NexXium kümmert sich um alles, was mit Texten und Gesang zu tun hat. Wir fangen immer mit der Musik an, manchmal mit einem Riff, manchmal mit einem Synthesizer-Part oder einem Sample-Effekt. Dann bastle ich den Song darumherum. Wenn das geschehen ist, schicke ich das Resultat an die anderen Bandmitglieder, um ihre Meinung einzuholen. Nach diesem Brainstorming landen einige Songs auf dem Müll, einige bleiben unverändert und oder werden umarrangiert. Auch wenn ich alle Songs komplett komponiere, muss das Resultat allen in der Band gefallen. Dann macht NexXium Text und Gesang und nach einem letzten Brainstorming ist der Song dann fertig für die Aufnahmen!
Auch, wenn die Musik „ernst“ klingt, versuchen wir dabei immer auch etwas witzige, abgefahrene Ideen einzubauen – beispielsweise die Fahrstuhlmusik im Intro von „Moriah Conquering Wind“. Das ist beispielsweise eine Antwort auf das „Evil Disco“-Intro auf dem „Corp.“-Album! Ich denke, wir werden diesen Insider auch auf den kommenden Alben fortführen.
Seid ihr mit dem Feedback auf eure Arbeit zufrieden?
Das Feedback seit dem Release war wirklich sehr gut – insofern sind wir sehr stolz auf das und alles, was wir mit dem Album bereits erreicht haben. Auch international bekommen wir mittlerweile Reviews, aus Deutschland und den USA beispielsweise. Grade aus Deutschland ist das Echo wirklich großartig – dort ist Industrial-Musik einfach sehr populär. Diese Vorschusslorbeeren müssen wir jetzt live noch untermauern.
Was für Musik hört ihr selbst in eurer Freizeit?
Das dürfte dich überraschen, weil jeder von uns verschiedene Präferenzen hat – das geht von Black Metal über Electro und Dubstep bis hin zu Doom und Classic Rock. Aber wir alle lieben Elektro und Industrial, klar. Ich persönlich höre viel Djent, Dubstep oder extreme Musik wie Technical Death Metal – aber auch ganz normalen Rock.
Gibt es in Frankreich eine starke Industrial-Szene, und wenn ja: Welche Bands könntest du unseren Lesern da noch empfehlen?
Da hast du genau den Punkt getroffen: Leider ist Industrial in Frankreich nicht sonderlich beliebt. Glaub mir, es ist echt schwierig, hier in Frankreich für eine Show oder gar ein Festival gebucht zu werden, wenn du Industrial spielst. Das ist der Grund, warum wir Länder wie Deutschland, Belgien oder Osteuropa diesbezüglich vorziehen. Aber es gibt natürlich auch hier ein paar Industrial-Bands, die immer hörenswert sind – Mass Hysteria, Sidilarsen, The CNK, Punish Yourself oder Herrschaft beispielsweise!
Die letzten Worte gehören dir – willst du unseren Lesern noch etwas auf den Weg geben?
Klar! Leser von Metal1, hört euch OCTAVION an und findet heraus, wie euch französischer Industrial Metal in den Hintern treten und den Hals brechen kann! Macht weiter so und unterstützt die Metal-Szene – nur dank euch können Bands existieren und live spielen!
Vielen Dank für das Interview. An dieser Stelle noch ein kurzes Brainstorming:
François Hollande : Tollpatsch!
Germany: Rammstein!
Rammstein: Deutschland!
Edward Snowden: Mutig! Der Kerl hat wirklich eine Menge Courage, das, was er weiß, zu veröffentlichen!
Fußball: Fuß…was?
Nelson Mandela: Morgan Freeman! Als Nelson starb, gab es in Indien ein großes Poster zu seinen Ehren – aber sie haben darauf Morgan Freeman statt Nelson Mandela abgebildet. Was für eine Verwechslung! (lacht)